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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Autoren: Deana Zinßmeister
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Holztisch und knurrte: »Cödinger Mühle!« Ohne ein weiteres Wort tunkte er seinen Kanten Brot in die Brühe und aß weiter. Die Freunde sahen sich fragend an, doch keiner wagte zu sprechen. Erst nachdem das Essen beendet war, ergriff Johann das Wort. »Der Reiter erzählte von einer Hochzeit …« Weiter kam er nicht, denn der Müller fing sogleich wie ein Hund an zu knurren und seinen Sohn scharf anzusehen.
    »Komm, Achim, lass uns zu Bett gehen«, sagte die Müllerin und zog ihren Sohn von der Bank in die Höhe. Bevor sie die Treppe hinaufstieg, sagte sie an die Gäste gewandt: »Ihr könnt in der Mehlkammer schlafen. Da ist es warm. Auch liegen dort leere Säcke, mit denen ihr euch zudecken könnt.«
    Dankbar lächelte Franziska ihr zu.
     
    Der Müller schenkte verwässerten Wein nach und begann zu erzählen: »Im März wird Prinzessin Elisabeth von Hessen-Kassel den Herzog Johann Albrecht II. zu Mecklenburg heiraten. Solch eine Hochzeit ist teuer, und deshalb werden Sondersteuern erhoben. Doch von was sollen wir die bezahlen?«
    Nachdem er einen Schluck Wein genommen hatte, fuhr er fort: »Ich kann verstehen, dass Raimund wütet, weil seine Kuh verreckt ist. Aber was kann der Junge dafür?«
    »Wie kommt dein Sohn dazu, das Wetter vorhersagen zu wollen?«
    Der Müller zuckte mit den Schultern. »Ein Magier hat ihm den Floh ins Ohr gesetzt.«
    Burghard wurde kreidebleich. Zitternd stellte er seinen Becher zurück auf den Tisch. »Ein Magier?«
    Auch seine Freunde blickten erschrocken auf. Jeder wusste, was das bedeuten konnte. Da Burghard stumm blieb, fragte Johann: »Wann war der Magier bei euch? War er allein? Wie sah er aus?«
    Der Müller sah ihn mürrisch an. »Das sind aber viele Fragen. Kennst du den weisen Mann etwa?«
    »Um dir diese Frage beantworten zu können, musst du ihn mir beschreiben«, forderte Johann ihn auf.
    Der Müller überlegte und kratzte sich das unrasierte Kinn. »Er war groß und von hagerer Gestalt. Damit meine ich aber nicht vom Hunger hager. Der Alte hatte lange, fast silbrige Haare. Im Gegensatz zu seinem Begleiter, der von Pusteln übersät war, wirkte der Magier gesund und sauber. Trotzdem fand ich ihn unheimlich! Nicht nur, weil er täglich im Mühlenteich baden ging, was kein normaler Mensch macht. Ich hatte das Gefühl, dass seine schwarzen Augen bis in meine Seele blicken konnten. Doch frag meine Frau, wenn du mehr wissen willst. Sie hat lange mit ihm gesprochen. Ich bin ihm aus dem Weg gegangen.«
    »Wie lange war er bei euch?«
    »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich die beiden augenblicklich fortgejagt. Doch als der Magier mir zwei Münzen für Essen und Lagerstatt in die Hand drückte, habe ich ihn und diesen Widerling geduldet. Sie blieben eine Woche.«
    »Barnabas und Servatius!«, flüsterte Burghard. Sogleich trat ihm Clemens unter dem Tisch gegen das Schienbein, damit er schwieg.
    Der Müller hatte nichts bemerkt. »Was ist? Kennt ihr den Magier nun?«, wollte er arglos wissen.
    Johann blickte Burghard an. Schweißperlen glänzten auf der Stirn des Mönchs.
    »Nein!«, antwortete Clemens laut. »Das ist nicht der Magier, den wir unterwegs kennengelernt haben. Es scheint mehr von der Sorte zu geben, die sich so nennen«, versuchte er zu scherzen, doch niemand lachte.
    »Das dachte ich mir, denn sie suchen einen Mönch, und keiner von euch sieht aus wie einer«, erklärte der Müller.
    »Warum suchen sie ihn?«
    »Von Servatius, dem die Boshaftigkeit schon ins Gesicht geschrieben stand, weiß ich, dass sein Ordensbruder das Klostergelübde gebrochen haben soll. Doch wer weiß, ob man seinem Geschwätz Glauben schenken kann.«
    Fragend schauten ihn nun fünf Augenpaare an.
    »Was könnte er damit gemeint haben?«, wollte Johann wissen.
    »Ha!«, lachte der Müller auf. »Das kann man sich wohl denken. Der Klosterbruder soll der Fleischeslust verfallen und mit einem Mädchen durchgebrannt sein, das einem anderen versprochen war.«
    Katharina spürte, wie ihr Hitze in die Wangen schoss. Der Müller goss sich Wein nach und meinte: »Das ist wahrlich eine schwerwiegende Sünde, die der Klosterbruder begangen haben soll. Wenn das die Wahrheit ist, wird Gott ihn richten, wenn dieser Servatius ihm nicht zuvorkommt. Er sprach so voller Hass von seinem Mitbruder, dass ich ihm alles zutrauen würde.« Der Müller leerte seinen Becher, erhob sich und ging zur Treppe.
    »Wann waren die beiden hier?«, wagte Katharina mit zittriger Stimme zu fragen.
    »Sie sind erst vor
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