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Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Titel: Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns
Autoren: Verschiedene
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Wissen Sie, wer das war?«
    Ich schüttelte den Kopf. Alles, was ich wollte, war Priscylla. Ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, daß sie hier war, vielleicht sogar hier unten im Keller, ganz in meiner Nähe.
    »Es war Richardson«, stieß Sean hervor. »Der Kaufmann, dessen Spur mich zu Baltimore führte. Seltsamer Zufall, nicht wahr?«
    »Es ist mir ganz egal, wie der Mann heißt«, sagte ich ungeduldig. »Wir müssen weiter. Ich spüre ... Ich meine, ich bin sicher, daß die Person, die ich suche, hier unten ist.«
    »Wäre vielleicht ganz nett, wenn Sie mir endlich sagen würden, wen Sie suchen. Schließlich sitzen wir in einem Boot.«
    Ich zögerte. Ein unerklärliches Gefühl hielt mich davor zurück, Seans Frage ohne weiteres zu beantworten, aber andererseits sah ich keinen logischen Grund, ihm Priscylla noch länger zu verschweigen.
    »Ich suche eine junge Frau«, sagte ich zögernd. »Sie heißt Priscylla.«
    »Eine Frau.« Sean grinste. »Dann wird mir alles klar. Wenn sich ein Mann wie Sie so verhält, ist er entweder hinter einer Million Pfund oder hinter einer Frau her.«
    »Es ist nicht so, wie Sie denken ...«
    »Was ich denke, ist ganz egal«, fiel mir Sean ins Wort. »Wir sollten machen, daß wir weiterkommen. Bevor Richardson mit ein paar Mann Verstärkung hier unten auftaucht.«
    Er blinzelte und versuchte die Dunkelheit vor uns zu durchdringen.
    »Ich hoffe nur, daß das hier keine Sackgasse ist«, fuhr er fort. »Wenn wir Glück haben, hat der Keller noch einen Ausgang zum Garten.«
    Ich achtete nicht weiter auf ihn. Mit ausgestreckter linker Hand tastete ich mich an der Wand entlang; der Revolver lag schußbereit in meiner Rechten. Das Gefühl einer unbestimmten Erwartung verstärkte sich. Sehr wohl war mir nicht dabei, mich durch die Dunkelheit voranzutasten. Ich hatte noch nicht das Erlebnis mit der Rattenfrau vergessen.
    Und hier unten gab es Ratten.
    Meine überreizte Phantasie gaukelte mir tapsende kleine Füße vor, die über den kalten Boden huschten. In der Dunkelheit glaubte ich winzige, stechende Augen zu sehen, die jede meiner Bewegungen verfolgten. Ich fühlte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach.
    In das Geräusch unserer Schritte mischte sich etwas anderes; ein heller, singender Laut, zu schwach, um seinen Ursprungsort zu erkennen, aber laut genug, um mich abrupt anhalten zu lassen.
    »Hören Sie das auch?« flüsterte ich.
    Sean prallte gegen mich. Ich rutschte ein Stück von der Wand weg und kämpfte einen Moment lang um mein Gleichgewicht. Sean packte meinen Arm und hielt mich
    fest.
    »Was ist das?« fragte er.
    Ich zuckte mit den Achseln. Es dauerte eine Sekunde, bevor ich daran dachte, daß Sean meine Geste in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    »Keine Ahnung«, sagte ich leise.
    Das Geräusch hatte inzwischen abgenommen und war dann ganz verstummt. So sehr ich mich auch bemühte, ich hörte nichts mehr. Vielleicht hatte ich mich auch getäuscht. Es war womöglich nichts weiter als ein Windstoß gewesen, der durch ein offenes Kellerfenster gefahren war und in dem langen Gang widerhallte.
    »Gehen wir weiter«, sagte Sean mit rauher Stimme. »Richardson wird schon auf dem Weg in den Keller sein. Ich habe keine Lust, ihm meine Anwesenheit zu erklären.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung. Obwohl ich mir sicher war, daß Priscylla ganz in der Nähe war, war der innere Kontakt zu ihr wie abgerissen. Seit Wochen fühlte ich mich durch eine unbekannte Kraft vorwärts getrieben, und nun, kurz vor dem Ziel, war sie versiegt.
    Ich fühlte nichts weiter als einen dumpfen Druck im Kopf und Nervosität, die durch Seans Anwesenheit noch verstärkt wurde. Mit jedem weiteren Schritt begann sich mein Unbehagen zu verstärken. Ich konnte mich nicht des Eindrucks erwehren, daß ich geradewegs in eine Falle lief.
    ** *
     
    Es ging so schnell, daß ich zu spät die Gefahr begriff, in der ich schwebte. Ein fernes Geräusch, so leise, daß ich es kaum wahrnahm, schien die Gemäuer zu durchdringen. Es war dem hellen Singen nicht unähnlich, und doch anders, durchdringender und ... gewaltiger.
    Ich verlangsamte meine Schritte und wollte Sean auf das Geräusch aufmerksam machen, aber dann ...
    Es war fast so, als blicke ich wieder in den Spiegel.
    Vor meinem Inneren Auge tauchte eine entsetzliche Gestalt auf. Skeletthafte Züge verzerrten sich zu einem höhnischen Grinsen, krallenartige Hände streckten sich mir entgegen.
    Ich stöhnte auf, riß den Revolver hoch und zog den Abzug durch.
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