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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht
Autoren: Verschiedene
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Verstecken gekrochen und woben das Lager in ein Netz von Furcht und Dunkelheit ein. Annie hockte dicht neben mir und sah Cody und mich abwechselnd betroffen an, während Sitting Bull irgendwo dicht an der Grenze des gerade noch sichtbaren Teils unseres Lagers auf Händen und Knien herumkroch und offensichtlich versuchte, im blassen Licht des Mondes so etwas wie eine Spur zu entdecken.
    »Was ist passiert?« fragte ich noch einmal.
    »Ich war bei den Pferden«, antwortete Bill. »Wollte nur nach den Tieren sehen. Als ich zurückkam, war Lance nicht mehr da.« Er seufzte. »Der Kerl muß verrückt geworden sein! In diesem Labyrinth würde nicht einmal Sitting Bull den Rückweg finden.«
    Als hätte er seinen Namen gehört und reagiere darauf, richtete sich der Indianer in diesem Moment auf und winkte Cody und mich herbei. Seine ausgestreckte Hand wies nach Norden, als wir neben ihm anlangten. »Er ist dort entlang«, sagte er. »Ich glaube es jedenfalls.«
    »Du glaubst?« frage Cody stirnrunzelnd.
    Sitting Bull zuckte die Achseln. »Der Boden ist hart«, sagte er. »Und das Licht schlecht.« Es klang nicht wie eine Entschuldigung, und es war wohl auch keine, sondern schlichtweg eine Feststellung.
    Ich für meinen Teil sah indes nicht einmal den Boden, sondern nur ein Durcheinander aus finsteren Schatten, auf denen Sitting Bull hockte. Wie er hier auch nur die Spur einer Spur entdeckt haben wollte, war mir ein absolutes Rätsel.
    Aber Buffalo Bill schien keine Zweifel mehr zu hegen. Er wartete, bis Sitting Bull aufgestanden war, dann nahm er sein Gewehr von der Schulter und folgte dem greisen Indianer ohne ein weiteres Wort. Auch Annie Oakley und ich schlossen uns an.
    Sitting Bull führte uns in raschem Tempo durch ein wahres Labyrinth. Es war so dunkel, daß ich zum Teil nicht einmal mehr die Felsen sah, zwischen denen wir hindurchliefen, und selbst Sitting Bulls Gestalt zu einem hellen Fleck zu verblassen schien.
    Plötzlich erscholl vor uns ein gellender Schrei!
    »Lance!« rief Cody. »Das ist Lance!«
    Wir rannten los, nahezu blind und nur noch Sitting Bulls Schatten folgend. Cody und Annie entsicherten ihre Waffe, und auch ich griff widerstrebend nach dem Colt, den ich unter meinen Gürtel geschoben hatte – obgleich ich zu ahnen glaubte, daß den Gefahren, die in diesem Labyrinth aus Schatten und Nacht auf uns lauern mochten, nicht auf diese Weise zu begegnen war.
    Der Schrei wiederholte sich nicht, aber dafür hörten wir ein sonderbares helles Wimmern und Heulen, als winde sich dort vor uns jemand in unsäglichen Qualen, und als ich dicht hinter Sitting Bull und Cody um einen letzten Felsen bog, sah ich Postlethwaite. Er stand vor einem gewaltigen, nahezu lotrecht in die Höhe strebenden Felsbrocken von der Größe eines zehnstöckigen Hauses und sprang mit grotesken Hüpfern auf und ab, hin und her, wobei er diese schrecklichen Laute ausstieß und ununterbrochen mit den Armen wedelte.
    Cody erreichte ihn als erster. Grob riß er ihn an der Schulter herum und hielt seine Arme fest. »Was ist los, Lance?« rief er besorgt. »Was hast du? Bist du verletzt?«
    Postlethwaite schlug seinen Arm beiseite und machte einen weiteren Hüpfer. »Das ist er, Cody!« schrie er. »Das ist er! Wir haben ihn gefunden!«
    Auch Annie und ich hatten den englischen Wissenschaftler mittlerweile erreicht und sahen ihn voller Sorge an. Aber Postlethwaite schien nicht verletzt oder krank – im Gegenteil. Sein Gesicht glühte vor Erregung, und seine Hand stach immer wieder nach dem großen Felsen hinter ihm.
    »Das ist er!« kreischte er mit überschnappender Stimme.
    »Das ist was?« fragte Cody betont.
    »Der Berg!« ereiferte sich Postlethwaite. »Verstehen Sie denn nicht? Das ist der Berg der Weißen Götter, Cody! Wir haben ihn gefunden!«
    Cody starrte ihn einen Moment verblüfft an, dann trat er einen Schritt an Postlethwaite vorbei und blieb wieder stehen. Sein Blick tastete über die gewaltige finstere Masse des Riesenfelsens.
    Auch ich besah mir den »Berg« genauer.
    Es war ein gigantischer Felsbrocken, nicht eigentlich ein Berg, aber jetzt, als sich meine Augen allmählich an das hier herrschende Zwielicht gewöhnten, erkannte ich Linien und Schatten, die nicht von der Hand der Natur geschaffen worden waren.
    »Das ist... ein Tor«, murmelte ich verblüfft.
    Cody warf mir einen zweifelnden Blick zu, sagte aber nichts, sondern packte nur sein Gewehr fester und ging raschen Schrittes auf den Felsen zu. Dicht vor dem
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