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Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen

Titel: Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen
Autoren: Verschiedene
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warum?« stöhnte ich. »Warum hast du das getan? Was –«
    Er muß sterben, unterbrach mich die Geisterstimme. Ich glaubte einen sanften Hauch von Bedauern, ja, fast Trauer darin zu vernehmen.
    Geh, Robert. Ich kann dich nicht schützen, wenn er wieder erwacht. Meine Macht schwindet rasch.
    »Schützen?« keuchte ich. »Dieser... dieser Junge hat mir das Leben gerettet. Du kannst ihn nicht töten!«
    Ich sprang auf, beugte mich über Shannons Oberkörper und hob seinen Kopf an. Das Wasser hatte sein Gesicht fast erreicht. Noch wenige Augenblicke, und es würde in seinen Mund fließen und ihn ersticken, betäubt und hilflos wie er war.
    »Du darfst es nicht tun!« sagte ich noch einmal.
    Er ist dein Feind, Robert, erwiderte mein Vater. Er wird dich töten, wenn er erfährt, wer du wirklich bist.
    »Töten?« Ich schrie fast. »Er hat mich gerettet, Vater!«
    Das war Zufall, antwortete er. Bitte, Robert – sei vernünftig. Ich kann nicht mehr lange bleiben. Meine Kräfte vergehen rasch, wenn ich mich in dieser Welt aufhalte, und was du getan hast, hat mich zusätzlich geschwächt.
    Seine Worte lösten ein sonderbares Echo in mir aus. Wie in einer blitzartigen Vision glaubte ich meinen verzweifelten Kampf gegen den Fluß noch einmal zu durchleben, und diesmal wußte ich, daß es seine Kräfte gewesen waren, gegen die ich gekämpft hatte, die entfesselten magischen Gewalten meines eigenen Vaters!
    Ich stand auf, trat ihm einen halben Schritt entgegen und hob beide Hände, lautlos die bizarren Worte flüsternd, die er selbst mich gelehrt hatte.
    Seine Gestalt schien für einen Moment zu flackern, als seine übersinnlichen Mächte gestoppt und abgedrängt wurden. Zu meinen Füßen hörte der Fluß auf, an Shannons Beinen zu saugen. Das Wasser begann abzufließen, und ein überraschter ungläubiger Ausdruck huschte über die Züge meines Vaters.
    »Nein«, sagte ich ruhig. »Du wirst ihn nicht töten.«
    Robert, du –
    »Du wirst ihn nicht töten«, wiederholte ich, sehr leise, aber so entschlossen, daß er mitten im Wort verstummte und mich eine endlose Sekunde lang mit einer Mischung aus ungläubigem Staunen und Sorge ansah.
    Dann tötet er dich, sagte er schließlich.
    »Das werde ich zu verhindern wissen«, sagte ich kalt. »Schließlich habe ich genug von dir gelernt, um mich meiner Haut zu wehren.«
    Nicht genug für ihn, Robert! Er ist ein Magier! Ein wahrer Träger der Macht, tausendmal besser ausgebildet als du!
    »Vielleicht«, antwortete ich. »Es wird sich zeigen. Aber ich lasse nicht zu, daß du ihn umbringst.«
    Ich könnte dich zwingen, Robert!
    »Versuch es«, sagte ich zornig. »Aber wenn du ihn umbringen willst, mußt du erst mich töten, Vater.«
    Diesmal widersprach er mir nicht mehr, nur der Ausdruck von Trauer in seinen Augen wurde stärker. Schließlich senkte er den Blick, trat einen Schritt zurück und sah schweigend zu, wie ich Shannons reglosen Körper aus dem Fluß zog und ein Stück die Böschung hinauf schleppte, in sicherer Entfernung zum Wasser.
    Ich war fest davon überzeugt, wieder allein zu sein, als ich mich aufrichtete, aber die Schattengestalt stand noch da, merklich blasser und kraftloser als zuvor, aber noch immer zu erkennen.
    »Was willst du noch?« fragte ich. In meinem Inneren tobte ein Vulkan einander widerstrebender Gefühle. Meine Stimme zitterte.
    Andara schüttelte sanft den Kopf, machte eine Bewegung, als wolle er den Arm heben und mich berühren, tat es aber dann nicht, sondern sah mich nur aus dunklen Augen an.
    Du bist sehr stark, Robert, sagte er. Stärker, als ich zu hoffen gewagt habe, nach dieser kurzen Zeit.
    »Wundert dich das?« fragte ich böse.
    »Ich bin dein Erbe, vergiß das nicht, Vater.« Ich erschrak selbst, als ich spürte, wie ich das letzte Wort betont hatte. Es klang wie eine Beschimpfung; etwas Obszönes.
    Warum haßt du mich? fragte er.
    »Hassen?« Ich schüttelte den Kopf, viel zu heftig, sah auf den reglosen Jungen zu meinen Füßen hinab und sagte noch einmal: »Hassen? O nein, Vater, ich hasse dich nicht. Ich verabscheue dich nur. Dich und all die, die sich mit Mächten eingelassen haben, die so etwas tun.« Ich deutete mit einer zornigen Kopfbewegung zum Fluß zurück.
    Andara lächelte voller Trauer. Ich verstehe dich, Robert, sagte er. Besser, als du glaubst. Als ich so alt war wie du jetzt, da fühlte ich genauso.
    »Warum hast du dann nicht danach gehandelt? Warum hast du deine Macht nicht eingesetzt, um das Böse zu bekämpfen?«
    Das
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