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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser
Autoren: Verschiedene
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Sonnenlicht umspielte seinen Körper wie eine streichelnde Hand, und Shannon spürte, wie das Reservoir magischer Energien tief in seinem Inneren Kraft aus dem Licht bezog. Die Schmerzen verebbten langsam, und das Gefühl von Müdigkeit und Schwäche wich einem neuen Empfinden von Kraft.
    Fünf, sechs Minuten blieb Shannon reglos so stehen, dann ging er zum Bett zurück und trat vor den mannshohen Wandspiegel. Ein dünnes Lächeln spielte um seine Lippen, als er damit begann, die Verbände abzuwickeln.
    Es dauerte lange, bis er fertig war.
    Als der letzte Verband zu Boden fiel, war von den. zahllosen Wunden, die seine Haut zuvor bedeckt hatten, nichts mehr zu sehen. Seine Haut war so glatt und unversehrt wie die eines Neugeborenen.
    Shannon bückte sich nach seinen Kleidern, die zusammengefaltet auf einem Stuhl neben dem Bett lagen, und zog sie rasch über.
    Er lächelte seinem Spiegelbild zufrieden zu.
    Was er sah, gefiel ihm – ein junger Mann von neunzehn Jahren, schlank, aber mit der Figur eines hochtrainierten Athleten. Seine verdreckten und mit Brandflecken übersäten Kleider und das eingetrocknete Blut an seinem Haaransatz ließen ihn wild und gleichzeitig abenteuerlich aussehen. Shannon war kein Narziß, aber er war mit Recht stolz auf seinen Körper. Und er wußte darüber hinaus, wie wichtig es war, dieses empfindliche, unersetzliche Werkzeug seines Geistes zu pflegen und ständig in Höchstform zu halten. In den letzten Tagen hatte er gleich mehrmals nur überlebt, weil er im wahrsten Sinne des Wortes in der Lage gewesen war, Übermenschliches zu vollbringen.
    Shannon beendete seine Musterung, rieb das eingetrocknete Blut mit dem Handrücken von der Stirn, so gut es eben ging, und wollte sich zur Tür wenden, als irgend etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Das schmale Jungengesicht seines Spiegelbildes blickte plötzlich mißtrauisch drein.
    Im ersten Moment sah er nichts Auffälliges, aber dann gewahrte er einen Schatten, der sich dicht hinter ihm bewegte, nicht viel mehr als ein Luftwirbel oder ein flüchtiger Hauch.
    Shannon fuhr ansatzlos herum, riß die Arme hoch – und erstarrte.
    Das Zimmer war leer. Aber plötzlich spürte er wieder den Atem des Fremden, Feindseligen, der wie ein übler Geruch im Zimmer zu hängen schien. Es war ein Gefühl, als schlösse sich eine unsichtbare Hand um ihn, langsam, aber unbarmherzig. Verwirrt wandte er sich wieder um. Sein Herz begann zu rasen, als er erneut in den Spiegel sah.
    Der Schatten war wieder da. Deutlicher jetzt als zuvor, als verdichte sich die Finsternis hinter ihm ganz allmählich zu einem Körper.
    Aber hinter ihm war nichts!
    Eine eisige Hand schien Shannons Rücken zu streifen, als er begriff, daß der Schatten nicht hinter ihm, sondern nur hinter seinem Spiegelbild war, und daß –
    Er spürte die Gefahr beinahe zu spät.
    Eine rasche, wellenförmige Bewegung lief über die Oberfläche des Spiegels, ein Zucken wie eine plötzliche Erschütterung in stillem Quecksilber, und von einem Sekundenbruchteil zum anderen wurde aus dem Schatten ein Körper, aus dem wogenden Schwarz ein Gesicht. Ein schmales, aristokratisch geschnittenes Gesicht, von einem dünn ausrasierten Bart beherrscht, ein Gesicht mit stechenden Augen und einem dünnen, grausamen Mund, darüber rabenschwarzes Haar mit einer weißen Strähne wie ein gefrorener Blitz...
    Und dann hob die Gestalt die Arme, und ihre Hände griffen aus dem Spiegel heraus und legten sich um Shannons Hals!
    Shannon schrie auf, warf sich zurück und versuchte den Würgegriff mit einem verzweifelten Schlag zu sprengen.
    Genausogut hätte er versuchen können, einen Berg mit bloßen Händen beiseite zu schieben. Der Druck auf seine Kehle verstärkte sich eher noch.
    Shannon keuchte und riß das rechte Bein in die Höhe. Seine Kniescheibe traf den Spiegel mit der Wucht eines Hammerschlages und zerschmetterte ihn vollends, aber hinter dem zerberstenden Glas war nichts, nur ein Schatten, ein Spiegelbild ohne reale Substanz. Und trotzdem spürte er den Griff des Unheimlichen weiter...
    Shannon begann zu wanken. Rote, flammende Ringe tanzten vor seinen Augen auf und ab, und in seinen Lungen begann ein grausamer Schmerz zu rasen. Er fühlte, wie seine Kraft nachließ, wie die Hände Cravens das Leben aus ihm herauspreßten und...
    Craven
    Der Name erschien wie mit flammenden Lettern geschrieben vor Shannons Augen.
    Irgend etwas schien in ihm zu zerbrechen. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, kehrten seine
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