Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Der Hexer - NR27 - Todesvisionen

Titel: Der Hexer - NR27 - Todesvisionen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Monahseetah«, sagte er mit fester Stimme. »Deine Visionen haben mich geleitet.«
    Er sprach weiter, doch ich hörte seine Stimme plötzlich nur noch wie aus weiter Ferne. Wie ein Schock traf mich die Erkenntnis, fügte sich der letzte Puzzlestein in dieser Scharade des Schreckens zusammen.
    All die Träume, die furchtbaren Visionen, die ich erlebt hatte, waren für Sitting Bull bestimmt gewesen! Ich war ein Zauberer wie er, mein Geist ebenso empfänglich für magische Strömungen wie der seine, und dadurch waren seine Alpträume gleichsam zu den meinen geworden! Er war das Opfer, von dem der versteinerte Wächter in meinem Wachtraum gesprochen hatte. Ihm hatte der Angriff der Geisterhunde gegolten! Custers Hunden!
    Und jetzt verstand ich auch seine tiefe Niedergeschlagenheit, seine Resignation, die mit jedem Tag, den wir uns diesem Punkt näherten, zugenommen hatte. In Wahrheit hatte er die Schuld um den Tod der Wächterindianer auf sich geladen, und er war fast zusammengebrochen unter dieser Last.
    Und Shadow, die die Zusammenhänge durchschaut hatte, war von der Squaw entführt worden, bevor wir einen Plan ersinnen konnten, Sitting Bull zu schützen. Und natürlich hatte unsere Magie gegen einen indianischen Zauber versagen müssen.
    Jetzt war alles plötzlich so klar, stand so deutlich greifbar vor meinen Augen, daß ich mich einen Narren schalt, es nicht früher erkannt zu haben. Nur ein Teil fehlte noch, um das Rätsel vollends zu lösen: Wer war diese Squaw, und warum verfolgte sie einen Mann ihrer eigenen Rasse mit solch einem abgrundtiefen Haß?
    All diese Überlegungen waren mir im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf geschossen, und als sich mein Blick wieder klärte, sah ich, daß die Indianerin einen Arm erhoben hatte und auf Sitting Bull deutete.
    »Dies ist der Tag der Vergeltung, Ta-tan-ka I-yo-ta-ke«, klang ihre Stimme auf, und es schwang – bei aller Verachtung, die sie hineinlegte – eine Nuance darin mit, die nicht zu den Worten passen wollte. Ein fast sanfter, sehnsüchtiger Unterton, der mich beinahe mehr erschreckte als alle Härte.
    »Viele Sommer habe ich auf diesen Tag gewartet«, fuhr sie fort. »Jetzt kehrt zum zehnten Male Wakan Tanka ins Land der Sioux zurück, und zehntausend Tode bist du gestorben, Ta-tan-ka I-yo-ta-ke. Heute soll es der endgültige für dich sein. Du sollst sterben, wie du einst den Mann getötet hast, dem ich meine Liebe schenkte.«
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte Sitting Bull und trat einen Schritt vor. Plötzlich war alle Müdigkeit und Apathie von ihm abgefallen, und er erschien mir um gut zwanzig Jahre jünger. Ich ahnte, daß er die Begegnung herbeigesehnt haben mußte.
    Natürlich! durchfuhr es mich im nächsten Moment. Deshalb hatte er mein Angebot, ihm zu helfen, immer wieder abgelehnt! Nur aus diesem Grund hatte er sein Wissen um den Ursprung des Schreckens nicht preisgegeben: Weil er diese endgültige Konfrontation gewollt hatte.
    Und noch während er die Worte aussprach, reagierten meine magischen Sinne aufs neue, und wieder hatte ich diese merkwürdig diffuse Gewißheit, daß er mit seinen Worten einerseits nicht log, andererseits aber auch nicht die Wahrheit sprach.
    Die Antwort auf dieses verwirrende Gefühl gab mir die Indianerin im nächsten Moment.
    »Du warst es, der den Zauber bewirkte, der George in die Hände deiner Krieger lockte«, sagte sie verächtlich. »Du allein trägst die Schuld an seinem Tod. Und dafür wirst du sterben.«
    Sie sprach noch weiter, aber ich könnte die Worte nicht mehr verstehen. Plötzlich hatte sich etwas wie ein sanfter Nebelhauch über mein Bewußtsein geschoben und dämpfte alle Geräusche um mich herum. Und aus diesem Nebel drang eine wispernde Stimme an mein Ohr.
    Ich erkannte sie sofort.
    Halte dich bereit, Robert, raunte Shadow in meinen Gedanken. Wenn ich angreife, unterstütze mich, so gut es geht.
    Ich wandte den Blick und sah zu ihr hinüber. Sie lag noch immer reglos am Boden, etwa vier Yards hinter den Geisterpferden. Wie sie erwartet hatte, hatten weder Monahseetah noch Custer auch nur Notiz von ihr genommen.
    Was, wenn unsere Kräfte wieder versagen? formulierte ich meine geistige Antwort. Es ist eine fremde Magie, der sie sich bedient!
    Überlaß es mir, sagte Shadow knapp. Ich glaube, ich weiß einen Weg.
    Und damit sprang sie auf.
    Die Bewegung kam trotz allem so unerwartet, daß ich vor Schreck zusammenzuckte. Neben mir stieß Annie Oakley einen ungläubigen Schrei aus, und auch Bills
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher