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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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gesehen, einen Punkt grünlichgelber, flackernder Helligkeit dicht unter der Wasseroberfläche.
    Aber das sprach er lieber nicht aus.
    »Seetang«, sagte Spears plötzlich.
    Thruman schrak aus seinen Gedanken hoch, blinzelte einen Moment verstört und sah den IO fragend an. »Wie meinen Sie das?«
    »Es kommt vor«, antwortete Spears, noch immer aus eng zusammengekniffenen Augen nach Osten starrend. »Nicht in diesem Teil der Welt und auch nicht sehr häufig. Aber es kommt vor. Manchmal bilden sich gewaltige schwimmende Inseln aus Seetang, so groß wie eine Stadt. Haben Sie schon einmal von der Sargasso-See gehört?«
    Thruman lächelte verzeihend. »Ich bin in Ihren Augen vielleicht nur ein Süßwassermatrose, IO«, sagte er. »Aber ich kann lesen.«
    Der Offizier schluckte nervös, schien plötzlich nicht mehr zu wissen, wohin mit seinen Händen, und rettete sich in ein gequältes Lächeln. »Es tut mir leid, Sir. Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    Thruman winkte ab. »Schon gut. Sie denken also, es könne sich um Seetang handeln?«
    »Ich... weiß nicht, Sir«, stotterte Spears, der über seine eigene Idee plötzlich gar nicht mehr so glücklich zu sein schien wie noch vor Sekunden. »Das Ding muß an die siebzig Yards messen.«
    »Vielleicht wäre das eine Erklärung«, murmelte Thruman. »Sie haben den letzten Befehl aus London erhalten, nehme ich an. Wir sollen nach allem Ungewöhnlichen Ausschau halten. Es sind mehrere kleine Schiffe verschwunden seit dem Winter.«
    Spears antwortete nicht, und nach einer Weile fuhr der Kapitän fort: »Diese Sargasso-See, Mister Spears... man sagt, daß schon Schiffe hineingeraten und so vom Tang umschlungen worden sind, daß sie nie wieder herauskamen. Stimmt das?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Spears. »Aber wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen...«
    »Das will ich«, sagte Thruman, als der IO nicht weitersprach.
    »Seemannsgarn«, sagte Spears. »Eine kleine Segeljolle kann sich vielleicht darin verfangen, oder ein Ruderboot. Aber kein Schiff wie die Arrow. Nicht einmal eines der Fischerboote, die hier verschwunden sein sollen.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Steilküste Schottlands, die auf der anderen Seite des Schiffes wie ein weißer Kreidestrich zwischen Himmel und Meer sichtbar war. »Die Küste hier ist für ihre Strömungen und Tücken bekannt.«
    »Ich weiß«, sagte Thruman seufzend. »Aber trotzdem... Befehl ist Befehl. Lassen Sie beidrehen, Mister Spears. Wir nehmen Kurs auf diese Erscheinung. Mal sehen, ob sie unserem Dieselmotor davonläuft.«
    Spears salutierte hastig, fuhr herum und lief, schräg gegen den Wind geneigt, zur Brücke zurück. Thruman hörte ihn Befehle brüllen. Wenige Augenblicke später begann sich die stumpfe Nase mit einer täuschend langsamen Bewegung nach Osten zu drehen, genau auf den gewaltigen, langgestreckten Umriß eine halbe Meile entfernt zu. Kurz darauf begann das Deck unter seinen Füßen sanft zu beben, als das Patrouillenboot Fahrt aufnahm.
    Ganz langsam kam der Schatten näher. Es war wie die Male zuvor – er entfernte sich von der Arrow und schien dabei ein Stück tiefer unter die Meeresoberfläche zu gleiten, aber Thrumans Rechnung schien aufzugehen. Der vollen Kraft der beiden supermodernen Dieselmotoren, die im Bauch der Arrow tuckerten, hatte die Erscheinung nichts entgegenzusetzen. Langsam, sehr sehr langsam, aber trotzdem unaufhaltsam, verringerte sich die Entfernung zwischen dem Patrouillenschiff und dem sonderbaren Ding.
    Aus dem zerfaserten, scheinbar formlosen Schatten, der das Schiff die ganze Nacht über begleitet hatte, wurde ein langgestreckter, gewaltiger Umriß. Thruman erschrak insgeheim, als er sah, daß Spears Schätzung eher zu vorsichtig gewesen war. Der Schatten war so breit, wie die Arrow vom Bug bis zum Achtersteven maß, und dabei gut fünfmal so lang wie sein Schiff. Mindestens achtzig Meter, schätzte er, wenn nicht mehr. Es gab auf der ganzen Welt kein Tier, das so groß war.
    Keines, das der Wissenschaft bekannt gewesen wäre, verbesserte er sich in Gedanken. Die Meere waren groß und selbst heute noch zum Teil unerforscht, und in ihren lichtlosen Tiefen mochten Geschöpfe leben, die sich selbst die gewaltigste Phantasie nicht vorzustellen vermochte. Was, wenn das Ding da vorne nun keine schwimmende Tanginsel war, sondern ein Meeresungeheuer, das sie mit ihrer beharrlichen Verfolgung reizten? Er hatte Spears vorhin mit voller Absicht nicht die ganze Wahrheit
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