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Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Titel: Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns
Autoren: Verschiedene
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ihn jeden Moment herabfahren lassen.
    »Priscylla!« schrie ich.
    Die Angst um sie ließ mich meine Lähmung vergessen. Zwar war sie es gewesen, die Acorn auf mich gehetzt hatte, aber ich wußte, daß sie dafür nicht verantwortlich war. Aber auch wenn sie es gewesen wäre: Ich konnte nicht zulassen, daß Sean sie erwürgte.
    Mit einem einzigen Satz war ich bei ihm. Ich packte ihn bei den Schultern und versuchte ihn zurückzuziehen.
    Er ließ von Priscylla ab und drehte sich mit aufreizender Langsamkeit zu mir um. In seinen blutunterlaufenden Augen stand ein erschreckender Ausdruck. Die Worte, die ich ihm ins Gesicht schreien wollte, blieben mir im Halse stecken. Ich wußte mit plötzlicher Sicherheit, daß er es war, vor dem Priscylla die ganze Zeit über Angst gehabt hatte. Er war nicht Andara, und doch hatte er irgend etwas mit ihm zu tun.
    Sean schlug ohne Vorwarnung zu. Er traf mich an der Schulter und ließ mich zurücktaumeln.
    Sean ging wie ein wütender Bär auf mich los. Ich ahnte, daß ich nur in der Flucht mein Heil suchen konnte. Seinen gewaltigen Körperkräften hatte ich nichts entgegenzusetzen. Ich hatte mittlerweile sogar den Revolver verloren.
    Ich wich seinem Frontalangriff aus und tänzelte zur Seite.
    »Priscylla!« rief ich. »Lauf! Rette dich ...«
    Ein harter Stoß warf mich zurück. Sean packte mich bei den Schultern und warf mich zu Boden.
    Ich schlug schwer auf den Rücken. Für eine kurze, schreckliche Sekunde sah ich Seans massigen Körper über mir, Mordgier in seinen Augen. Ich warf mich verzweifelt zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um einem Fußtritt zu entgehen. Mit einem Satz war ich wieder auf den Füßen. Aber ich spürte, daß ich diesen ungleichen Kampf nicht mehr lange durchstehen würde.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß Priscylla immer noch am Altar stand. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, sie würde meinen Kampf mit Sean benutzen, um das Opfer zu vollziehen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, daß damit der Tod der armen Frau gemeint war, die tatenlos das Chaos um sich verfolgen mußte.
    Ich blockte Seans nächste Schläge ab, konnte aber nicht verhindern, daß er mich immer weiter zurücktrieb. Mit einem verzweifelten Satz sprang ich zur Seite und traf ihn in die Seite. Durch mein Handgelenk fuhr ein stechender Schmerz. Sean schwankte, stieß keuchend die Luft aus, das war alles.
    Mit einem wütenden Knurren drang er auf mich ein. Ein harter Faustschlag durchbrach meine Deckung und schleuderte mich zurück. Ein zweiter Schlag traf mich im Magen und ließ die Welt um mich in einer Woge von Schmerz explodieren. Feurige Schleier tanzten vor meinen Augen. Eine Welle der Übelkeit übermannte mich, aber das Schlimmste war das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    In diesem Moment peitschte ein Schuß durch den Raum. Sean griff sich an die Brust, starrte ungläubig auf das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorquoll, und brach langsam in die Knie.
    Ich holte keuchend Luft, preßte die Hand auf den Magen und wandte mich zur Tür.
    Ein Mann stand im Eingang, vielleicht sechzig Jahre alt, mit einem hastig übergeworfenen Mantel über einem Nachthemd. Er hielt ein Jagdgewehr in den Händen. Aus dem Lauf kräuselte sich dunkler Rauch.
    »Dr. Gray«, krächzte ich.
    ** *
    Vorsichtig kniete ich neben Priscylla nieder und berührte ihren Arm. Sie hielt noch immer den Dolch umklammert, aber sie würde ihn nicht mehr benutzen. Kurz, nachdem Dr. Gray den amoklaufenden Sean niedergeschossen hatte, war sie zusammengebrochen. Seitdem war sie bewußtlos.
    »Nehmen Sie ihr den Dolch ab«, sagte der Mann, den ich bislang unter dem Namen Dr. Gray gekannt hatte.
    Es war eine Überraschung für mich, zu erfahren, daß er mit Baltimore identisch war. Er hatte sich keine große Mühe gemacht, mir zu erklären, warum er bei unserem ersten Treffen einen falschen Namen verwandt hatte.
    Aber das war auch nicht nötig. Ich ahnte den Grund sowieso. Unsere Feinde waren mächtig und verfügten über jede Möglichkeit zur Täuschung. Wenn wir, die wenigen Menschen, die in die Geheimnisse der weißen Magie eingeweiht waren, überleben wollten, mußten wir alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen treffen.
    »Tu, was er sagt«, murmelte Howard. Er wirkte blaß und übernächtigt, und er schien überhaupt noch nicht begriffen zu haben, wie Sean hierherkam und was er für eine Rolle gespielt hatte.
    Ich strich über Priscyllas Arm. Sie schien unter meiner Berührung zu erschauern, aber
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