Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Titel: Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
waberte wie ein häßliches Krebsgewächs dicht vor ihm, auf und über und sogar ein Stück in der Straße. Schwarze Schlangenarme wanden sich und peitschten, dünne, haarige Fühler tasteten gierig umher, und der Blick gewaltiger blinder Augen bohrte sich brennend in die seinen. Alles war Schatten und Bewegung und gestaltgewordene Bosheit und... Shannon taumelte instinktiv einen Schritt zurück, als er den eisigen, jahrmillionenalten Hauch spürte, der das Schattending wie eine finstere Aura umgab.
    Länger als eine Minute starrte der junge Magier abgestoßen und gleichzeitig gebannt auf den gigantischen Schatten. Erst dann gelang es ihm, sich von der morbiden Faszination des Bösen zu lösen und dorthin zu blicken, wo er vorhin die Bewegung wahrgenommen hatte.
    Das Schattending hockte im Zentrum eines gigantischen, sanft pulsierenden Netzes aus grauen Strähnen, ein aufgedunsener ekeliger Balg im Herzen eines titanischen Spinnennetzes, das an zahllosen Stellen mit der Stadt verbunden war. Helle Bündel von Energie zuckten, den Fäden wie Straßen folgend, verschwanden, blitzten wieder auf oder vereinigten sich zu kurzlebigen, grellen Sternen.
    Dann sah Shannon den schwarzen Strang, der wie ein Fangarm aus dem Balg der Kreatur hervorwuchs und in einem der Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite verschwand.
    Er hob die Hand und murmelte ein einzelnes, fremdartig klingendes Wort. Die Wand des Gebäudes schien von einer Sekunde auf die andere durchsichtig zu werden. Shannon konnte in sein Inneres blicken und dem Tentakel folgen.
    Wie ein gewaltiger schwarzglitzernder Schlauch wand sich der Arm durch das Haus, durchstieß scheinbar mühelos Decken und Wände und faserte zu Dutzenden von dünneren, biegsamen Fühlern auseinander.
    Und an seinem Ende war...
    Shannon starrte eine halbe Sekunde auf das entsetzliche Bild. Dann übernahmen seine antrainierten Reflexe das Kommando über sein Denken und seinen Körper.
    Mit einem gellenden Schrei erwachte Shannon aus seiner Erstarrung und rannte los.

    * * *

    Alles ging unglaublich schnell. Ich schrie auf, kippte mit haltlos rudernden Armen nach vorne und sah den Abgrund wie das aufgerissene Maul eines gigantischen steinernen Ungeheuers nach mir schnappen. Die zerborstenen Wände huschten an mir vorüber, und mein eigener Schrei hallte wie boshaftes Hohngelächter in meinen Ohren wider. Verzweifelt warf ich mich herum, bekam etwas Hartes zu fassen und klammerte mich mit aller Gewalt fest.
    Der Ruck schien mir die Arme aus den Gelenken zu reißen. Ich schrie vor Schmerz, als ein zweiter, noch brutalerer Ruck durch meinen Körper raste. Meine Hände glitten an rauhem Holz ab, drohten den Halt zu verlieren und klammerten sich mit verzweifelter Kraft fest. Ein Span riß mir die Rechte vom Daumen bis zur Handwurzel auf, meine Fingernägel brachen, und das Blut ließ den Balken glitschig werden, so daß ich erneut abzurutschen begann. Mit aller Kraft, die mir geblieben war, hangelte ich mich nach vorne und versuchte den grausamen Schmerz zu ignorieren, als die Bewegung den Holzspan wie ein Messer noch tiefer in meine Handwurzel trieb. Endlich fand ich Halt an dem Balken, der über mir aus der Wand ragte.
    Sekundenlang blieb ich mit geschlossenen Augen so hängen und rang verzweifelt nach Atem.
    Erst dann wagte ich es, die Augen zu öffnen und mich umzusehen.
    Der Anblick ließ mein Herz einen schmerzhaften Satz machen.
    Der Balken, an dem ich im letzten Moment Halt gefunden hatte, war alles, was vom Boden des Zimmers übrig geblieben war. Die Zwischendecke war zusammengebrochen, vielleicht schon vor Jahren, und hatte dabei die gesamte Einrichtung des kleinen Raumes mit sich gerissen. Aus den Wänden ragten die zerfetzten Überreste von Bleirohren und Leitungen wie im Todeskampf verkrümmte Schlangen. Selbst der Balken, an dem ich hing, war nur noch zu einem Drittel vorhanden. Wäre ich zehn Zentimeter weiter nach vorne gestürzt, hätten meine Hände ins Leere gegriffen.
    Meine Beine pendelten frei über einem drei Stockwerke tiefen Abgrund. Nicht nur der Boden des Baderaumes war eingestürzt – die Trümmer mußten die darunterliegenden Etagen durchschlagen haben. Es war ein tödlicher, bis in die Kellergeschosse reichender Schacht.
    Und an seinem Grunde bewegte sich etwas!
    Ich vermochte nicht genau zu erkennen, was es war. Die Dunkelheit unter mir wogte und zitterte, als wäre sie zu einer glänzenden schwarzen Masse geronnen, und ich glaubte ein leises, unangenehmes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher