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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Autoren: Deana Zinßmeister
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wenigen Tagen fortgegangen. Doch was kümmert es dich, Mädchen?«, fragte der Müller und kniff die Augen zusammen. Katharina wollte ihm antworten, doch Johann fiel ihr ins Wort: »Und dieser Magier hat deinen Sohn das Wettervorhersagen gelehrt?«
    Der Müller kam zurück an den Tisch und schimpfte: »Daran seht ihr, dass der Mann ein Tunichtgut ist. Er hat meinem Achimchen einen Trog voll Frösche gesammelt und behauptet, dass das Wetter gut wird, wenn die Viecher den Zweig im Topf hochkrabbeln. Bleiben sie am Boden sitzen, dann würde das Wetter schlecht werden. Nun ist der Junge ganz närrisch mit den Viechern und vernachlässigt seine Arbeiten. Wegen dieses faulen Zaubers muss ich jetzt eine Kuh ersetzen, die vom Blitz erschlagen wurde.«
    Wütend stapfte er die Treppe hinauf, und schon beim Öffnen der Schlafkammer hörte man ihn nach seinem Sohn brüllen.
     
    Vier Augenpaare starrten Burghard mitfühlend an. Verängstigt und bleich blickte er in die Runde und flüsterte: »Was soll ich nun tun?«
    »Was heißt hier du? Ich bin ebenso betroffen, denn es ist wohl klar, dass Servatius mich gemeint hat, als er von einem Mädchen sprach, das einem anderen versprochen war«, ereiferte sich Katharina.
    »Senk deine Stimme!«, befahl Clemens barsch. »Der Müller muss nicht erfahren, dass es Burghard ist, den Barnabas und sein Begleiter suchen.«
    »Weißt du, was Servatius’ Anschuldigung bedeutet? Sie bedeutet nichts anderes, als dass ich eine Hure bin.« Vor Wut und Scham schossen der jungen Frau Tränen in die Augen, die sie mit dem Handrücken energisch wegwischte. Franziska legte ihr den Arm um die Schulter. »Es ist doch einerlei, was dieser Mensch sagt. Wir wissen, dass du kein leichtes Mädchen bist.«
    Katharina schnaubte wütend. »Wenn wir nur wüssten, in welche Richtung sie gegangen sind. Dann könnten wir unseren Weg in die andere fortführen.«
    »Es wäre schon gut, wenn wir überhaupt wüssten, wohin wir gehen wollen. Bis jetzt hatten wir Glück, dass uns nichts zugestoßen ist. Doch wie der Müller schon sagte – in den Augen von Fremden sind wir Landstreicher. Was nicht unwahr ist, schließlich haben wir kein Dach über dem Kopf und hausen in Höhlen.«
    »Ich weiß, Franziska«, pflichtete Johann ihr bei. »Und die Zeit drängt, aber ich kenne mich in diesem Teil des Landes nicht aus und weiß nicht, wohin wir gehen sollen. Allein oder zu zweit wäre es schwierig genug, vor dem Winter irgendwo unterzukommen. Aber wer soll fünf Menschen Unterkunft gewähren? Den meisten geht es doch wie den Müllersleuten: zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.«
    Bedrückende Stille breitete sich aus. Die jungen Menschen wussten, dass Johann die Wahrheit sprach. Meist bewirtschafteten nur ein Bauer und seine Frau das Land. Kaum ein Gehöft konnte sich Gesinde leisten, erst recht nicht, wenn die kalte und karge Jahreszeit vor der Tür stand. Mit einem Mal wurde ihnen schmerzlich bewusst, dass sich ihre Wege trennen mussten.
    Katharina blickte Franziska an. Ihre Lippen bebten, und obwohl sie sich zusammennehmen und nicht weinen wollte, entfuhr ihr ein Schluchzen.
    »Und ich?«, meldete sich nun Burghard zu Wort. »Ich kann nicht zurück ins Kloster. Servatius hat sicherlich dafür gesorgt, dass meine Brüder von seinem Verdacht erfahren haben.«
    »Wo bleibt die Barmherzigkeit? Deine Brüder würden dich sicher anhören und dich nicht fortjagen«, warf Katharina ein und schniefte laut in ihren Handrücken.
    »Natürlich könnte ich es versuchen. Aber was ist, wenn Servatius zu Ohren kommt, in welchem Kloster ich mich aufhalte? Nein, es hilft nichts. Ich muss ihm weiterhin als Bauer getarnt aus dem Weg gehen.«
    »Aber du, Clemens? Du könntest zurück zu deiner Schwester gehen«, schlug Johann vor. »Münzbacher ist tot, und die Wahrscheinlichkeit, dass der Meuchelmörder dich dort aufspürt, ist gering.«
    Clemens’ Gesicht verfinsterte sich. »Du bist wohl von Sinnen, Johann! Ich weiß nicht einmal, wie der Mann aussieht. Ich weiß nur, dass er sich Adam Hastenteufel nennt und Söldner war. Er könnte mir also auch zu Hause auf dem Gestüt auflauern, ohne dass ich ihn erkennen würde.«
    »Vielleicht sucht er dich aber schon nicht mehr, und du machst dir unnötig Sorgen«, wandte Franziska ein.
    »Aber was, Franziska, wenn er bei meiner Schwester auf mich wartet? Womöglich bringt er dann auch Anna um. Nein, ich kann nicht nach Thüringen zurück«, erklärte Clemens bestimmt.
    Johann wusste, dass es auch
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