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Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Titel: Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer
Autoren: Verschiedene
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griff ich nach dem Glas, nippte daran und spürte plötzlich, wie ausgedörrt meine Kehle war. Mit einem einzigen Zug leerte ich das Glas und nickte, als Tergard die Flasche hob und mich fragend ansah. Mit einem Lächeln füllte er mein Glas erneut. Etwas blitzte im Licht der Kerzen auf, als er die Hand bewegte. Ich sah genauer hin – und ließ um ein Haar mein Glas fallen.
    »Was haben Sie, Craven?« fragte Tergard.
    »Nichts«, versicherte ich hastig. »Ich... ich bin nur ein wenig erschöpft. Verzeihen Sie.«
    Tergard winkte großzügig ab. »Aber ich bitte Sie. Ich weiß, wie unbequem unsere Zellen sind.«
    »Ich habe schon in besseren Hotels verweilt«, bestätigte ich.
    Tergard lachte pflichtschuldig, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah mich mit einer Mischung aus Neugier und Herablassung an. Es war ein Blick, den ich kannte. Und der mich dazu brachte, meine etwas voreilig gefaßte Meinung über ihn noch einmal zu überdenken.
    »Sie wissen, warum ich Sie habe rufen lassen?« begann er nach einer Weile.
    »Ich fürchte es«, bestätigte ich. »Aber um es gleich zu sagen, hier liegt ein –«
    »Ein furchtbares Mißverständnis vor, ich weiß, ich weiß«, unterbrach mich Tergard. »Roosfeld hat mir alles berichtet. Sie müssen De Cruyk vergeben, Craven. Er ist nützlich, aber leider auch ein gottverdammter Idiot.« Er seufzte. »Die Welt ist voller Idioten, Mister Craven«, sagte er. »Es tut gut, zur Abwechslung einmal einen vernünftigen Menschen zu treffen. Sie sind doch vernünftig, nehme ich an?«
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich begriff, worauf er hinauswollte. Zögernd nickte ich. »Dieser Kapitän De Cruyk –«
    »Ich sagte bereits, De Cruyk ist ein Narr«, unterbrach mich Tergard, eine Spur schärfer als das Mal zuvor. Der Ausdruck in seinen Augen erinnerte mich plötzlich an Eis. »Er ist ein guter Seemann, aber er kann einen Elefanten nicht von einer Maus unterscheiden, wenn man ihm den Unterschied nicht erklärt.«
    »Dann... dann glauben Sie nicht, daß ich...«
    »Daß Sie ein Betrüger sind?« Tergard lächelte. »Ein Abenteurer, der versucht, unsere Blockade zu durchbrechen? Aber natürlich nicht.«
    »Welche Blockade?« fragte ich.
    Tergard tat so, als hätte er meine Frage nicht gehört. »Sie sind keiner von diesen Abenteurern, Craven«, sagte er. »Das Meer spült sie zu Dutzenden hier an, und Sie können mir glauben, ich erkenne sie auf zehn Kilometer. Nein, Craven. Keine Sorge. Ich halte Sie keineswegs für einen Abenteurer.«
    Er legte eine kleine, genau berechnete Pause ein, nippte an seinem Glas und sagte im gleichen freundlichen Plauderton: »Ich denke, daß Sie ein verdammter britischer Spion sind, Craven.«
    Ich starrte ihn an. »Ein... was?« murmelte ich.
    Tergard stellte sein Glas mit spitzen Fingern auf den Tisch zurück, schlug die Beine übereinander und sah an mir vorüber. »Roosfeld«, sagte er leise.
    Ich sah den Schlag kommen und versuchte mich zu spannen, aber meine Reaktion kam zu spät. Roosfelds Faust traf mich dicht unter dem rechten Auge, ließ mich mitsamt dem Stuhl nach hinten kippen und halbwegs durch den Raum schlittern, ehe ich endlich zur Ruhe kam.
    Als ich mich aufrichten wollte, traf mich sein Fuß haargenau auf die gleiche Stelle. Diesmal war ich klug genug, liegenzubleiben.
    »Nun, Mister Craven«, sagte Tergard leise. »Beseitigt das Ihre Verständigungsprobleme? Oder soll Roosfeld Ihrem Gehör noch einmal auf die Sprünge helfen?«
    Stöhnend versuchte ich mich in die Höhe zu stemmen. Mein Schädel dröhnte, als hätte mich ein Pferd getreten, und in meinem Mund war ein Geschmack wie nach Blut und hilflosem Zorn. Mir war übel. Roosfeld mußte mich wie ein Kind auf die Füße stellen.
    »Ich... habe verstanden, Tergard«, murmelte ich. »Aber Sie irren sich. Ich bin kein Spion.«
    Roosfeld knurrte und holte zu einem neuen Schlag aus, aber Tergard hielt ihn mit einer raschen Handbewegung zurück. Roosfeld gab ein fast enttäuschtes Schnauben von sich, hielt mich mit der linken Hand am Kragen fest und stellte mit der anderen den Stuhl wieder auf, um mich hineinzustoßen.
    »Natürlich sind Sie kein Spion, Craven«, sagte Tergard spöttisch. »Woher auch?«
    »Verdammt, ich weiß nicht, wovon Sie reden, Tergard«, stöhnte ich. »Bis vor wenigen Stunden wußte ich nicht einmal, daß es diese Insel gibt!«
    Tergard gab Roosfeld einen Wink...
    Als ich wieder zur Besinnung kam, schüttelte Tergard in einer Art den Kopf, als unterhielte
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