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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht
Autoren: Verschiedene
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fragte ich wütend. »Wollen Sie mir irgend etwas unterstellen?«
    »Natürlich nicht, Mister Craven«, antwortete er ruhig. »Aber Sie müssen zugeben, daß Ihre Geschichte... nun, zumindest unwahrscheinlich klingt, nicht wahr? Sehen Sie, Craven, es sind ein paar Menschen ums Leben gekommen, seit Sie London mit Ihrer Anwesenheit beglücken – darunter einige Mitarbeiter Scotland Yards, und das ist etwas, das wir hier gar nicht schätzen. Und da kommen Sie mit einer Geschichte von Ratten, die am hellichten Tage eine Kutsche angegriffen haben soll.« Er schüttelte den Kopf und schlug mit dem stumpfen Ende seine Bleistifte arhythmisch auf die Tischplatte.
    »Es ist die Wahrheit, verdammt«, erwiderte ich gereizt, beugte mich vor und streckte die Hände über den Tisch. Howard, Rowlf und ich waren verarztet worden, ehe man mich hierher brachte, aber die zahllosen kleinen Bißwunden waren noch deutlich zu erkennen. Außerdem sah mein Rock aus, als wäre ich damit in eine Häckselmaschine geraten. »Sehen Sie mich an!« schnappte ich. »Oder meine beiden Begleiter. Und die toten Ratten und Pferde haben Sie doch auch gesehen!«
    »Das habe ich«, bestätigte Cohen ungerührt. »Aber was beweist das? Ein paar tote Ratten, ein zerstörter Wagen, zwei bis auf die Knochen blankgefressene Pferde und eine verschwundene Lady der besten Gesellschaft Londons – das ist ein bißchen viel, um mit einem Achselzucken zur Tagesordnung überzugehen, mein lieber Craven. Meinen Sie nicht auch, daß Sie mir eine Erklärung schuldig wären?«
    Er schüttelte rasch den Kopf, als ich etwas sagen wollte, und seufzte hörbar. »Nein, sagen Sie es nicht, Craven. Ich weiß, daß Sie von nichts wissen und ein unschuldig Verfolgter sind. Wahrscheinlich ist alles nur eine einzige entsetzliche Verwechslung. Diese dummen Ratten haben Ihren Wagen schlichtweg mit einem Spatzennest verwechselt, das sie ausräubern wollten.« Seine Stimme troff vor Hohn.
    »Wenn Sie mich irgendeiner Straftat verdächtigen, Captain«, sagte ich eisig, »dann reden Sie am besten mit meinem Anwalt weiter. Er wartet draußen.«
    Cohen machte eine wegwerfende Geste. »Hören Sie mit Ihrem Rechtsverdreher auf, Craven.«
    »Dr. Gray ist gewiß kein Rechtsverdreher!«
    Cohen seufzte. »Ich weiß. Er ist einer der besten und teuersten Juristen des Landes. Das ist ja gerade das Schlimme.«
    Er beugte sich vor, verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch und sah mich über den Rand seiner dünnen, goldgefaßten Brille hinweg durchdringend an. »Sie sind Amerikaner, Mister Craven.«
    »Das steht in meiner Geburtsurkunde«, sagte ich, »aber ich bin –«
    »Ich weiß«, unterbrach mich Cohen. »Ich habe Ihre Karte studiert, Mister Craven. Trotzdem, sind Sie de jure amerikanischer Staatsbürger.«
    »Ein Ausländer«, antwortete ich gereizt. »Sagen Sie es ruhig.«
    Cohen zuckte die Achseln. »Das haben Sie gesagt. Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Mister Craven. Sie haben uns eine Menge Ärger gemacht in den letzten Monaten. Eine Menge einflußreicher...« Er stockte, suchte einen Moment sichtlich nach den richtigen Worten und fuhr fort: »... sagen wir Persönlichkeiten Londons haben angefangen, sich Fragen zu stellen und gewisse Sorgen zu machen.«
    »Sorgen? Was für Sorgen?«
    Cohen zögerte einen Moment, starrte sekundenlang seine sorgsam manikürten Fingernägel an und schien zu einem Entschluß zu kommen. »Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, Craven«, begann er mit deutlich veränderter Stimme. »Ich glaube kaum, daß Sie etwas mit dem Verschwinden von Lady McPhaerson zu tun haben, jedenfalls nicht in dem Sinne, daß ich Sie einer Straftat verdächtigen würde. Und ich fürchte, bei Ihrem Einfluß und Ihren nicht unbeträchtlichen finanziellen Mitteln dürfte es mir schwerfallen, Sie auch nur offiziell unter Anklage zu stellen.«
    »Was soll ich dann noch hier?« fragte ich wütend.
    Cohen lächelte kalt. »Mir zuhören, Craven«, sagte er ruhig. »Es geht nicht darum, ob und was ich Ihnen beweisen kann. Es geht um Sie, Mister Craven. Sie verbreiten Unglück. Ich werfe Ihnen nicht vor, irgend etwas Ungesetzliches getan zu haben, aber Sie verbreiten Unglück. Die Leute, die in Ihre Nähe kommen, entwickeln einen verhängnisvollen Hang, auf dramatische Weise ums Leben zu kommen. Das müssen Sie zugeben.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte ich scharf.
    »Es sind nicht meine Worte«, erwiderte Cohen gelassen, »Ich spreche im Auftrag... sagen wir,
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