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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht
Autoren: Verschiedene
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erkennen. Aber als Schatten, die deutlich näher gekommen waren. »Wir haben das Tal fast durchquert.«
    »Das ist es ja gerade, was uns Sorgen macht«, antwortete Bill gepreßt.
    »Uns?« Ich starrte ihn an, dann verstand ich. Mit einem fragenden Blick wandte ich mich an Sitting Bull.
    »Was hat es mit diesen Bergen auf sich, Häuptling?« fragte ich.
    Im ersten Moment schien es, als wolle Sitting Bull – wie beinahe üblich – gar nicht auf meine Frage reagieren. Aber dann antwortete er doch, wenn auch, ohne mich dabei anzusehen.
    »Mein Volk nennt sie die Toten Berge«, sagte er leise. »Niemand, der je seinen Fuß dort hineingesetzt hat, ist jemals wieder gesehen worden.«
    »Übrigens auch kein Weißer«, fügte Bill hinzu.
    Ich blickte ihn zweifelnd an. »Bist du sicher?«
    Bill nickte erneut. »Niemand spricht darüber, aber es ist so«, sagte er. »Es gibt keinen Ausgang aus diesem Tal. Nicht auf dieser Seite.«
    Verwirrt blickte ich abermals zu den Bergen hinaus. Sie waren nicht mehr sehr deutlich zu erkennen, aber sie schienen mir nicht sehr hoch. Nicht hoch genug jedenfalls, um unbezwingbar zu sein.
    Aber vielleicht war es auch nicht ihre Höhe, die sie so gefährlich machte...
    Abermals glaubte ich, die Fremdartigkeit und Feindseligkeit dieses Tales zu spüren. Es war, als berühre mich eine unsichtbare Hand. Ich schauderte, versuchte das Gefühl abzuschütteln und wollte weiterreiten, doch Cody streckte rasch die Hand aus und hielt die Zügel meines Pferdes fest.
    »Wir legen eine Rast ein«, sagte er. »Eine halbe Stunde. Und unser Professor«, fügte er mit einem finsteren Seitenblick auf Postlethwaite hinzu, »kann inzwischen seine Karten wälzen. Vielleicht weiß er hinterher mehr.«
    Postlethwaite schenkte ihm einen bösen Blick.

    * * *

    Das Ungeheuer tobte. Seine gewaltigen Kiefer krachten immer wieder aufeinander und bissen in irrer Wut nach einem imaginären Gegner; sein Schwanz, massig wie ein Baum und so hart, als wäre er aus Stahl gegossen, prallte immer wieder gegen Felsen und Stein und zermalmte sie, und seine Klauen zischten wie tödliche Dolche durch die Luft.
    Ixmal beobachtete den Drachen seit einer ganzen Weile. Seine Finger lagen so fest um die kleine Beinflöte, daß seine Knöchel weiß durch die Haut traten. Aber noch berührte das Instrument nicht seine Lippen. Er mußte warten. Der Moment, den Ruf erklingen zu lassen, war noch nicht gekommen.
    Vielleicht hatte er auch nur Angst.
    Er verstand nicht, was den Drachen so wütend gemacht hatte. Vielleicht war es die Nähe der fremden weißen Götter, die ihn in Raserei versetzte. Ixmal hatte sich dem Drachen oft genähert, und mehr als einmal auf weit kürzere Distanz als heute. Jetzt wagte er es nicht. Denn er war nicht einmal sicher, ob ihn die Flöte vor dem Zorn der Bestie schützte. Das Tier tobte wie in Raserei.
    Aber er mußte es tun. Nicht nur sein Schicksal hing davon ab, sondern vielleicht das des ganzen Stammes. Die fremden weißen Götter hatten sich dem verbotenen Berg schon gefährlich weit genähert.
    Vorsichtig hob er die Flöte an die Lippen, trat aus dem Sichtschutz des Felsens heraus und wartete, bis der Drache ihn gesehen hatte. Das Ungeheuer stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, fuhr mit einer rasend schnellen Bewegung herum und stieß den Schädel in seine Richtung. Ein Schwall heißer, stinkender Luft hüllte Ixmal ein, als es den gewaltigen Rachen aufriß. Gleichzeitig streckten sich seine winzigen Vorderpfoten aus, um den frechen Menschen zu packen und zu zerreißen.
    Ixmal blies die Flöte.
    Und im selben Augenblick, in dem der erste Ton aus dem kleinen Instrument drang, erstarrte der Drache.
    Ixmal blies weiter.

    * * *

    Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, wach zu bleiben, mußte ich wohl doch eingeschlafen sein, denn das nächste, woran ich mich erinnere, war Codys Hand, die unsanft an meiner Schulter rüttelte.
    Ich versuchte sie abzustreifen, aber Cody knurrte nur ungehalten und schüttelte und rüttelte weiter, bis ich widerwillig die Augen öffnete.
    »Was ist los?« knurrte ich ungehalten.
    »Der Professor ist weg!« rief er erregt.
    Das reichte, mich schlagartig wach werden zu lassen. Mit einem Schrei sprang ich hoch, stieß mir dabei kräftig den Schädel an einem Grat des Felsens an, in dessen Schutz ich mich niedergelegt hatte, und sah mich erschrocken um.
    Es war Nacht geworden. Die Felsen waren vollends zu finsteren, unheimlichen Dingen verblaßt, und die Schatten waren aus ihren
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