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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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abwehrend die Hand, als Mary nachschenken wollte. »Ich suche, Mary«, sagte ich. »Ich suche nach einem Hinweis, einer Möglichkeit –
    »Suchen Sie sich ein Bett und schlafen Sie sechsunddreißig Stunden aus«, fiel mir Mary ins Wort. »Vielleicht haben Sie dann mehr Erfolg.«
    Ich starrte sie an, aber mit Augen, die seit Tagen kaum mehr Schlaf gefunden haben und vor Müdigkeit ständig von selbst zufallen wollen, starrt es sich schlecht, und Mary hielt meinem Blick gelassen stand. Ich konnte ihr nicht einmal böse sein. Sie meinte es gut, und sie wußte ja nicht, wonach ich suchte, und warum.
    Nun, was das wonach anging, wußte ich es selbst nicht einmal. Einen Hinweis. Irgendeine versteckte Andeutung, vielleicht nur ein Wort, dessen Bedeutung mir bis jetzt entgangen war.
    »Sie verstehen das nicht, Mary«, murmelte ich.
    »Glauben Sie?« fragte sie gereizt. »Sie scheinen zu glauben, daß in meiner Brust ein Stein ist, wo das Herz sein sollte. Wofür halten Sie mich – für blind oder herzlos? Sie sind seit zwei Wochen zurück, und seit der gleichen Zeit sind Howard und Rowlf verschwunden. Und warum auch immer, Sie geben sich die Schuld daran.«
    Ich verzichtete auf eine Antwort. Es wäre ziemlich lächerlich gewesen, Mary belügen zu wollen. Aber sie kannte nur einen Teil der Wahrheit. Es stimmte, daß ich mir die Schuld an Howards Verschwinden gab, denn letztendlich war ich es gewesen, der ihn auf die Spur der Albinoratte gesetzt hatte, auf eine Expedition, von der weder er noch Rowlf zurückgekehrt waren. Aber das war es nicht allein. Es gab da noch zwei Namen, zwei Gesichter, die mir nicht aus dem Sinn gingen: Lady Audley McPhaerson und Shadow.
    Ich hatte versucht, sie zu vergessen, mit aller Macht, aber ich hatte eher das Gegenteil erreicht. Ihr Anblick schien allgegenwärtig. Der Gedanke, Schuld an ihrem Tod zu sein, war unerträglich. In den letzten Tagen hatte das Bild ihrer beiden Gesichter und der stumme Vorwurf in den Blicken, mit denen sie mich anzustarren schienen, begonnen, mich selbst in meine Träume zu verfolgen. Das war der wirkliche Grund, weswegen ich kaum noch schlief.
    Ich hatte Angst davor.
    Angst, alles noch einmal zu erleben, die schreckliche Szene am Fuße des Kraterwalles noch einmal durchleben zu müssen, immer und immer und immer wieder. Lady Audley hatte mir vertraut, bis zum letzten Moment, und sie war in meinen Armen gestorben. Und Shadow hatte ihr Leben geopfert, um meines zu retten. Es war nicht einmal das erste Mal, daß so etwas geschah.
    »Sie müssen endlich aufhören, sich selbst zu quälen, Junge«, fuhr Mary fort, als ich auch nach einer Weile noch keine Anstalten machte, zu antworten. »Mit Selbstvorwürfen helfen Sie niemanden. Auch Howard und Rowlf nicht.«
    »Es sind keine Selbstvorwürfe, Mary«, antwortete ich ernst. »Ich wollte, sie wären es. Aber es ist die Wahrheit. Es ist ein Fluch, Mary. Mein Fluch!«
    »Unsinn«, widersprach sie, aber diesmal ließ ich ihre Worte nicht gelten.
    »Es ist kein Unsinn«, sagte ich, heftiger, als nötig gewesen wäre. »Ich weiß nicht, was es ist, aber ich scheine Unglück zu verbreiten wie ein tollwütiger Hund seine Krankheit. Jeder, mit dem ich zusammentreffe, kommt auf die eine oder andere Weise zu Schaden oder verschwindet.«
    »Sie haben Pech gehabt, Robert«, begann Mary, aber ich ließ sie nicht weiterreden.
    »Pech?!« Ich schrie fast. »Pech, Mary? Ein Pech, wie es Priscylla hatte, als sie den Fehler beging, sich ausgerechnet in mich zu verlieben? Oder Shannon, der dumm genug war, mich zu retten, statt mich umzubringen? Oder Lady McPhaerson, die so verrückt war, zu glauben, ich könnte ihr helfen. Ausgerechnet ich?« Ich ballte die Faust, schüttelte ein paarmal hintereinander den Kopf und ließ die Hand so fest auf den Tisch klatschen, daß die Kaffeetassen zu klirren begannen. Erschrocken setzte ich mich wieder auf und wischte die Kaffeetropfen, die auf die Platte geraten waren, mit dem Jackenärmel fort. Mary runzelte tadelnd die Stirn.
    »Das hat nichts mehr mit Pech zu tun, Mary«, sagte ich, etwas leiser, aber noch immer sehr erregt. »Sehen Sie denn nicht das System darin? Ich selbst scheine immun zu sein, aber wer immer längere Zeit in meiner Nähe ist, geht auf die eine oder andere Weise zugrunde.«
    »Bis jetzt fühle ich mich noch ganz lebendig«, konterte Mary.
    »Und was ist mit Ihrer Tochter?« fragte ich spitz. Meine Worte taten mir fast augenblicklich leid, denn ich sah, wie Mary zusammenfuhr und
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