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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser
Autoren: Verschiedene
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Necron.«
    »Das stimmt.« Der alte Mann betonte seine Worte auf seltsam lauernde Art, und DeVries sah alarmiert auf. »Aber je länger ich darüber nachdenke«, fuhr Necron fort, »desto mehr komme ich zu dem Schluß, daß der Handel, den Ihr im Sinn hattet, von vornherein nicht ganz fair war. Ihr habt mir vieles verschwiegen, DeVries.«
    DeVries biß sich wütend auf die Lippen. Aber er schluckte die wütende Antwort, die ihm auf der Zunge lag, noch einmal herunter und sagte mühsam beherrscht: »Was wollt Ihr damit sagen, Necron?«
    »Ich will damit sagen«, antwortete der alte Mann, »daß die Existenz von Lovecraft und seine Geschichte« – er lächelte, als er DeVries’ Erschrecken bemerkte, und legte eine Pause ein, um seinen Worten das gehörige Gewicht zu verleihen – »alles in einem anderen Licht erscheinen läßt.«
    »Ihr... wißt von Bruder Howard?« stammelte DeVries.
    Necron nickte. »Haltet mich nicht für einen Narren, DeVries«, sagte er in beinahe gelangweiltem Ton. »Nur, weil ich ein alter Mann bin, bin ich noch lange nicht senil. Ihr gestattet, daß ich unsere Abmachung noch einmal überdenke.«
    DeVries schluckte. »Heißt das, Ihr... wollt Craven nicht töten?«
    »Unsinn«, schnappte Necron. »Der Sohn des Magiers wird sterben. Aber es mag sein, daß ich den Zeitpunkt seines Todes noch einmal überdenke. Er kann uns von Nutzen sein, ehe er stirbt.«
    »Dann brecht Ihr das Abkommen«, stellte DeVries fest.
    Necron machte eine unwillige Bewegung mit seiner dürren, grau gewordenen Hand. »Es gibt kein Abkommen, das ich brechen könnte, DeVries«, sagte er. »Ihr seid hierher gekommen, ohne mir die Wahrheit gesagt zu haben.«
    »Überlegt Euch, was Ihr sprecht, alter Mann«, murmelte DeVries gepreßt. »Unsere Bruderschaft –«
    »Ist tausendmal mächtiger als ich und meine Jünger, ich weiß«, fiel ihm Necron ins Wort. Plötzlich wurde seine Stimme schneidend. »Aber hier seid Ihr in meinem Haus, DeVries, vergeßt das nicht. Und jetzt geht in Euer Quartier zurück. Wenn die Sonne untergeht, werde ich Euch meine endgültige Entscheidung mitteilen.«
    DeVries starrte den Mann noch eine Sekunde lang an, dann stand er mit einem Ruck auf und stürmte aus dem Raum.
    Voller Zorn lief er zu seinem Quartier zurück und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloß.
    Die Gespräche, die bei seinem Eintreten den Raum erfüllt hatten, brachen urplötzlich ab. Die Gesichter der Brüder, die an den niedrigen Tischen saßen und redeten, wandten sich in seine Richtung, und er las in mehr als einem Augenpaar die gleiche stumme Frage, die auch ihn seit Tagen bewegte.
    DeVries trat ein paar Schritte von der Tür zurück, ballte die Fäuste und schloß für einen Moment die Augen. Geduldig wartete er, bis sich sein hämmernder Pulsschlag beruhigt hatte und er wieder mit der überlegen-eisigen Art zu reden imstande war, die seine Männer von ihm gewöhnt waren.
    »Es ist geschehen«, sagte er. »Was ich befürchtete, ist eingetroffen.«
    Niemand antwortete auf seine Worte, aber er sah den Schrecken, der über die Gesichter der weißgekleideten Brüder huschte.
    »Er betrügt uns«, sagte er nach einer Weile. »Ihr wißt, was wir zu tun haben.«
    Noch immer reagierte keiner der elf Männer auf seine Worte, aber das war auch nicht nötig. DeVries war kein Narr, ebensowenig wie Necron. Er hatte jede nur denkbare Entwicklung vorauszusehen versucht und auch diesen Fall in seine Pläne einbezogen. Jeder einzelne seiner Brüder wußte, was er zu tun hatte.
    »Heute abend«, sagte er. »Necron wird mich zu sich rufen, wenn die Sonne untergeht. Haltet euch bereit.«

    * * *

    Howards linkes Auge sah nicht besonders gut aus. Die Krallenhand des Buckeligen hatte einen langen, blutigen Kratzer in seine Wange gerissen; einen Zentimeter mehr, dachte ich schaudernd, und er hätte das Auge verloren.
    »Verdammt nochmal, hör endlich auf«, sagte er mit zusammengebissenen Zahnen, während ich vorsichtig mit der Spitze meines Taschentuches das Blut aus seinem Augenwinkel tupfte. »Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Er wollte meinen Arm herunterdrücken, aber ich schlug seine Hand grob beiseite und fuhr fort, sein Auge zu säubern.
    »Was denn?« fragte ich. »Willst du ihnen nachklettern?«
    »Unsinn.« Howard hielt still, bis ich sein Gesicht verarztet hatte, so gut mir das mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglich war. Dann stand er auf, ging noch einmal zum Bad hinüber und blickte eine ganze Weile stumm und mit
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