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Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen
Autoren: Verschiedene
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und eine eisige Hand berührte mein Herz, als ich sah, wie sie sich im Sattel aufrichtete und die Hände zu Fäusten ballte. Aber dann siegte der Schmerz über die Wut.
    »Wie... wie ist es geschehen?« fragte sie tonlos. Ihre Stimme war kaum mehr ein Flüstern.
    Sitting Bull sah zu ihr auf, und ich konnte spüren, wie er seinen Geist weit öffnete, seine geheimsten Gedanken der Frau preisgab, die ihn vor wenigen Augenblicken noch hatte töten wollen. Und ich erkannte, daß er ihr damit all seine Trauer über das Geschehene offenbarte; besser, als alle Worte es vermocht hätten.
    »Er hat deinen Freitod nie überwunden, Monahseetah«, gab er zur Antwort. »Und er gab mir die Schuld daran. Vor zwei Sommern wandte er sich vom Stamm ab und ging in die Städte der Weißen. Sie haben ihn gelyncht, als er sich in eine Weiße verliebte und sie seine Liebe erwiderte.« Er legte eine genau bemessene Pause ein und fuhr dann fort: »Du siehst, daß Haß und Selbstsucht nur neues Leid heraufbeschwören, Monahseetah. Tod zieht nur Tod nach sich, und aus Rachedurst kann nur Unheil erwachsen. Es ist ein ewiger Kreis des Bösen, und der Mensch allein kann ihn zerbrechen. Vollziehst du deine Rache, führst du das Band des Verderbens weiter. Erkennst du aber den wahren Sinn deiner Existenz, werden die Götter dir vergeben.
    Erforsche deine Seele, Monahseetah. Wenn etwas in dir Mensch geblieben ist, wirst du die richtige Entscheidung treffen.«
    Jetzt! durchfuhr es mich. Sie wird zuschlagen und ihn vernichten.
    Aber nichts geschah. Und ich mußte erkennen, daß der ewige Kampf gegen die GROSSEN ALTEN und ihre Kreaturen bereits mein Denken vergiftet hatte. Sah ich schon in jedem Gegner einen unversöhnlichen, blutrünstigen Todfeind? Hatte ich vergessen, daß es auch andere Gesetze gab, nach denen sich die Geschicke richten – selbst in jener Welt, die wir das Jenseits nennen?
    Lähmende Stille lag über der Wüste, als unser Schicksal entschieden wurde. Sitting Bull stand aufrecht und mit erhobenem Kopf vor Monahseetah, und für endlose Minuten vereinigte sich sein Blick mit dem ihren. Es war der unglaublichste, bizarrste Kampf, den ich je miterlebt hatte; ein Krieg zwischen Haß und Liebe, zwischen Rache und Vergebung. Eine Schlacht, die allein in der Seele der jungen Squaw ausgetragen wurde.
    Und die für uns entschieden wurde.
    Plötzlich verblaßte Monahseetahs Gestalt, wurde durchscheinend wie ein Nebelhauch, und mit ihr vergingen auch die Skelettpferde und die reglose Gestalt General Custers. Es war eine Ironie des Schicksals, daß er, der eigentliche Urheber dieses ganzen Kampfes, in der letzten, entscheidenden Auseinandersetzung nicht einmal zu Wort gekommen war. Und während im Osten die ersten gleißenden Strahlen der Morgensonne den Horizont erhellten, verwehten die Nebel im Wind, tanzten noch sekundenlang wie eine Vision über der Wüste und gingen schließlich ein in die Ewigkeit.
    Und rings um unser Lager sanken die toten Körper der Wächterindianer zu Boden, ihres unheiligen Lebens für immer beraubt.
    Übrig blieb ein Gefühl der Wehmut in unseren Herzen, eine Mischung aus Trauer und Freude zugleich. Und die Erkenntnis, einen winzigen Teil des Geheimnisses um das Leben selbst erfahren zu haben.
    Sitting Bull wandte sich um und blickte uns entgegen. Ich erschrak nicht einmal, als ich sah, wie sehr er gealtert war in diesen wenigen Minuten. Jetzt, da die Gefahr gebannt war, kehrte die Müdigkeit übermächtig zurück. Ich ließ mich auf den Rücken sinken und schloß die Augen.
    Im nächsten Moment riß ich sie wieder auf und starrte in den Himmel über mir. Für einen Augenblick hatte ich geglaubt, etwas dort oben gesehen zu haben: die Silhouette eines großen, schwarzen Adlers, der genau über der Stelle stand, wo Monahseetah verschwunden war.
    Aber dort war nichts. Ich mußte mich wohl getäuscht haben...

    E N D E
     

    Und in vierzehn
    Tagen lesen Sie:

    Der Weg zu Necrons Drachenburg führt durch den Wahnsinn. Und die Ängste des Eindringlings sind seine Wächter. Gerät man in den magischen Bannkreis, wird das lebendig, was man selbst am meisten fürchtet.
    Ein einziger Pfad nur verbindet die Drachenburg mit der Außenwelt – eine Brücke aus schwarzem Fels, hoch über der Wüste. Eine Brücke, die nur existiert, wenn man an sie glaubt!
    Es war ein Weg durch die Hölle. Ein immerwährender Kampf gegen die eigenen Gedanken. Denn jeder Zweifel bedeutete den sicheren Tod!

    Brücke am Ende der Welt
     
     
    SITTING
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