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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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unmenschlichen starken Hände, die sie gerettet hatten, die sie jetzt in die Tiefe zogen.

    * * *

    Vor den Fenstern des Hauses am Ashton Place dämmerte der Morgen. Der große, von einer doppelten Reihe sorgsam gestutzter Bäume gesäumte Platz in einem der vornehmsten Londoner Wohnviertel lag noch verschlafen da. Hinter einigen Fenstern brannte bereits Licht, meistens in den unteren, halbwegs im Keller liegenden Räumen, in denen die Dienerschaft das Frühstück vorbereitete oder einfach noch eine Weile plauderte, bis ihre Herrschaften erwachten und der gewohnte Tagesablauf beginnen würde. Hier und da kräuselte sich dünner grauer Rauch aus den Kaminen, aber sonst zeigte sich nirgends eine Spur von Bewegung. Über dem sorgsam gekehrten Kopfsteinpflaster des Platzes lag ein klammer Nebelhauch wie ein letzter Gruß der Nacht. Nicht einmal die Tauben, die normalerweise als erste mit ihrem unablässigen Gurren und Schimpfen die Sonne begrüßten, waren an diesem Morgen zu sehen. Es war, als hätte der Tag verschlafen.
    Das leise Geräusch der Tür drang wie ein Laut aus einer anderen Welt in meine düsteren Gedanken und ließ mich aufsehen. Es war Mary, meine Haushälterin. Sie sah so übernächtigt aus, wie ich mich fühlte, aber auf ihren bleichen Zügen lag ein Lächeln, und der Anblick der dampfenden Kaffeekanne, die sie zusammen mit zwei Tassen und einer silbernen Zuckerschale auf einem Tablett vor sich hertrug, hob meine Stimmung wenigstens um eine Kleinigkeit.
    Ich raffte mich dazu auf, ihr Lächeln zu erwidern, ließ die Gardine fahren und trat vom Fenster zurück. Erst jetzt fiel mir auf, wie kühl es im Zimmer war. Obwohl der Kalender erst Ende September anzeigte, wurden die Nächte bereits empfindlich kalt, und das Feuer im Kamin war heruntergebrannt, während ich am Fenster gestanden und hinausgestarrt hatte. Fröstelnd ging ich vor dem fast erloschenen Kamin in die Knie, legte einen neuen Scheit in die Glut und rieb die Hände ineinander.
    »Sie haben wieder nicht geschlafen, Robert«, sagte Mary vorwurfsvoll. Porzellan klirrte, und als ich aufstand und mich herumdrehte, war sie gerade dabei, die zweite Tasse mit dampfend-heißem Kaffee zu füllen.
    »Doch«, log ich. »Ich bin nur früh aufgestanden.« Ich setzte mich, griff nach der Tasse und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Mary ließ sich auf den zweiten Stuhl vor dem kleinen Tischchen nieder und sah mich mit einer Mischung aus Vorwurf und Sorge an. Ich war froh, daß sie da war. Mary Winden war viel mehr für mich als eine Haushälterin oder ein weiblicher Majordomus. Sie war einer der ganzen wenigen Menschen, für die ich Zuneigung empfand und die dieses Gefühl erwiderten.
    »Sie haben kein Auge zugetan«, sagte sie streng. »Das Licht hat die ganze Nacht gebrannt –
    »Ich schlafe oft bei Licht«, sagte ich, aber Mary fegte meine Worte mit einer fast ärgerlichen Handbewegung zur Seite.
    » und ich habe während der ganzen Nacht Ihre Schritte gehört«, fuhr sie unbeeindruckt fort. »Sie bringen sich um, Robert, ist Ihnen das klar?«
    »Und wenn«, murmelte ich. »Ich glaube nicht, daß es ein großer Verlust für die Menschheit wäre.« Ich lächelte schief, als ich sah, wie es in Marys Augen aufblitzte, beugte mich vor und nippte wieder an meinem Kaffee. Das Getränk war so heiß, daß ich seinen Geschmack nicht einmal spürte, und ich hatte in den letzten Tagen zu viel davon in mich hineingeschüttet, als daß er noch eine irgendwie geartete belebende Wirkung gehabt hätte.
    »Macht es Ihnen großen Spaß, sich in Selbstmitleid zu ergehen?« fragte Mary plötzlich. »Oder ist es einfach nur Feigheit?«
    »Wie... meinen Sie das?« fragte ich verwirrt. Marys plötzliche Aggressivität überraschte mich. Ich hatte sie als zwar energische, aber doch durch und durch sanftmütige Frau kennengelernt, über deren Lippen kaum je ein böses Wort kam.
    »Das wissen Sie sehr gut, mein Junge«, sagte sie scharf. »Seit nahezu zwei Wochen verbarrikadieren Sie sich in diesem Zimmer, leben nur von Kaffee und Tabletten und richten sich selbst zugrunde.« Mit einer zornigen Geste deutete sie auf die Bücher und Manuskripte, die sich in fast meterhohen Stapeln auf dem Boden, dem Schreibtisch und jedem nur erdenklichen freien Fleck gesammelt hatten.
    »Ich weiß nicht, was Sie da tun«, fuhr sie fort, »aber was immer es ist, Sie werden es nicht zu Ende führen, wenn Sie sich vorher umbringen.«
    »Was ich tue?« Ich leerte meine Tasse und hob
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