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Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Titel: Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen
Autoren: Verschiedene
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verwirrt. Er war sich der Ungeheuerlichkeit der Tatsache bewußt, den Meister gegen seinen Willen angesprochen zu haben, aber seine Verwirrung war einfach zu groß. Er konnte nicht mehr schweigen, selbst wenn er dafür geschlagen oder auf andere Weise bestraft werden würde.
    Aber Necron schien ihm seine Ungeduld nicht übel zu nehmen. »Du sollst alles erfahren«, sagte er. »Was hier geschah, war nur ein Test. Unser Gast bezweifelte deine Fähigkeiten, aber du hast ihn überzeugt.« Seine Stimme wurde ernst. »Dir wird eine große Ehre zuteil werden, Shannon«, sagte er. »Worauf wir seit langem gewartet haben, ist endlich geschehen. Wir haben den gefunden, den zu suchen uns unser Eid verpflichtet, Shannon. Der alte Fluch wird sich erfüllen. Wir haben Roderick Andaras Sohn aufgespürt.«
    »Andaras Sohn?« keuchte Shannon. Necrons Worte trafen ihn wie ein Schlag. »Ihr meint, den... den Sohn des Magiers? Den Sohn des Verräters Andara?« Die letzten Worte schrie er fast.
    Necron nickte. »Der Erbe des Magiers ist gefunden. Und du bist auserwählt, Shannon, den Hexer zu töten.«

    * * *

    Über den Dächern lag noch ein leiser Hauch von Nebel, als ich die Stadt erreichte. Die Häuser schienen sich hinter den wogenden Schleiern zu ducken, und obwohl die Sonne bereits vor einer guten halben Stunde aufgegangen war, war auf den Straßen weder Mensch noch Tier zu sehen. Nicht das geringste Zeichen von Leben regte sich. Selbst der Wind, der die letzten zwei Stunden meines Weges begleitet hatte, schien zu verstummen, kaum daß ich zwischen die ersten Häuser getreten war.
    Erschöpft blieb ich stehen, setzte die beiden schwergewichtigen Koffer neben mich auf den Bürgersteig und sah mich mit einer Mischung aus Neugier und dumpfer Müdigkeit um. Jeder einzelne Knochen in meinem Körper schien zu schmerzen, und das Gewicht der Koffer hatte mir fast die Schultern aus den Gelenken gerissen. Meine Hände brannten höllisch, obgleich ich ein Stück aus meinem Hemd gerissen und um die Handgriffe der beiden Gepäckstücke gewickelt hatte.
    Und was ich sah, war auch nicht gerade dazu angetan, meine Laune zu bessern.
    Ich hatte – zumal heute Sonntag war – nach Howards Berichten nicht gerade damit gerechnet, eine vor Leben und Freundlichkeit strotzende Stadt zu finden. Was ich aber jetzt erblickte, erinnerte mich eher an eine ausgestorbene Geisterstadt. Sämtliche Fenster waren geschlossen, und vor den meisten waren zusätzliche Läden vorgelegt. Nirgends war ein Licht oder ein anderes Anzeichen menschlichen Daseins zu gewahren, und der einzige Laut, den ich hörte, war ein leises, irgendwie beunruhigendes Rauschen und Wispern, das vom Fluß herüberwehte. Die Häuser waren allesamt schmal und wirkten geduckt, und selbst das wenige Grün, das hier und da das triste graue Antlitz der Stadt durchbrach, wirkte kränklich und blaß.
    Das also war Arkham.
    Der Ort, von dem ich jetzt schon so viel gehört hatte und dessen Name meist nur flüsternd ausgesprochen wurde. Aber vor allem der Ort, an dem ich meinen Freund Howard wiedersehen würde.
    Ich nahm meine Koffer wieder auf und ging langsam die Straße hinab. Howard hatte mir in dem Brief, den ich vor zwei Monaten erhalten hatte, die Adresse eines Hotels genannt. Der Gedanke an ein weiches Bett und vielleicht sogar ein Bad war im Moment mächtiger als alle düsteren Bilder.
    Nach einer Weile gewahrte ich das Hotel ein Stück vor mir. Ich wechselte den schweren Koffer von der Linken in die Rechte (was nicht viel nutzen würde, denn die beiden Gepäckstücke hatten auf den letzten drei Meilen beständig an Gewicht zugenommen und taten es noch) und betrat das Hotel.
    Für einen ganz kurzen Moment spürte ich, wie mein sechster Sinn Alarm schlug. Irgend etwas stimmte hier nicht! Aber dann war das Gefühl wieder verschwunden. Mein Nervenkostüm schien auch nicht mehr das beste zu sein. Die Müdigkeit war wohl daran schuld.
    Mit einem erleichterten Seufzer ließ ich die Koffer neben der Tür stehen, schlurfte mit hängenden Schultern zur Rezeption und schlug die Hand auf die kleine Glocke, die auf der zerkratzten Theke stand.
    Es dauerte fast eine Minute, bis endlich hinter mir schlurfende Schritte laut wurden. Ich drehte mich herum und gewahrte einen buckeligen, kahlköpfigen Alten, der ohne sonderliche Hast herbeigeschlurft kam.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Mein Name ist Craven. Robert Craven. Für mich müßte ein Zimmer in Ihrem Hotel reserviert sein.«
    Der Alte sagte nichts,
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