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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser
Autoren: Verschiedene
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am Türrahmen Halt suchend – vorbeugte und in den schwarzen Abgrund hinabstarrte, der sich wie ein gierig aufgerissenes Maul unter ihm auftat. Es war weniger der Anblick, der mich schaudern ließ, als vielmehr die Erinnerung, die er in mir wachrief. Der Raum hatte keinen Boden. Er war nichts als ein rechteckiger, bis in die Kellergeschosse des Hauses führender Schacht. Um ein Haar wäre er mein Grab geworden, bei meinem ersten Besuch in diesem gastlichen Haus...
    »Weißt du, was dort unten ist?« fragte Howard, als er sich wieder aufrichtete.
    »Die Keller, vermute ich«, antwortete ich achselzuckend. »Warum?«
    »Wir sollten hinuntergehen«, murmelte Howard. »Vielleicht finden wir irgendwelche Spuren. Die beiden können sich schließlich nicht in Luft aufgelöst haben.« Er drehte sich mit einem plötzlichen Ruck herum. »Komm.«
    Ich widersprach nicht, denn ich war insgeheim froh, aus dem Zimmer verschwinden zu können. Dieses ganze Haus war verhext, beseelt von einer bösen, finsteren Macht, die uns aus unsichtbaren Augen zu belauern schien. Und es war nicht der Shoggote, der mich um ein Haar verschlungen hätte. Seine Gegenwart hätte ich gespürt. Aber es wäre mir fast lieber gewesen, sie zu fühlen. Denn dann hätte ich wenigstens gewußt, welcher Art von Feind wir gegenüberstanden.
    Wir verließen das Zimmer und traten wieder auf den düsteren Korridor hinaus.
    Irgendwo unter uns polterte etwas.
    Howard blieb so abrupt stehen, als wäre er vor eine unsichtbare Wand geprallt. Das Poltern wiederholte sich, dann ertönte ein berstender Schlag, und plötzlich schien das gesamte Gebäude unter unseren Füßen wie von einem Hammerschlag getroffen zu erzittern.
    Howard brüllte mir irgend etwas zu, das in einem neuerlichen, noch lauterem Krachen unterging, und rannte los.
    Aber nur ein paar Schritte weit. Er hatte kaum die obersten Stufen der Treppe erreicht, als er abermals mitten im Schritt zurückprallte. Und als ich neben ihm anlangte, wußte ich auch, warum.
    Mein Gefühl hatte mich nicht getrogen. Dieses Haus war eine Falle.
    »Siehst du«, schrie Howard. »Ich hatte recht – die beiden waren nicht zufällig hier. Ich glaube, irgend jemand in dieser Stadt hat etwas gegen uns.«
    Ich fand seine Art von Humor nicht besonders originell.
    Nicht in Anbetracht der brüllenden Flammenwand, die das untere Viertel der Treppe einhüllte und krachend und tosend auf uns zutobte.

    * * *

    Um ihn waren Stille und Dunkelheit wie eine warme, beschützende Decke, als er erwachte. Er wußte nicht wo er war, wie er hierher gekommen war, nicht einmal, wer er war.
    Shannon blinzelte, versuchte die Hand zu heben und stellte fest, daß sie so dick bandagiert war, daß er die Finger nicht bewegen konnte. Ein dünner, brennender Schmerz bohrte sich wie eine Nadel in sein Handgelenk, und als wäre dieser Schmerz der Schlüssel zu seinen Erinnerungen gewesen, zerriß der dumpfe Schleier, den der Schlaf um seine Gedanken gelegt hatte. Er erinnerte sich wieder. Und doch waren diese Erinnerungen... falsch? War das das richtige Wort? Er wußte es nicht.
    Er wußte nur, daß irgend etwas mit seiner Umgebung nicht stimmte.
    Langsam richtete er sich in eine halb sitzende Position auf und schlug die Decke zurück. Er war nackt bis auf eine Pyjamahose, aber sein Körper war über und über mit Verbänden und Pflastern bedeckt, und selbst da, wo die bloße Haut noch sichtbar war, war sie zerschunden und gerötet. Er erinnerte sich an Flammen und Hitze.
    Ja, das war es gewesen. Er hatte gegen den Shoggoten gekämpft, der Jeff töten wollte, und war dabei schwer verletzt worden. So schwer, daß er nicht einmal in der Lage gewesen war, sein geheimes Wissen anzuwenden und sich selbst zu heilen.
    Mit einem entschlossenen Ruck schwang der junge Magier die Beine aus dem Bett und stand auf, obwohl sein Körper bei dieser Bewegung vor Schmerz zu zittern begann. Die beiden größten Verbände begannen sich dunkel zu färben, als die Wunden darunter wieder aufbrachen.
    Shannon ignorierte den Schmerz, wankte mühsam zum Fenster und riß die Vorhänge mit einem Ruck auf. Helles Sonnenlicht strömte in den Raum, aber es flackerte, und in seinem Schein war etwas Fremdes, Störendes. Wieder hatte Shannon das Gefühl, daß irgend etwas in seiner Umgebung nicht so war, wie es hätte sein müssen, und wieder entglitt ihm der Gedanke, ehe er ihn weiter verfolgen konnte.
    Eine Zeitlang blieb Shannon reglos und mit geschlossenen Augen am Fenster stehen. Das
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