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Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Titel: Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr
Autoren: Verschiedene
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würde, wenn ich den Fehler beging, aufzustehen.
    Aber ich mußte nach vorne. Das Gehirn des Shoggoten befand sich zweifellos dort, vermutlich auf der Lokomotive, und wenn es mir nicht gelang, das Ungeheuer innerhalb der nächsten drei, vier Minuten unschädlich zu machen, waren wir alle verloren.
    Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte ich mich hoch, zog den Kopf zwischen die Schultern und kroch auf Händen und Knien weiter, bis ich das Ende des Wagendaches erreichte. Etwas Schwarzes, Glänzendes war unter mir, und finstere Schatten flogen an uns vorüber.
    Ich setzte alles auf eine Karte und sprang.
    Es war die schrecklichste Sekunde meines Lebens. Ich hing über dem Nichts, mit weit ausgestreckten Armen und Beinen, der Wind schlug mit unsichtbaren Fäusten auf mich ein, und die gierigen Nervenfäden des Shoggoten griffen wie Millionen dürrer Krakenarme nach mir.
    Dann prallte ich auf das Dach, schlug mir Nase und Lippen blutig und fand mit verzweifelter Kraft Halt.

    * * *

    Midwailer schaufelte Kohlen. Das Blatt seiner Schaufel glühte in hellem Orangerot, und der hölzerne Stiel hatte längst Feuer gefangen, aber er spürte es nicht einmal. Mit monotonen Bewegungen warf er die schwarzen Kohlen in den brennenden Schlund der Lokomotive. Der Zug wurde schneller.

    * * *

    Wie ich den ersten Wagen und den Kohletender erreichte, weiß ich nicht mehr. Es war wie ein Alptraum. Der Fahrtwind war so heftig, daß er mir den Atem nahm. Ich sah kaum mehr etwas. Der Zug bockte und sprang so heftig in seinen Geleisen, daß es fast ein Wunder schien, daß er nicht längst entgleist war.
    Eine Sekunde lang blieb ich einfach keuchend liegen, preßte das Gesicht gegen die rauhen Kohlen unter mir und versuchte meinem geschundenen Körper noch einmal ein bißchen Kraft abzugewinnen. Meine Hände zitterten so stark, daß ich kaum mehr hochkam.
    Und der Anblick, der sich mir bot, als ich es endlich schaffte, lähmte mich abermals.
    Als wolle er die schreckliche Szene in der gebührenden Breite beleuchten, war der Mond hinter den Wolken hervorgekrochen und überschüttete die Berge mit silbernem Licht. Der Schienenstrang glänzte wie ein silberfarbener Fluß auf dem matten Schwarz der Felsen.
    Für eine knappe halbe Meile führte er noch geradeaus.
    Dann machte er einen Knick, als hätte jemand die Geleise im rechten Winkel abgebogen, und verschwand hinter senkrecht aufstrebenden Felsen.
    Auf der einen Seite.
    Auf der anderen gähnte ein bodenloser Abgrund.
    Und der Zug raste in einem wahren Höllentempo darauf zu!
    Mit einem Schrei sprang ich auf, warf mich nach vorne und sprang vom Tender herunter auf die Lok.
    Um ein Haar wäre es mein letzter Schritt gewesen.
    Vor dem weit geöffneten Feuerloch stand eine Gestalt, etwas, das irgendwann einmal ein Mensch gewesen war. Jetzt war sein Aussehen kaum mehr zu erkennen, denn es stand in hellen Flammen.
    Aber es lebte.
    Und es reagierte.
    Ich fand kaum Gelegenheit, mich auf dem bockenden Untergrund wieder aufzurichten, ehe das Scheusal herumfuhr und sich mit lautloser Wut auf mich stürzte.
    Ich stolperte zurück, prallte gegen etwas Hartes, Heißes, und wich im letzten Moment dem Hieb aus. Die Schaufel prallte eine Handbreit neben mir gegen den Stahl und brach ab.
    Ich sprang zur Seite, duckte mich unter einem weiteren Hieb hindurch und stieß den Degen vor.
    Die Kreatur erstarrte mitten in der Bewegung. Ein sonderbarer, seufzender Laut drang über ihre Lippen. Sie taumelte, ließ den Schaufelstiel fallen und kippte rücklings in das weit offenstehende Feuerloch der Lok. Fettiger Dampf quoll auf, als das schwarze Protoplasma in der Höllenglut verkochte.
    Keuchend richtete ich mich auf. Das Ungeheuer war tot, aber die Lok raste weiter in höllischem Tempo dahin – und der Abgrund war höchstens noch eine Viertelmeile entfernt!
    Ich fuhr herum, starrte einen Moment lang hilflos auf die verwirrende Vielfalt von Instrumenten, Hebeln und Rädern vor mir und versuchte vergeblich zu erraten, welches davon so etwas wie eine Bremse sein mochte. Schließlich begann ich wahllos an allem herumzuzerren und -drehen, was sich irgendwie bewegte. Natürlich ohne den geringsten Erfolg.
    »Robert! Hierher!«
    Bodines Schrei ließ mich herumfahren. One-Shot war mir gefolgt, ohne daß ich es bemerkt hatte. Aber er war nicht auf den Kohletender gestiegen wie ich, sondern hockte, sich mit einer Hand festklammernd, auf der Kupplung zwischen der Lok und dem ersten Wagen.
    Entschlossen kletterte ich los. Es
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