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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons
Autoren: Verschiedene
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man hatte uns nicht angegriffen.
    Der Schrecken, der an der Seele nagt. Die Spinne, die uns im Mittelpunkt ihres Netzes erwartet hatte! Und dieses Zentrum war – hier!
    Es war totenstill; eine trügerische Ruhe vor dem vernichtenden Sturm. Und es war kalt geworden; die Temperatur war in wenigen Sekunden um mehrere Grad abgesunken.
    Und dann brach die Hölle los!
    Alles ging so schnell, daß ich kaum noch zu reagieren vermochte. Ein naßglänzender Tentakel wirbelte durch die Luft auf Jeff Conroy zu und schlang sich um seinen Oberkörper. Ein Ruck riß den Jungen von den Beinen. Er schrie in greller Todesangst auf, schlug wild mit den Armen um sich und versuchte, irgendwo einen Halt zu finden.
    Er fand keinen. Unaufhaltsam wurde er nach vorn gezerrt – mitten in die wallenden Nebelschwaden hinein...

    * * *

    Auch wenn er ungleich größer war – mindestens doppelt so dick und mehr als dreimal so lang – erinnerte der Tentakel vage an die Fangarme des Shoggoten Vernon Brewster. Die Haut – sofern man die Oberfläche des Gebildes überhaupt so nennen konnte – bestand aus grünlich schimmernden Schuppen, denen ein Gestank nach Moder und Fäulnis entströmte, der sich schwer auf meine Lungen legte und jeden Atemzug zur Qual werden ließ.
    Ich riß den Stockdegen – ich hatte unverschämtes Glück gehabt, daß die Besessenen ihn mir gelassen hatten – aus der Scheide. Mit zwei Schritten erreichte ich Jeff.
    »Helfen Sie mir! So helfen Sie mir doch!« Die panische Todesangst ließ die Stimme des Jungen überschnappen. Ich riß den Degen hoch und ließ ihn auf den schuppigen Tentakel niedersausen.
    Ebensogut hätte ich mit der zierlich anmutenden Waffe auf einen Amboß schlagen können. Es gab ein metallisches Klirren, und einige Funken stoben auf. Der Rückschlag war so hart, daß er mir fast die Waffe aus der Hand geprellt hätte. Ein stechender Schmerz durchzuckte mein Handgelenk bis hinauf in den Unterarm.
    Dem Tentakel hatte der Schlag nichts ausgemacht; selbst der Shoggotenstern im Knauf des Degens blieb wirkungslos. Es war, als hätte das Ding, zu dem der Tentakel gehörte, den Angriff nicht einmal bemerkt. Es schien mich zu ignorieren.
    Ich versuchte es noch einmal. Diesmal setzte ich die Spitze des Degens an der Kante zwischen zwei Schuppen an und stieß mit aller Kraft zu. Der Stahl des Degens verbog sich und rutschte dann wirkungslos ab.
    »Helfen Sie mir!« brüllte Jeff erneut. Immer noch schlug er um sich und stieß verzweifelte Angstschreie aus. Fast erschien es mir wie Hohn, wie langsam die Bestie ihn zu sich holte; gerade so, als weide sie sich an seiner Panik und meiner Hilflosigkeit.
    Ich steckte den Degen weg und blickte mich gehetzt um. In den wogenden Nebelschleiern war jetzt etwas ungeheuer Großes, Spinnenähnliches zu erkennen, und für einen Moment war ich dankbar dafür, daß der Nebel mir den vollständigen Anblick der Kreatur ersparte. Obgleich er alle Geräusche verschluckte und verzerrt wieder ausspie, vernahm ich ein schleimiges Blubbern und das Zerplatzen kleiner Blasen. Dazwischen ertönte ein Schleifen und Knirschen, als würden Knochen zermalmt. Ich wußte, daß es sich um Schuppen handelte. Um die Schuppen eines weiteren Tentakels, der unruhig hin und her peitschte und die Nebelschwaden durcheinanderwirbelte. Für Sekundenbruchteile nur sah ich ihn, bevor er wieder von den wabernden grauen Schleiern verschluckt wurde, um einen Augenblick später unglaublich schnell wieder daraus hervorzubrechen.
    Das Knirschen hatte mich gewarnt. Ich warf mich zur Seite. Der Schatten huschte aus dem grauen Vorhang auf mich zu. Zwar konnte er mich nicht mehr packen, aber er berührte mich noch flüchtig an der Schulter und zerfetzte das, was noch von meinem Ärmel übrig geblieben war. Obwohl der Tentakel hart wie Stahl war, fühlte er sich auf meiner nackten Haut feucht und schleimig an. Und unglaublich kalt; so kalt, daß ich es fast schon wieder als Hitze spürte. Unter der Berührung brannte mein Oberarm, als wäre er mit siedendem Öl übergossen worden. In der Woge des Schmerzes nahm ich kaum wahr, daß ich hart auf den Boden prallte und mir das Gesicht blutig schlug. Woher ich die Kraft nahm, mich noch einmal herumzuwälzen, so daß mich ein zweiter Schlag verfehlte, wußte ich nicht.
    Das war nicht mehr ich, der noch handelte, der den längst verlorenen Kampf weiterfocht. Es waren nur noch instinktive Reaktionen meines Unterbewußtseins, das sich mit dem Tod nicht abfinden wollte.
    Ich
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