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Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Titel: Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer
Autoren: Verschiedene
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normalem Wuchs und Gehabe, vielleicht ein bißchen zu selbstbewußt, und hatte eines jener Gesichter, von denen man glaubt, sich jederzeit daran erinnern zu können, die aber wie durch Geisterhand sofort aus der Erinnerung verschwinden, sobald sie sich abwenden. Das einzig Auffällige an ihm war vielleicht noch seine Kleidung.
    Jeder Fetzen, den er am Leibe trug, war schwarz. Eldekerk war sogar sicher, daß er schwarze Unterwäsche trug. Und er interessierte sich für ihn, Eldekerk.
    Es war unschwer zu übersehen. Der Mann war bereits dagewesen, als Eldekerk die heruntergekommene Hafenkneipe betreten und ein Bier bestellt hatte, eine finstere, schweigende Gestalt, die an einem kleinen Tisch in einer schattigen Ecke hockte, ein Glas mit Fruchtsaft in der Hand hielt – ohne auch nur ein einziges Mal daran zu trinken – und ihn anstarrte.
    Zuerst hatte sich Eldekerk einzureden versucht, daß er es sich nur einbildete. Er kannte den Mann nicht, und er war niemand, für den sich ein Fremder interessieren würde. Aber er hatte seine Blicke gespürt, die ganze Zeit über, während er an der Theke saß und Bier trank und dem Kauderwelsch des Wirtes zuhörte, der irgendwann vor zehn Jahren einmal seine Muttersprache vergessen haben mußte und manchmal in einem Satz drei verschiedene Dialekte benutzte, so daß Eldekerk niemals genau zu sagen wußte, mit wem oder worüber er überhaupt redete. Er hatte den Blick der dunklen, durchdringenden Augen gespürt wie die Berührung einer unsichtbaren Hand, eisig und unangenehm, und ein paarmal hatte er aufgesehen und zu dem Fremden hinübergeblickt.
    Der Mann hatte seinem Blick standgehalten, und das war etwas, was Eldekerk noch mehr verstört hatte. Eldekerk hatte es zur Perfektion entwickelt, andere anzublicken und damit zu verunsichern; ein Trick, den ihm einmal ein malayischer Pirat gezeigt hatte und der so gut wie immer funktionierte – er sah sein Gegenüber nicht an, sondern starrte gebannt auf einen Punkt über dessen Nasenwurzel, so daß er seinen Blick nicht ertragen mußte, der andere aber den Eldekerks. Es gab wenige Menschen, die es ertrugen, minutenlang ausdruckslos angestarrt zu werden.
    Der Fremde gehörte dazu.
    Schließlich – es war beinahe Abend, und die allmählich länger werdenden Schatten sagten ihm, daß es Zeit wurde, nach Hause zu gehen und seine Ausrüstung zusammenzupacken – signalisierte er dem Wirt, ein letztes Bier zu bringen und die Rechnung zu machen. Als er in die Tasche griff, um sein abgewetztes Portemonnaie hervorzuziehen, trat eine schlanke Gestalt neben ihn, drückte seine Hand mit sanfter Gewalt nach unten und legte einen Zehn-Gulden-Schein auf die Theke.
    »Sie gestatten, daß ich Ihre Rechnung übernehme, Mijnheer Eldekerk?«
    Eldekerk blinzelte verwirrt. Es war der Fremde in der schwarzen Kleidung. Er lächelte jetzt, aber es war ein Lächeln, das so vollkommen kalt und falsch war, daß es Eldekerk noch viel weniger gefiel als sein unverschämtes Starren zuvor. Aber irgend etwas hinderte ihn daran, dem Kerl die Antwort zu geben, die er verdiente. Nach einer Weile nickte er.
    »Danke«, murmelte er verstört. »Aber...«
    Der Fremde machte eine rasche, irgendwie befehlende Geste mit der Hand, und Eldekerk verstummte mitten im Satz. »Nicht hier«, sagte er leise. »Ich muß mit Ihnen reden, Mijnheer. Können wir zu Ihnen nach Hause gehen?«
    Abermals war es Eldekerk unmöglich, sich dem zwingenden Ausdruck der hellen, wasserklaren Augen seines Gegenübers zu widersetzen, und abermals nickte er, obgleich er in Wahrheit alles andere lieber getan hätte, als diesen unheimlichen Fremden auch noch mit sich nach Hause zu nehmen.
    »Dann kommen Sie«, sagte der Schwarzgekleidete. »Sie haben ja nicht mehr viel Zeit, oder?«
    Eigentlich hatte es Eldekerk nicht für möglich gehalten – aber seine Verwirrung steigerte sich noch. Dieser Mann schien Dinge zu wissen, die er einfach nicht wissen konnte.
    Sie verließen das Wirtshaus, und der Fremde schlug ganz selbstverständlich die Richtung ein, in der Eldekerks Haus lag. Sie gingen schnell, der Schwarzgekleidete zwei Schritte voraus, Eldekerk stumm und wie unter Hypnose hinter ihm her, bis ins Innerste verstört, aber unfähig, auch nur mit einer Silbe zu protestieren.
    Erst als sie die schäbige Hütte nahe des Ortsrandes betreten und Eldekerk die Tür hinter sich geschlossen hatte, fiel die sonderbare Lähmung wenigstens zum Teil von ihm ab.
    »Wer zum Teufel sind Sie?« fragte er. »Woher
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