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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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taten mir beinahe sofort wieder leid. Ich lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, Kapitän«, fuhr ich fort. »Aber im Ernst: Was glauben Sie, sollte ich tun? Ich weiß, wie man das Wort Schiff schreibt, und damit hört meine Erfahrung mit der christlichen Seefahrt auch schon auf.«
    »Sie sind der einzige, der mir helfen kann«, murmelte Bannermann. »Craven – ich beschwöre Sie! Ich bin erledigt, wenn es mir nicht gelingt, zu beweisen, daß dieses Ungeheuer existiert.«
    »Und Sie glauben, ich könnte es?« Ich seufzte, schüttelte den Kopf und senkte für einen Moment den Blick. »Es tut mir leid, Bannermann«, fuhr ich fort. »Selbst, wenn ich wollte – ich kann London nicht verlassen. Nicht im Moment.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Craven«, sagte Bannermann. Seine Stimme klang nicht nur verzweifelt, sondern flehend. »Sie... Sie schulden es mir.«
    Mit einem Ruck sah ich auf. Bannermanns Blick flackerte wie der eines Wahnsinnigen, aber er war trotzdem so fest, daß ich es nach einer Weile war, der das stumme Duell aufgab und wegsah.
    Sie schulden es mir. Seine Worte schienen auf unheimliche Weise hinter meiner Stirn nachzuhallen.
    O ja, ich schuldete es ihm. Ich schuldete ihm mehr, als ich ihm jemals geben konnte. Sein Leben hatte sich geändert, im gleichen Moment, in dem ich hineingetreten war.
    Vielleicht hatte er recht. Ich hatte in den letzten Monaten immer nur genommen. Ich schuldete nicht nur Bannermann etwas, sondern beinahe jedem, mit dem ich in Berührung gekommen war, seit ich aus den Staaten nach England übergesiedelt war. Vielleicht war es an der Zeit, daß ich anfing, meine Schulden zurückzuzahlen.

    * * *

    Kälte umgab sie, eine Kälte, wie sie sie nie zuvor im Leben gespürt hatte, und gleichzeitig ein eigentümliches Gefühl des Schwebens und Gleitens. Irgend etwas Körperloses schien sie zu berühren, überall zugleich und doch nirgends, und als sie die Augen öffnete, war das einzige, was sie sah, eine fast stoffliche Dunkelheit.
    Wieso lebte sie noch?
    Sekundenlang überlegte Jennifer ernsthaft, ob das der Tod war, verwarf diesen Gedanken aber rasch wieder. Obwohl alles fremd und furchteinflößend in seiner Unverständlichkeit war, war es auf der anderen Seite doch wieder zu profan, zu lebendig, als daß es das Reich jenseits des Sterbens sein konnte.
    Sie versuchte sich zu erinnern, aber die Bilder hinter ihrer Stirn wirbelten ziellos durcheinander und weigerten sich, eine sinnvolle Folge zu ergeben. Sie war über Bord gestürzt und hatte versucht, zu schwimmen, und dann waren die Hände gekommen und hatten sie herabgezerrt, hinunter in das Schweigen und die Eiseskälte des Sees.
    Aber wieso lebte sie?! Schon die Kälte und der Druck, der auf dem Grund dieses meilentiefen Schachtes herrschen mußte, hätten sie töten müssen, wäre sie nicht vorher schon ertrunken.
    Wieder wurde sie sich der Kälte und des Gefühles einer unsichtbaren, aber sehr kraftvollen Berührung bewußt, und plötzlich erinnerte sie sich auch wieder, woher sie diese Empfindung kannte.
    Schwimmen. Es war das Gefühl, in eiskaltem, unbewegtem Wasser zu sein.
    Erschrocken hob sie die Hand ans Gesicht. Sie fühlte den Widerstand, als ihre Finger das Wasser teilten und ihre eiskalte, nasse Haut berührten, über ihre Wangen und ihr Kinn glitten, die Lippen ertasteten...
    Ihr Herz schien mit einem schmerzhaften Schlag aus dem Takt zu geraten, als sie begriff, daß sie unter Wasser war, tief unten auf dem Grunde von Loch Firth, hunderte und aberhunderte von Fuß unter seiner eisigen glitzernden Oberfläche. Sie schwebte frei in einem grenzenlosen schwarzem Nichts, eingeschlossen von Wasser – Wasser, das ihren Mund füllte, das sie töten würde!
    Jennifer unterdrückte im letzten Moment den Impuls, zu schreien. Ihre Gedanken überschlugen sich, Todesangst überschwemmte den winzigen Rest klaren Bewußtseins, der ihr geblieben war. Sie fuhr hoch, spürte, wie sie in der sanften Umarmung des Wassers zu schweben begann und stieß mit der Schulter gegen muschelverkrusteten Stein. Verzweifelt preßte sie die Kiefer aufeinander, hielt den Atem an, um bloß den winzigen Rest kostbarer Luft, der noch irgendwo in ihren Lungen sein mußte, nicht zu verschwenden, tastete im Dunkeln um sich und fühlte rauen Fels – die Decke einer unterseeischen Höhle, in die sie hineingezerrt worden war!
    Wie von Sinnen fuhr sie herum, drehte sich fünf-, sechsmal um ihre eigene Achse und machte ziellose Schwimmbewegungen, prallte gegen
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