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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons
Autoren: Verschiedene
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dir die Bilder genauer an. Hier ist ein Mensch dargestellt, der ein Buch in der Hand hält. Offensichtlich versucht er gerade, eine Beschwörung durchzuführen. Die angedeuteten Gebäude im Hintergrund entsprechen dem Anwesen, soweit ich es sehen konnte. Ich bin überzeugt, daß er hier versucht hat, einen Hinweis auf sein Schicksal zu geben.«
    Ich trat vor das nächste Bild. Vor dem Strichmännchen öffnete sich der Boden. Eine Art Tentakel wand sich aus der Öffnung und umschlang Bredshaw.
    »Es reißt ihn in die Tiefe«, fuhr ich fort. »Er ist nicht mit dem fertig geworden, was er erweckt hat, sondern ihm zum Opfer gefallen.«
    Ich trat vor das nächste Bild. Es zeigte auf den ersten Blick eine Vielzahl ineinander verschwommener Linien, denen ich keinen Sinn entnehmen konnte. Auch eine schematische Karte des Labyrinths – wie ich in einer verfrühten Euphorie schon gehofft hatte – konnte es nicht sein. Keine der Linien bildete einen auch nur annähernd geraden Strich. Statt dessen wirbelten sie in verwirrender Art durcheinander, zogen sich zu Spiralen zusammen, die sich einem unbekannten Mittelpunkt näherten, und strebten wieder auseinander. Es war ein sinnverwirrendes Bild, dessen Konturen sich auf eigentümliche Weise verwischten, sich überschnitten, ineinander übergingen und neue, bizarre Konstellationen schufen.
    Verwirrt strich ich mir mit der Hand übers Gesicht, und erst als ich die Augen wieder öffnete, wurde mir bewußt, in welchem Maße meine Gedanken den Linien gefolgt waren. Ohne daß ich es gemerkt hatte, hatte das merkwürdige Eigenleben des Reliefs mich in seinen Bann geschlagen.
    Es wurde mir erst richtig bewußt, als ich Jeff Conroy ansah. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Junge auf das Bild. Er schien der Wirklichkeit völlig entrückt zu sein.
    Ich rüttelte ihn an der Schulter, und er erwachte wie aus einem tiefen Schlaf. Ein Schauer überlief seinen Körper, als wolle er so die Trägheit aus seinen Gedanken und Gliedern vertreiben. Seine Lippen bebten, als er den Mund öffnete, aber er brachte nur ein heiseres Krächzen zustande. Auf seiner Stirn glänzte Schweiß.
    Dann fuhr er blitzartig herum, zertrümmerte in der Drehung einige der Glasgefäße – und brach bewußtlos zusammen. Ich wollte mich nach ihm bücken, erstarrte aber in der Bewegung, als mein Blick auf die Klauenhand fiel. Einige Spritzer der ausfließenden Flüssigkeit hatten sie getroffen und neuerlich verändert. Das rötliche Glühen war verschwunden, aber deshalb war die Hand noch lange nicht wieder normal.
    Sie glühte jetzt in einem nicht minder erschreckenden Grünton! Und während ich sie noch anstarrte, schoben sich die Fingernägel, gebogenen Krallen gleich, noch weiter hinaus.
    Meine Nerven wollten rebellieren, und ich konnte mich nur mit äußerster Mühe zur Ruhe zwingen. Nur langsam gelang es mir, meine Gedanken wieder zu ordnen. Ich fühlte mich erschöpft und ausgelaugt. Es war nicht allein die körperliche Schwäche, die ich immer noch nicht überwunden hatte, sondern eine Müdigkeit in meinem Geist.
    Ich wandte den Blick von der furchtbaren Klaue und beugte mich zu Jeff Conroy hinab. Er schlug die Augen auf, kaum daß ich ihn berührt hatte.
    »Geht es wieder?« fragte ich. Er starrte mich einen Augenblick verwirrt an, dann nickte er mechanisch.
    Von irgendwoher strich ein eisiger Luftzug durch die Halle, kühlte mein erhitztes Gesicht und wirbelte die Nebelschwaden durcheinander, die sich in den Nischen und Ecken der Höhle gesammelt hatten. Es dauerte einen Augenblick, bis mir die Ungeheuerlichkeit meiner Wahrnehmung bewußt wurde.
    Nebel!
    Und das mehr als zwanzig Schritt unter der Erde!
    Wie schmutzige, graue Wolken ballte sich der Nebel um uns zusammen, wurde von Sekunde zu Sekunde dichter. Er formte sich zu verzerrten Fratzen, die einen Alptraum entsprungen schienen. Aber das, was mich meine Phantasie sehen ließ, war nur ein Widerhall des wahren Schreckens, der unsichtbar hinter dem Nebel lauerte. Unsichtbar, aber dennoch spürbar.
    Ich begriff, daß wir ganz bewußt in diesen Raum gelockt worden waren. Es mochte daran liegen, daß ES – was auch immer sich hinter diesem Begriff verbarg, der mit einem Male in meinen Gedanken war – die Enge der Stollen scheute und sich in der Größe der Halle erst entfalten konnte. Die Erklärung erschien mir selbst zu simpel und vordergründig, aber ich fand keine andere. Wir waren die ganze Zeit über verfolgt worden, verfolgt und beobachtet, aber
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