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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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Luft, und die schwarze Tiefe unter ihr schien sie herabzuziehen wie eine unsichtbare Faust.
    Und dann berührte etwas ihren Fuß.
    Die Berührung brach den Bann. Jennifer schrie auf, bekam für eine halbe Sekunde Luft und tauchte abermals unter. Bitter schmeckendes, eisiges Wasser drang in ihren Mund. Sie kam mit einer verzweifelten Anstrengung noch einmal an die Wasseroberfläche.
    Das Ufer lag wie ein schwarzer Tuschestrich in der Nacht vor ihr, Meilen entfernt, wie es ihr vorkam. Vielleicht nur ein paar hundert Fuß in Wirklichkeit, aber genausogut hätten es zehntausend Meilen sein können. Ihre Kräfte erlahmten bereits. Die aneinandergebundenen Hände schienen sie wie Zentnerlasten in die Tiefe zu zerren, und die Kälte kroch auf unsichtbaren Spinnenbeinen in ihren Körper. Selbst, wenn ihre Hände nicht gefesselt gewesen wären, würde sie ertrinken, lange bevor sie das rettende Ufer erreichte.
    Und trotzdem erschien ihr dieser Gedanke mit einem Male verlockend. Vielleicht war es besser so. Ein schneller Tod, eine Minute der Agonie, nach der sie in das große Vergessen sinken würde, seinem Zugriff und dem Schrecken, den er für sie bereit hielt, entzogen. Vielleicht war der Tod die Erlösung, die einzige Flucht vor ihm, die ihr blieb.
    Es kostete sie all ihre Kraft, es zu tun. Sie hatte nicht geglaubt, daß es so schwer sein würde. Aber sie hatte auch nicht geglaubt, daß sie den Mut aufbringen würde.
    Sie atmete aus, hob die Hände aus dem Wasser und über den Kopf und ließ sich in die Tiefe sinken.
    Dunkelheit und Kälte umgaben sie wie ein schweigendes Grab. Sie spürte, wie sie in die Tiefe sank, tiefer und tiefer hinab in das eisige Schweigen des Sees, wie das Wasser in ihren Mund und ihre Nase drang. Farbige Kreise erschienen vor ihren Augen, und irgendwo in ihrer Brust erwachte ein sonderbares Gefühl der Endgültigkeit. Fast fühlte sie Triumph. Sie würde sterben, aber sie war ihm entkommen.
    Plötzlich war etwas neben ihr. Etwas Großes, das unsichtbar hinter der Schwärze des Wassers gelauert hatte, und plötzlich fühlte sie sich gepackt und in die Höhe gerissen. Eine weiche, starke Hand schmiegte sich um ihren Hals, zerrte sie nach oben und zwang ihren Kopf über die Wasseroberfläche. Sie sah nichts, nichts außer kochendem Wasser und Schatten, die ihrer eigenen Phantasie entsprangen, aber sie spürte, wie irgend etwas an ihrem Leib entlang tastete, auf ihren Magen drückte und sie zwang, wieder zu atmen. Verzweifelt trat sie unter Wasser um sich, spürte einen weichen, schwammigen Widerstand und schrie erneut auf, als sie von unsichtbaren Händen in die Höhe gehoben und gehalten wurde, so daß sie atmen mußte, ob sie wollte oder nicht.
    Etwas tastete nach ihren Händen, glitt beinahe sanft über die Stricke, die ihre Gelenke aneinanderbanden – und zerriß sie. Dann war der Widerstand verschwunden, das unsichtbare Etwas, das sie gerettet und befreit hatte, versank wieder in der Tiefe des Sees, und sie spürte wieder die saugende Kraft des eisigen Wassers.
    Instinktiv warf sie sich nach vorn, machte mit Armen und Beinen ungeschickte Schwimmbewegungen und atmete tief und gierig ein. Der See drehte sich vor ihren Augen wie in einem irrsinnigen Tanz, die schwarzen Regenwolken am Himmel schienen zu kochen, und die Kälte betäubte sie fast, aber irgendwo in ihrem halb erloschenen Bewußtsein hatte sich der Gedanke festgesetzt, daß sie gerettet war, daß er ihr Opfer nicht wollte. Er hatte sie berührt und begutachtet und abgelehnt, und sie würde weiterleben, wenn es ihr gelang, das Ufer zu erreichen, bevor die Kälte sie vollends lähmte.
    Allmählich fanden ihre Muskeln wie von selbst in den gewohnten Rhythmus der Schwimmbewegungen. Sie bewegte sich schneller und atmete gezwungen ruhig ein und aus. Das Ufer kam näher, zwar langsam, aber sichtbar. Noch hundert dieser unendlich mühsamen Schwimmzüge, und sie war gerettet.
    Der Wind frischte auf, als sie noch zwanzig Yards vom Ufer entfernt war. Das Wasser kräuselte sich stärker, und plötzlich fuhr eine Bö wie eine unsichtbare Faust unter die Wolken und zerriß die schwarze Decke, die sie über dem See gebildet hatten. Groß und rund wie ein bleiches, pupillenloses Riesenauge stand der Mond am Himmel.
    Jennifer begriff den grausamen Irrtum, dem sie erlegen war, erst, als sie die Bewegung unter sich spürte und das Wasser vor ihr zu schäumen begann. Aber ihr blieb nicht einmal mehr Zeit, zu schreien.
    Es waren die gleichen,
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