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Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Titel: Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr
Autoren: Verschiedene
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Tag – in den quirlenden Strom von Passanten ein, der die Mainstreet von San Francisco füllte, und wußte im gleichen Moment, daß mir auch dieses Manöver nichts anderes eintragen würde als einige weitere Knüffe in die Rippen und ein paar weitere Tritte auf die Zehen.
    Ich erreichte eine Straßenkreuzung, blieb stehen und sah mich unschlüssig um. Auf geradem Wege setzte sich die Mainstreet fort, so weit ich blicken konnte, ehe sie sich im Dunst der Großstadt verlor. Zur Linken wurden die Häuser merklich schäbiger, und auch der Strom von Passanten nahm ab; zur Rechten erhoben sich einige Häuser, deren Äußeres zwar alles andere als vertrauenerweckend war, die meinen Bedürfnissen aber schon näher kamen – es gab einen chinesischen Waschsalon, ein paar Bordelle, zwei oder drei Restaurants und, gleich schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite, einen Spielsalon, über dessen weit geöffnetem Eingang ein Schild die Millionen-Dollar-Chance versprach, was wohl höchstens für den Besitzer dieses Etablissements zutraf.
    Ganz offensichtlich war ich an der Grenze des Vergnügungsviertels angelangt; eine Gegend, um die ich normalerweise nicht nur in Frisco, sondern auch in allen anderen Städten einen weiten Bogen gemacht hätte.
    Nicht zuletzt, weil es noch gar nicht so lange her war, daß ich mir selbst meinen Lebensunterhalt damit verdiente, eben diese Gegenden unsicher zu machen. Im Moment allerdings schien mir die Straße genau das richtige. Wenn ich überhaupt eine Chance hatte, meinen Verfolger irgendwie loszuwerden, dann hier.
    Ich sah mich noch einmal um – natürlich ohne ihn zu erblicken –, griff in die Rocktasche und tat so, als überprüfe ich meine Barschaft; eine Geste, die mir genau richtig schien, den unbedarften Touristen zu spielen, der hierhergekommen war, um das große Abenteuer zu erleben. Dann überquerte ich forschen Schritts die Straße und trat durch den Eingang des Spielsalons.
    Es war wie ein Schritt in eine andere Welt. Der Lärm und das Licht von San Francisco blieben hinter mir zurück, und vor mir, nur noch durch einen halb zurückgeschlagenen Vorhang getrennt, neben dem ein breitgesichtiger Schlägertyp herumlungerte, begann die glitzernde Plüschwelt des Spielsalons. Gedämpftes Stimmengemurmel drang in den Vorraum, das Klirren von Glas, das helle Klickern einer Roulettkugel, dazwischen ein helles Frauenlachen, der Geruch nach abgestandenem Qualm und Whisky...
    Wie lange war es her, daß ich selbst in dieser Welt zuhause gewesen war?
    Wirklich schon fast vier Jahre? In diesem Moment kam es mir vor wie vier Tage. Ich kannte sie, diese Welt, die auf der anderen Seite des Vorhanges begann, wenngleich auch aus einer ganz anderen Sicht. Wie viele Nächte hatte ich in Lokalen wie diesem verbracht, hinter der Theke stehend und Gläser spülend, Spucknäpfe auswechselnd, hatte sie Summen verspielen sehen, für die ich zehn Jahre hätte arbeiten müssen?
    Ich verscheuchte den Gedanken, ging weiter und warf dem Muskelberg ein Lächeln zu, während er mich kalt betrachtete, mit geübtem Blick meine Kleidung und mein Auftreten einschätzte und zu dem Ergebnis kam, daß ich einzulassen wäre. Nach einer Sekunde faltete er sogar die Arme auseinander und verzog sein Gesicht zu etwas, das er für ein freundliches Lächeln halten mochte.
    »Einen Tisch, Sir?«
    Ich überlegte einen Moment, dann schüttelte ich den Kopf, deutete auf die Bar, die eine ganze Seitenwand des Raumes einnahm, und schnippte dem Breitgesicht im Weitergehen noch einen Vierteldollar zu.
    Erneut nahm mich die glitzernde Welt des Spielsalons gefangen, kaum daß ich ein paar Schritte weitergegangen war, und für Augenblicke vergaß ich sogar meinen Verfolger und den eigentlichen Grund, aus dem ich hier hereingekommen war.
    Es war wie eine Heimkehr. Die blitzende Straßwelt rings um mich herum stieß mich ab, und gleichzeitig zog sie mich an, auf eine schwer in Worte zu fassende, fast morbide Art. Vielleicht war es einfach das Gefühl, zum ersten Mal im Leben auf der anderen Seite des Vorhanges zu stehen; in jeder Bedeutung des Wortes.
    Ich ging zur Bar, setzte mich auf einen freien Hocker, bestellte ein Bier und sah mich noch einmal um, etwas gründlicher diesmal.
    Der Raum war sehr groß, wirkte aber klein, denn an den zwei Dutzend unterschiedlich großen Spiel- und anderen Tischen drängelten sich an die zweihundert Menschen, wenn nicht mehr. Leichtgekleidete Mädchen bewegten sich zwischen den Tischen oder rückten
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