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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen
Autoren: Verschiedene
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davon, daß Cohen nicht ganz normal war.
    »Was glauben Sie, wie sie alle kopfstehen werden, wenn sie hier herunter kommen und Dutzende von Ratten finden, die an der Tollwut verendet sind?«
    »Aber das ist doch Irrsinn!« protestierte Howard. »Zum Teufel, Cohen, ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich gedacht habe, daß Sie mir helfen könnten, und nicht, um Ihnen in Ihrem Privatkrieg gegen die Ratten von London beizustehen!«
    Cohen fuhr auf. »Es ist kein Privatkrieg«, schrie er aufgebracht. Wütend packte er eine Ratte, stieß ihr die Nadel seiner Spritze in die Brust und schleuderte sie zu Boden. »Schauen Sie sich um!« brüllte er. »Was Sie hier sehen, sind keine harmlosen Nagetiere. Das sind nicht die lästigen Schädlinge, als die sie immer dargestellt werden, sondern blutgierige kleine Bestien, die nur auf den richtigen Moment warten, über diese Stadt und ihre Bewohner herzufallen! Und ihr Anführer ist der Schlimmste. Dieses weiße Ungeheuer ist kein Tier, Lovecraft. Sie sieht vielleicht aus wie ein Tier, aber sie ist es nicht. Sie ist intelligent.« Er beugte sich erregt vor und tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe. »Sie denkt, Lovecraft. Sie denkt. Und sie ist böse.«
    »Sie... sind ja verrückt«, murmelte Howard.
    »Ich weiß, daß Sie das denken«, erwiderte Cohen kalt »Das denken alle. Aber es stimmt nicht. Ich habe sie gesehen. Ich habe ihr gegenübergestanden. Ich habe in ihre Augen geblickt. Dieses Tier ist ein Dämon. Sie ist böse. Wir müssen sie vernichten. Oder sie vernichtet uns. Uns alle, Lovecraft.«
    Er hielt inne, starrte Howard noch einen Moment lang an und fuhr dann fort, betäubte Ratten mit seinem Serum zu impfen. Als die erste Spritze geleert war, legte er sie vorsichtig in sein Etui zurück, nahm die zweite hervor und fuhr mit seinem schauerlichen Werk fort. Er verlangte nicht mehr, daß Howard ihm half, sondern leerte seinen gesamten Vorrat an Serum, verstaute das Etui sorgsam wieder in seiner Brusttasche und nahm Howard schweigend die Spritzen aus der Hand, um weiterzumachen. Howard schätzte, daß er weit über hundert Ratten infiziert hatte, als er endlich fertig und auch der Inhalt der sechsten Spritze verbraucht war.
    »Jetzt schnell«, sagte er. »Wir müssen verschwinden. Die Wirkung des Gases hält nicht sehr lange an.«
    Howard fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. »Die Wirkung?« ächzte er. »Sind sie denn nicht...«
    »Tot?« führte Cohen den Satz zu Ende und grinste. »Keineswegs, mein Lieber. Das würde auffallen. Ich will ihnen Tiere bringen, die an der Tollwut verendet sind, und nicht an Giftgas erstickt.« Er grinste noch breiter, ging noch einmal in die Hocke und nahm drei der infizierten Tiere auf, um sie in einem Leinenbeutel zu verstauen, der aus den unergründlichen Tiefen seiner Jacke aufgetaucht war.
    Sie verließen die Höhle auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen waren. Wieder fühlte Howard dieses unangenehme, schwer in Worte zu fassende Gefühl des Unwohlseins, ja, beinahe Widerwillens, als sie durch den mit grünem Licht gefüllten Schacht stiegen, und wieder war es ihm, als wäre der fremdartige Schein weit mehr als Licht. Er glaubte seine Berührung auf der Haut zu spüren, zu fühlen, wie er in seine Kleider drang, in Mund und Nase und Ohren kroch und alles mit dem giftigen grünen Odem der Hölle füllte.
    Wie Wasser, dachte er schaudernd.
    Sie erreichten das Ende des Schachtes. Schnaubend zog sich Howard über seinen Rand, ließ sich auf die Knie sinken und blieb einen Moment hocken, um wieder zu Atem zu kommen. Cohen war bereits einige Yards vorausgeeilt und stehengeblieben. Howard konnte sein Gesicht in der unheimlichen grünen Helligkeit nicht richtig erkennen. Aber er spürte die Nervosität des weißhaarigen Riesen direkt.
    Mühsam stand er auf, trat an Cohens Seite und sah stirnrunzelnd zu, wie dieser seinen Leinensack öffnete und eine der toten Ratten sorgsam auf den Boden drapierte.
    »Was ist das hier unten?« fragte er, als Cohen fertig war und weitergehen wollte. »Vorhin sagten Sie, ich würde es sehen, aber ich muß gestehen, daß ich wenig von dem, was ich gesehen habe, wirklich verstehe.«
    Cohen schwang sich seinen Sack über die Schulter und nickte. »Niemand weiß das genau«, sagte er. »Diese Gänge wurden durch einen Zufall entdeckt; vor Jahren, als sie mit den ersten Grabungen für die Untergrundbahn begonnen haben. Ein halb fertiggestellter Tunnel stürzte ein, und dahinter kam der Anfang dieses
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