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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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lauernd.
    Plötzlich erbebte das Schiff unter seinen Füßen wie unter einem Hammerschlag, er hörte Schreie, ein gewaltiges Rauschen und Klatschen, als breche etwas Riesiges unmittelbar hinter der Arrow durch die Meeresoberfläche, fuhr herum – und erstarrte vor Entsetzen.
    Das letzte, was Kapitänleutnant Thruman in seinem Leben sah, war eine haushohe, wie eine Wand aus Glas nach vorn geneigte Bugwelle, hinter der ein gewaltiger, schwarzgrau glänzender Schatten heranraste und die Arrow unter sich zermalmte.

    * * *

    Wir waren hinaufgegangen – nicht in die Bibliothek, denn nach vier Tagen, in denen ich mich darin eingeschlossen und praktisch ununterbrochen gearbeitet hatte, glich sie eher einem Trümmerhaufen als einem bewohnbaren Zimmer – und Mary hatte uns frischen Kaffee gebracht, dazu ein Tablett mit belegten Broten, über die Bannermann ohne ein weiteres Wort hergefallen war, als wäre er ausgehungert. Und obwohl ich vor Neugierde schier aus den Nähten platzte, hatte ich mich geduldet und die Zeit genutzt, ihn eingehend zu mustern.
    Sein Anblick erschütterte mich. Ich hatte Bannermann als zwar ernsten, aber durchaus lebensbejahenden Menschen in Erinnerung, als einen Mann, der vielleicht nicht glücklich war mit dem Platz, den ihm das Schicksal zugewiesen hatte, aber das Beste daraus zu machen verstand.
    Jetzt saß ich einem körperlichen und seelischen Wrack gegenüber. Mein erster Eindruck, daß er krank sei, war falsch gewesen. Die dunklen Linien in seinem Gesicht waren Spuren, die Sorge und Not hineingegraben hatten, und das Feuer in seinen Augen brannte vor Verbitterung. Seine Hände zitterten unentwegt, und obwohl er vier oder fünf Tassen Kaffee in sich hineinschüttete, blieben seine Lippen trocken und rissig. Ich war nicht sehr überrascht, als er sein Frühstück beendet hatte und mich um einen Whisky bat.
    Schweigend stand ich auf, füllte ein Glas und nahm vorsichtshalber die Flasche gleich mit zurück zum Tisch. Bannermann leerte den ersten Drink, schenkte sich das Glas erneut – und bis unter den Rand – voll und trank beinahe gierig. Als er meinen Blick bemerkte, stockte er für einen Moment. Aber nur für einen Moment.
    »Wie lange trinken Sie schon?« fragte ich, als er sich den dritten Whisky eingoß.
    Bannermann sah mich ernst an, nahm einen gewaltigen Schluck und drehte das Glas in den Fingern. »Seit ein paar Wochen«, sagte er. »Ich habe noch nicht viel Übung darin. Aber ich lerne es schon.« Er sah auf, starrte mich einen Moment lang an und verzog die Lippen zu einem schmerzlichen Lächeln. »Ich habe versucht, mich zu Tode zu trinken. Aber es geht nicht.«
    Als er das Glas das nächste Mal ansetzte, griff ich nach seiner Hand und drückte sie herunter. Bannermann grunzte unwillig und versuchte meine Hand abzustreifen, aber ich schüttelte nur den Kopf, beugte mich vor und nahm ihm Glas und Flasche weg.
    »Sie wollten etwas von mir«, sagte ich. »Schon vergessen, Bannermann?«
    Bannermann griff nach dem Glas und funkelte mich ärgerlich an, als ich abermals abwehrte. »Zum Teufel, geben Sie die Flasche her, Craven«, raunzte er. »Ich brauche einen Schluck!«
    Ich blieb stur. »Warum sind Sie gekommen, Bannermann?« fragte ich scharf. »Wollen Sie meine Hilfe oder meinen Whisky?«
    »Beides«, murmelte Bannermann.
    »Das geht nicht. Sie können die Flasche haben und damit verschwinden – oder Marys vorzüglichen Kaffee trinken und mit mir reden. Entscheiden Sie sich.« Ich verkorkte die Flasche, stand umständlich auf und trug sie fort. Bannermanns Augen schienen zu brennen, als ich zurück kam. Seine Finger spannten sich so fest um die Tischkante, als wolle er das Möbelstück zerbrechen. Plötzlich nickte er.
    »Sie haben recht. Entschuldigen Sie, Craven. Es tut mir leid.«
    »Was ist geschehen?« fragte ich. »Was ist mit Ihnen passiert, Kapitän?«
    Bannermann schürzte die Lippen. »Vergessen Sie den Kapitän«, sagte er. »Ich bin es nicht mehr.«
    »Sie haben abgeheuert?« fragte ich überrascht.
    Bannermann lachte rauh. »Nicht direkt. Ich habe mein Kapitänspatent zwar noch, aber es gibt im ganzen Empire keinen Reeder mehr, der mir noch sein Schiff anvertrauen würde.« Er schwieg einen Moment, und wieder schien sein Blick geradewegs durch mich hindurch zu gehen. Seine Kiefer preßten sich aufeinander.
    »Ich bin am Ende, Craven«, sagte er. »Erledigt. Ich habe mein Schiff verloren. Mein Name steht ganz oben auf allen schwarzen Listen, die Sie sich denken können.
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