Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Lancelot Postlethwaite, der noch immer bewußtlos am Boden lag.
    Wir rissen ihn hoch, kurz bevor der lebende Tote uns erreichte. Die Bewegungen des Indianers waren jetzt fließender und vor allem schneller geworden, und als wir Lance mehr stolpernd denn gehend mit uns zerrten, folgte er uns kurzauf. Seine linke Gesichtshälfte war von der Explosion in eine einzige klaffende Wunde verwandelt worden, aber kein Tropfen Blut floß daraus hervor, und sie schien ihn auch nicht im mindesten zu stören. In seinem verbliebenen Auge glitzerte noch immer der Ausdruck unbändiger Gier.
    Natürlich; er konnte nichts mehr spüren. Sein Körper war gestorben, vor Minuten schon, und mit ihm jedes menschliche Gefühl.
    Wir zerrten Postlethwaite weiter mit uns. Cody, der ihn unter der rechten Schulter ergriffen hatte, schaute voraus, während ich den Untoten hinter uns im Auge behielt. So begriff ich erst gar nicht, wie mir geschah, als Bill plötzlich abrupt stehenblieb. Ich wurde von meinem eigenen Schwung herumgerissen, verlor Lancelots Arm und stolperte noch einige Schritte weiter.
    »Was – Weiter kam ich nicht. Ein heißer Schreck schnürte mir die Kehle zu, und für einen Moment weigerte sich mein Verstand zu glauben, was meine Augen sahen.
    Die sehnigen Hände des Untoten gruben sich von hinten in meine Schultern. Ich spürte es kaum.
    Vor mir flackerte das kleine Feuer, das Sitting Bull neben seiner Lagerstatt entzündet hatte. Er selbst saß zusammengesunken auf seiner Decke; Annie Oakley hatte sich über ihn gebeugt und stützte ihn. Ihr Gesicht war eine Grimasse des Grauens.
    Wie Bill und ich hatte sie die kleinen, schlanken Gestalten erkannt, die von allen Seiten aus dem Dunkel der Nacht hervorgetreten waren und das Lager umringten.
    Glühende Augen starrten uns aus verzerrten Gesichtern entgegen; bösartige Lichter, in denen Tod und Verderben geschrieben standen.
    Blutüberströmte Arme reckten sich nach uns, wie in stummer Anklage erhoben, als die toten Wächterindianer Schritt für Schritt näherkamen.
    Sie brauchten sich nicht einmal zu beeilen – wir konnten nicht mehr fliehen.
    Es war aus...

    * * *

    Äonenlang war sie durch ein Meer der Schwärze getrieben, durch absolute Dunkelheit und vollkommene Stille. Längst hatte sie die Augen geschlossen, um ihrem Geist zumindest vorzugaukeln, daß das Nichts um sie herum normalen Ursprungs war. Längst hatte sie zu schreien aufgehört, denn kein Laut drang an ihr Ohr; nicht einmal ihre eigene Stimme. Längst schlug sie nicht mehr wie rasend um sich, denn ihre Arme glitten wie durch zähen Schleim durch die Dunkelheit, gaukelten ihrem Verstand vor, in einem Moor zu versinken, immer tiefer und tiefer, und trieben sie bis dicht an die Grenze des Wahnsinns.
    Das schreckliche Gefühl der Schwerelosigkeit hatte sie nicht bekämpfen können. Und das war die grausamste seelische Folter von allen.
    Ihre Füße berührten keinen Grund, und glaubte sie gerade noch, regungslos zu schweben, so stürzte sie in der nächsten Sekunde in einen unendlichen, bodenlosen Brunnen aus Todesangst und der sicheren Gewißheit, jeden Moment mit furchtbarer Gewalt aufzuschlagen.
    Aber die El-o-hym waren Geschöpfe der Luft ebenso wie der Erde, und nach Ewigkeiten war es Shadow sogar gelungen, auch diese Vision halbwegs zu besiegen und sich – wenn auch nur in ihrer Einbildung – wie ein Vogel durch das Nichts zu bewegen.
    Nicht, daß es ihr viel genützt hätte. In den Sekunden, in denen Sie sich zwang, ihre Augen einen Herzschlag lang zu öffnen, erblickte sie stets das gleichbleibende, quälend monotone Bild undurchdringlicher Schwärze.
    Und wenn sie die Lider länger als diesen einen Moment hob, war es, als würde sich die Dunkelheit in ihren Augen spiegeln und gleichsam in sie eindringen wie durch eine geöffnete Schleuse. Und ihren Körper langsam, aber unbarmherzig füllen mit dieser tödlichen Flut aus Gestalt gewordener Nacht.
    Wenn sie die Seele erreichte, so wußte Shadow, würde sie sterben.
    Aber noch war es nicht soweit. Noch konnte sie ihre Gedanken formulieren und nach einem Ausweg sinnen.
    Sie wußte nicht, wo sie war; sie wußte kaum noch, wie sie hierhergelangt war, und selbst ihren Namen mußte sie wie ein kostbares Geheimnis hüten, um ihn nicht zu vergessen. Nur undeutlich und verschwommen erinnerte sie sich an die Bilder von... Felsen? Sand? Eine Stimme... was war das... eine Stimme?
    Und noch bevor sie den Sinn dieses Wortes ergründen konnte, war es ihr schon wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher