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Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Titel: Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer
Autoren: Verschiedene
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einstufte, einen Becher mit einer nicht näher definierbaren Flüssigkeit gebracht, die heiß wie die Hölle war und außer meinen Geschmacksnerven auch die mörderische Kälte abtötete, die sich in meinen Gliedern eingenistet hatte.
    Jetzt befand ich mich in der Kapitänskajüte – beziehungsweise dem möblierten Schweinestall, der sich an Bord der VAN HELSING so schimpfte –, hockte auf einem dreibeinigen Schemel und vertrieb mir die Wartezeit auf den Kapitän dieses Seelenverkäufers damit, mich ganz meiner Seekrankheit hinzugeben. Wenn ich an früherer Stelle einmal behauptet habe, daß ich Schiffe und überhaupt alles, was schwimmt, nicht mag, so nehme ich das hiermit zurück.
    Ich hasse sie.
    Mit jeder Faser meiner Seele.
    Das dumpfe Zuschlagen der Tür steigerte den wummernden Schmerz in meinem Hinterkopf noch ein wenig, und dann stiefelte ein Männchen um mich herum, das so ziemlich das perfekteste Gegenteil dessen darstellte, was ich mir unter dem Kapitän der VAN HELSING vorgestellt hatte. Oder überhaupt irgendeines Schiffes, das größer als fünf Zoll war.
    Kapitän De Cruyk – den Namen hatte ich aufgeschnappt – war ungefähr so groß wie ich (in diesem Augenblick jedenfalls, und ich saß vornübergebeugt auf einem niedrigen Stuhl!), aber genauso breit. Sein Gesicht glänzte ölig und erinnerte mich an das eines äußerst mißgelaunten Buddhas, wurde jedoch von einem sorgsam toupierten Haarschopf gekrönt. Seine Nase sah aus, als hätte sie schon einmal Bekanntschaft mit einem Stuhlbein gemacht, denn sie war in der Mitte deutlich eingekerbt, und seine Augen blickten mit einer Mischung aus angeborener Aggressivität und Feigheit auf mich herab, die mich instinktiv vorsichtig werden ließ. Als er an mir vorüberging, streifte mich ein Hauch von Pomade, der mir fast den Atem verschlug.
    »Sie sind also Craven«, begann er ohne Umschweife, nachdem er um seinen Schreibtisch herumgetrippelt war und sich in einen Stuhl hatte fallen lassen, der besonders hoch sein mußte, denn er war auf einmal ein gutes Stück größer als ich.
    »Das bin ich«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Und Sie müssen Kapitän De Cruyk sein. Ich danke Ihnen, daß Sie mich aus dem Wasser gefischt haben.«
    De Cruyk machte eine großspurige Geste. »Nicht der Rede wert, Craven.«
    So, wie er es sagte, klang es, als täte er Tag für Tag nichts anderes, als ertrinkende Amerikaner aus dem Wasser zu fischen. Aber ich beließ es bei einem zustimmenden Nicken und sah ihn nur fragend an. Etwas an De Cruyks Freundlichkeit störte mich. Sie wirkte falsch.
    »Wo kommen Sie her, Mister Craven?« fuhr De Cruyk nach einer Weile fort. »Von welchem Schiff?«
    Einen Moment lang dachte ich daran, mir irgendeinen Namen aus den Fingern zu saugen, aber dann fiel mir der Rat ein, den mir Howard einmal gegeben hatte: wenn man schon lügen muß, dann immer so dicht an der Wahrheit wie möglich. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu verplappern, ist dann kleiner.
    »Von der DAGON«, antwortete ich.
    De Cruyk runzelte die Stirn. »Sonderbarer Name. Ein amerikanisches Schiff?«
    Ich nickte hastig, und De Cruyk fuhr fort, als wäre dies Erklärung genug. »Was ist passiert?« fragte er. »Ist das Schiff gesunken, oder sind Sie über Bord gefallen?«
    »Ich... fürchte, letzteres«, gestand ich mit gespielter Zerknirschung. Meine Gedanken überschlugen sich schier. De Cruyks Fragen schrien geradezu nach einer Falle, und seine Freundlichkeit war so falsch wie die Edelsteine in seinen Ringen.
    »Wo?« schnappte er.
    »Wo?« Ich tat so, als verstünde ich ihn nicht.
    »Wo«, bestätigte De Cruyk. »Wo ist es passiert?«
    Ich schluckte ein paarmal, um Zeit zu gewinnen. »Nun«, sagte ich schließlich, »ich stand am Heck, auf der rechten Seite. Ich glaube, ihr Seeleute sagt Backbord dazu – oder war es Steuerbord?«
    De Cruyks Gesichtsausdruck verdüsterte sich wie eine Lampe, die an ihrem eigenen Ruß erstickt. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« fragte er.
    »Keineswegs«, versicherte ich hastig. Meine Gedanken rasten. Wie zum Teufel sollte ich ihm erklären, wo ich die DAGON verlassen hatte? Irgendwo an der Küste Englands, sicher – aber das Tor konnte mich genausogut zwei wie zweitausend Meilen weit transportiert haben!
    »Ich weiß es wirklich nicht, Kapitän«, versicherte ich mit gespielter Zerknirschung. »Ich verstehe nichts von Seefahrt oder Nautik, müssen Sie wissen. Wir waren lange unterwegs, und ich war die meiste Zeit über in meiner Kabine.
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