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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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eine Wand, wurde zurückgetrieben und griff abermals mit den Händen in die Schwärze. Plötzlich war der Stein verschwunden, der Fels wich eisigem, leicht bewegtem Wasser, und nach einigen hastigen Schwimmzügen sah sie einen verschwommenen hellen Fleck vor sich. Licht! Das Licht der Sonne, das grünlich durch die Wassermassen über ihr drang!
    Mit aller Macht kraulte sie los.
    Das Mädchen dachte in diesem Moment nicht mehr logisch. Hätte es Zeit zum Überlegen gefunden, wäre ihm rasch klar geworden, daß es gar nicht mehr leben durfte. Seit ihrem Erwachen waren Minuten vergangen, Minuten, in denen sie längst hätte ertrinken müssen, und sie brauchte noch einmal endlose Minuten, um das Ende des unterseeischen Tunnels zu erreichen und sich mit einer kraftvollen Bewegung abzustoßen, dem grünlichen Licht und der Luft unendlich weit über ihr entgegen.
    Ihr Herz hämmerte wie rasend. Sie atmete noch immer nicht, und der Druck auf ihre Brust stieg ins Unermeßliche, aber sie schwamm weiter, widerstand mit aller Macht den Impuls, den Mund zu öffnen und tief einzuatmen, denn sie wußte, daß es den Tod bedeutete, betete, daß der winzige Rest von Luft in ihren Lungen noch einige Sekunden reichen würde – und durchstieß die Wasseroberfläche mit solcher Macht, daß sie fast bis zu den Hüften aus den eisigen Fluten herausschoß und klatschend zurückfiel. Ihr Gesicht geriet abermals unter Wasser, und sie konnte noch immer nicht atmen, aber der Sekundenbruchteil hatte immerhin gereicht, ihr zu zeigen, daß das Ufer nur wenige Schwimmzüge entfernt lag.
    Sie verlangte ihrem Körper noch einmal das Letzte ab und fühlte plötzlich rauhen, mit spitzem Lavagestein durchsetzten Kies und Sand unter Knien und Brust.
    Sie richtete sich auf, taumelte mit letzter Kraft ans Ufer und brach auf dem feuchten Sand in die Knie. Mit einem erleichterten Schrei öffnete sie die Lippen und sog die lebensrettende Atemluft in die Lungen.
    Es ging nicht.
    So sehr sie sich auch anstrengte – sie konnte nicht atmen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und der Druck auf ihre Brust wuchs ins Unerträgliche.
    Vor Jennifers Augen begann die Welt zu verschwimmen. Sie fiel, rollte sich instinktiv herum und hob den Kopf so, daß ihr Gesicht über Wasser geriet, riß noch einmal mit aller Macht den Mund auf und versuchte, Luft in ihre Lungen zu füllen. Aber es ging noch immer nicht.
    Schwarze Nebel begannen vor ihren Augen zu wogen. Sie spürte, wie ihre Kräfte erlahmten. Ihr Körper schien plötzlich Tonnen zu wiegen. Langsam sank sie zurück. Das Wasser stieg an ihren Wangen empor, umspülte ihr Gesicht wie eine seidige, streichelnde Hand, berührte ihre Lippen und floß, zuerst nur tropfenweise, dann schneller und schneller, in ihren Mund.
    Das ist der Tod, dachte sie. Das Schicksal hatte sie nicht verschont, sondern sich nur einen letzten Scherz mit ihr erlaubt, ein winziger Funke von Hoffnung, dem eine um so größere Enttäuschung folgte.
    Jennifer gab endgültig auf. Die schwarzen Schleier vor ihren Augen verdichteten sich, und die Kraft floß jetzt so rasch aus ihrem Körper, als wäre irgendwo eine unsichtbare Schleuse geöffnet worden. Ein furchtbarer Schmerz pochte unterhalb ihres Herzens.
    Irgendwo hatte sie einmal gelesen, daß es schneller ginge, wenn man sich nicht wehrte und den Kampf auf diese Weise abkürzte.
    Mit aller Macht überwand sie den instinktiven Impuls, den Atem anzuhalten, öffnete noch einmal den Mund und sog das Wasser tief in die Lungen.
    Und im gleichen Moment konnte sie atmen.

    * * *

    Zwei Tage und endlose Stunden voller kopfschmerzverursachender Diskussionen später standen wir vor dem Büro der Scotia -Reederei in Aberdeen. Wir waren nicht sofort aufgebrochen, wie Bannermann halbwegs gehofft haben mochte, sondern ich hatte einen weiteren Tag darauf verwandt, den ehemaligen Kapitän der Lady of the Mist in Marys Obhut zu entlassen, damit sie aus dem Wrack, als das er in meinem Haus erschienen war, wieder einen Menschen machte. Ich meinerseits hatte die Zeit genutzt, mich gründlich auszuschlafen – und gleichzeitig das, was man gemeinhin Beziehung nennt (und was in Wahrheit in den meisten Fällen schlichtweg Geld heißt) spielen zu lassen, um mehr über den geheimnisvollen Schiffsuntergang und seine Begleitumstände zu erfahren. Meine Anstrengungen hatten sich gelohnt. Ich hatte einiges in Erfahrung gebracht, was selbst Bannermann überrascht hätte. Nur ergab alles noch keinen rechten Sinn.
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