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Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer

Titel: Der Hexer - NR17 - Gefangen im Dämonen-Meer
Autoren: Verschiedene
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zu verblassen.
    Eldekerk hatte einmal zugesehen, wie ein Fotograf eine seiner Platten in ein Chemiebad legte und auf dem scheinbar leeren Stück Metall nach und nach ein Bild erschien, wie aus dem Nichts. Der Vorgang, den er jetzt beobachtete, war genau so, nur umgekehrt. Langsam, ganz langsam, als stehle eine unsichtbare Macht dem Schiff dort draußen seine Realität, löste sich das seltsame Gefährt auf. Seine Farben verblaßten. Es wurde durchsichtig, schien für einen kurzen Moment zu zerfließen wie ein Spiegelbild in klarem Wasser, in das jemand einen Stein geworfen hatte – und war fort.
    Das Fernrohr in Eldekerks Hand suchte das nächste Boot. Lautlos glitt es heran, erreichte die Stelle, an der das erste verschwunden war – und verblaßte ebenfalls.
    Der Vorgang wiederholte sich noch ein gutes Dutzend Mal, dann war der Ozean wieder so leer wie vor dem Erscheinen der seltsamen Flotte, und auch die Lichterscheinungen und Geräusche waren verschwunden.
    Aber Eldekerk hatte genug gesehen. Er wußte jetzt, daß er sich nicht getäuscht hatte. Morgen, wenn der Mond aufging, würden sie die Küste erreichen.
    Und er, Jop Eldekerk, würde dort unten sein, um auf sie zu warten.

    * * *

    Das Schiff war nicht besonders groß – ein Zweimastsegler von kaum hundertfünfzig Fuß Länge mit schmuddeliger Takelage, einem Rumpf, der unter dem Gewicht der Algen und Muscheln, die sich im Laufe der Jahre darangeklammert hatten, schier zu zerbrechen drohte, und einer Besatzung, die geradewegs aus einem Buch über die Piraten des siebzehnten Jahrhunderts entsprungen zu sein schien.
    Und trotzdem war es für mich der schönste Anblick, den ich jemals gehabt hatte.
    Aber vermutlich wäre es jedem an meiner Stelle so ergangen, wenn er sich unversehens fünfundzwanzig Yards unter der Wasseroberfläche wiedergefunden, mit letzter Kraft nach oben gestrampelt und – nachdem er wieder zu Atem gekommen war – festgestellt hätte, daß er sich mitten im freien Ozean befand, außer Sichtweite des nächsten Landes und nur in der Gesellschaft eines Dutzends ausgehungerter Haie.
    Was die Haie anging, hatte ich Glück gehabt – die Tiere verspürten entweder keinen Appetit auf frischen Engländer, oder sie waren hinter einer anderen Beute hergewesen, denn sie verschwanden nach wenigen Augenblicken und tauchten auch nicht wieder auf. Aber damit hatte meine Glückssträhne auch ziemlich abrupt geendet.
    Wie viele Stunden ich in dem eisigen Salzwasser geschwommen war, wußte ich nicht, aber es mußten viele gewesen sein, denn als ich aufgetaucht war, hatte die Sonne nahezu im Zenit gestanden, und als ich das Segel der VAN HELSING wie einen weißen Eisberg am östlichen Horizont auftauchen sah, neigte sich der Tag bereits seinem Ende entgegen.
    Ebensowenig, wie ich wußte, woher ich den Willen genommen hatte, mich immer wieder über Wasser zu halten, wenn meine Kräfte zu erlahmen drohten. Vielleicht war es auch nur Trotz gewesen – und wohl auch ein Gutteil Zorn. Nachdem ich meinen ersten Schrecken und das darauffolgende Entsetzen überwunden hatte, hatte ich eine Wut verspürt wie selten zuvor in meinem Leben. Was hatte mein geheimnisvoller Mitkämpfer gesagt, ehe er mich von Bord der dem Untergang geweihten DAGON rettete? Du hast mich betrogen, und wenn ich auch deine Gründe verstehe, so bin ich doch kein Gott, der vergibt. Wenn wir uns wiedersehen, werden wir Feinde sein.
    Nun – was den zweiten Teil seiner Prophezeiung anging, wußte ich jetzt, daß er recht hatte. Jemanden dergestalt von Bord eines sinkenden Schiffes zu retten, indem man ihn mutterseelenallein mitten in den Pazifischen oder sonst einen Ozean schmeißt, ist eine höchst sonderbare Art der Lebensrettung. Wäre die VAN HELSING nicht wie ein rettender Engel erschienen, wäre ich jämmerlich ersoffen.
    Aber selbst jetzt fühlte ich mich mehr tot als lebendig. Ein einäugiger Matrose hatte mich aus dem Wasser gefischt (alles andere als sanft, aber bei seinem Aussehen war ich ja schon froh, daß er keinen Enterhaken dazu benutzt hatte), während ein Dutzend kaum weniger abenteuerlich aussehender Typen an der Reling gestanden und mich angegafft hatten, als hätten sie noch niemals einen Ertrinkenden gesehen.
    Dann hatte man mich in eine winzige Kabine verfrachtet, mir die Kleider vom Leibe gerissen und mich in eine stinkende Decke gewickelt. Anschließend hatte mir jemand, den ich anhand seiner vor Fett triefenden Kleider und seiner schmuddeligen Finger als Smutje
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