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Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns

Titel: Der Hexer - GK595 - Tage des Wahnsinns
Autoren: Verschiedene
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Schritt vor, und ich begriff, daß er mich mit seinen Anschuldigungen nur ablenken wollte. Sean hatte augenscheinlich nicht vor, sich widerstandslos von mir herumkommandieren zu lassen. Wenn ich nicht aufpaßte, war ich den Revolver bald wieder los.
    »Ich weiß nicht, was ich mit Ihnen machen soll«, preßte ich hervor. Ich war es leid, meine Zeit mit Reden zu verplempern; andererseits konnte ich Sean auch nicht einfach hier stehen lassen und allein weitergehen. Bevor ich nicht wußte, wer er war, mußte ich mich vor ihm in acht nehmen, als sei er der Teufel persönlich.
    »Eins kann ich Ihnen jedenfalls versichern«, fügte ich hinzu, als er seinen rechten Fuß wieder ein Stück nach vorn schob, »wenn Sie auch nur noch eine falsche Bewegung machen, werde ich meine Rücksicht vergessen. Selbst, wenn nachher das ganze Haus über mich herfallen sollte, werde ich Ihnen eine verpassen. Wie würde Ihnen eine Kugel im Knie gefallen?«
    Sean blieb abrupt stehen. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war er sich bewußt, das ich keine leeren Drohungen ausstieß. Ich selbst war mir zwar nicht so sicher, ob ich von der Waffe Gebrauch machen würde, aber das stand auf einem anderen Blatt.
    »Bevor wir gehen, möchte ich noch eine Kleinigkeit von Ihnen wissen«, sagte ich leise. »Wer sind Sie und was suchen Sie hier?«
    »Ich dachte, Sie hätten es eilig«, wich Sean aus.
    »Allerdings«, brummte ich und richtete den Lauf des Revolvers auf seinen Kopf. »Deswegen würde ich Ihnen raten, mir meine Frage ohne viel Umschweife zu beantworten.«
    »Na schön.« Sean zuckte mit den Achseln. »Ich nehme zwar an, daß ich Ihnen nichts Neues sage, da Sie mich ja bereits beim Namen kannten, aber bitte sehr. Mein voller Name lautet Sean Moore, und ich bin Mitglied einer Spezialabteilung der Polizei Ihrer Majestät.«
    »Scotland Yard«, entfuhr es mir.
    »Ganz recht«, nickte Sean. »Sie bedrohen einen Beamten Ihrer Majestät. Wollen Sie mir jetzt nicht endlich meine Waffe wiedergeben?«
    Ich schüttelte rasch den Kopf. Meine Fähigkeit, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, hatte mich auch diesmal nicht im Stich gelassen. Ich wußte, daß Sean die Wahrheit sagte, aber das reichte noch nicht, um ihm vollständig zu vertrauen.
    »Was suchen Sie hier?« fragte ich barsch.
    »Das ist eine lange Geschichte«, behauptete Sean.
    »Machen Sie ‘s kurz.«
    »Nun gut.« Sean hustete trocken, bevor er weitersprach. »Wir suchen jemanden«, begann er. »Einen Mann namens Santers. Seine Familie macht sich große Sorgen um ihn.«
    »Und Sie glauben, daß er hier ist?«
    »Allerdings«, antwortete Sean knapp.
    Auch diesmal sprach er die Wahrheit, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, daß er mir etwas anderes, sehr viel Wichtigeres, verschwieg. Und ich wußte, daß ich mich auf meine Gefühle verlassen konnte.
    »Erzählen Sie mir mehr davon«, forderte ich ihn auf.
    »Wie Sie wollen«, sagte Sean. »Obwohl es da nicht viel mehr zu erzählen gibt. Ein Kaufmann aus Lowgreen steht seit längerem im Verdacht, an dem Verschwinden mehrerer Personen beteiligt zu sein. Sein Name ist Richardson. Kennen Sie ihn?«
    Mir war der lauernde Tonfall in Seans Stimme nicht entgangen, aber ich schüttelte nur ungeduldig den Kopf. »Weiter.«
    »Nichts weiter. Ich habe die Spur aufgenommen, und jetzt bin ich hier.«
    Ich schüttelte den Kopf. Sean sagte die Wahrheit, aber es war nicht die volle Wahrheit, das spürte ich ganz deutlich. »Das ist noch nicht alles«, behauptete ich.
    Sean machte eine ungeduldige Handbewegung. »Natürlich ist das nicht alles. Aber wenn ich Ihnen den ganzen Vorgang erzählen soll, stehen wir noch morgen früh hier.«
    Ich mußte ihm widerwillig Recht geben. Aber ich tat es nur widerwillig. Wenn Priscylla nicht gewesen wäre, hätte ich mich nicht mit einer so lapidaren Bemerkung abspeisen lassen.
    »Dann sitzen wir in einem Boot«, sagte ich langsam. Ich war mir nicht sicher, ob meine Behauptung wirklich stimmte, aber in diesem Moment sah ich keine andere Möglichkeit, um Sean auf meine Seite zu ziehen.
    »Ich bin aus ganz ähnlichen Gründen hier«, fuhr ich fort. »Auch ich suche jemanden, und ich glaube, daß man ihn hier gegen seinen Willen festhält.«
    »Ach ja?« fragte Sean. »Wen suchen Sie, und wie sind Sie dahintergekommen, daß er hier sein könnte?«
    Diese Frage konnte nur ein Polizist stellen. Ich überlegte kurz, ob ich sie beantworten sollte, aber ein unbestimmtes Gefühl hielt mich davon ab.
    »Keine Zeit«, sagte
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