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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Autoren: Deana Zinßmeister
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»Beim nächsten Mal!«, versuchte er sie dann aufzumuntern.
    Vielleicht können nur Frauen die Bewegungen des Kindes fühlen, tröstete sich Johann im Stillen. Er war sich sicher, dass er auch dieses Mal nichts spüren würde. Liebevoll lächelte er seiner Frau zu, als er plötzlich erschauerte. Angespannt hielt er die Luft an. Da! Ja, da war etwas. Zaghaft, nicht mehr als der Flügelschlag eines kleinen Vogels, aber eindeutig eine kleine Bewegung in ihrem Leib. Erschrocken zog Johann seine Hand fort, um sie gleich wieder auf Franziskas Bauch zu legen. Wieder spürte er das Kind – sein Kind! Zärtlich umarmte und küsste er Franziska, doch Clemens trat zu ihnen heran und packte ihn jäh am Arm. Erschrocken blickte Johann auf. Stumm wies Clemens ihn an, ruhig zu sein, und zeigte vor sich. Johanns Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. In der Ferne zwischen den Bäumen konnte er kleine Lichtpunkte erkennen, die sich bewegten.
    Auch die anderen hatten das Licht bemerkt. Vorsichtig schlichen die Freunde an den Baumreihen entlang, den Lichtern entgegen. Neben ihnen floss gurgelnd der Bach und teilte sich schließlich. Ein Arm floss wild und ungestüm weiter, während der andere einen Bogen schlug, um dann ruhig dahinzuplätschern.
    Während die Männer leise beratschlagten, welchem Wasserarm sie folgen sollten, beobachteten sie angespannt die Lichter. Doch plötzlich verschwand das Licht, und stattdessen drangen undeutlich Stimmen zu ihnen durch. Katharina und Franziska versteckten sich sogleich im Unterholz, wie sie es immer taten, sobald Gefahr im Verzug war. Erst wenn die Männer ihnen Zeichen gaben, dass alles in Ordnung war, schlossen sie sich ihren Weggefährten wieder an.
     
    Zufrieden, dass dichtes Buschwerk die beiden Frauen verbarg, folgten die Männer dem ruhigeren Wasserlauf, da dieser sie in Richtung der verschwundenen Lichter zu führen schien. Immer noch klangen aus der Ferne unverständlich Stimmen an ihr Ohr. Auf einmal lichteten sich die Bäume, und vor ihnen lag ein Wiesenstück, durch das sich der Bach schlängelte. Johann glaubte am Ende der Lichtung ein Gebäude zu erkennen und zeigte stumm mit dem Finger in die Richtung. Angestrengt blickten die jungen Männer in die Dunkelheit, als die Lichter wieder zu sehen waren und die Stimmen lauter wurden.
    »Das müssen Fackeln sein«, sagte Clemens leise.
    »Es sieht aus, als ob sie in der Luft hängen«, warf Burghard ein.
    »Du hast Recht, Clemens, das sind Fackeln. Ich denke, dass Reiter sie in die Höhe halten«, erklärte Johann mit gedämpfter Stimme.
    Unerwartet zerriss ein Schrei die Nacht und ließ die Burschen zusammenzucken. Kurz darauf standen Katharina und Franziska neben ihnen.
    »Ihr sollt in Deckung bleiben!«, schimpfte Johann verhalten.
    »Nein!«, fuhr Katharina ihn an. »Hier hat jemand fürchterlich geschrien, da bleibe ich nicht allein zurück!«
    »Lasst uns umkehren«, flüsterte Franziska Johann zu.
    »Vielleicht ist jemand verletzt«, gab Burghard zu bedenken. »Ich will wissen, was da vorn vor sich geht! Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe!«
    »Gut, sehen wir nach!«, stimmte Clemens zu. »Katharina, Franziska, ihr bleibt hier!«
    »Ganz bestimmt nicht!«, fauchte Katharina, doch Johann unterbrach sie: »Ihr folgt uns in sicherem Abstand. Sobald wir euch Zeichen geben, versteckt ihr euch.«
    Franziska und Katharina nickten.
     
    Als sie sich über die Wiese dem Gebäude näherten, sanken sie immer wieder in dem aufgeweichten Boden der Bachaue ein. Mit den blanken Füßen steckten sie im kalten Morast, und nur mühsam gelang es ihnen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Jetzt, da sie das Gebäude deutlich erkennen konnten, verstanden sie, dass eine Mühle vor ihnen lag. Als das Stimmengewirr immer lauter wurde, gab Johann den Frauen Zeichen, sich zu verstecken, und Katharina und Franziska verschwanden zwischen den Bäumen.
    Clemens, Burghard und Johann pirschten sich im Schutz der Dunkelheit dichter an die Mühle heran. In der Nähe des Mühlrads versteckten sie sich, da sie von dort den Vorhof der Mühle einsehen konnten, ohne selbst gesehen zu werden.
     
    Sie sahen fünf Männer hoch zu Ross, von denen ein jeder eine brennende Fackel in der Hand hielt, ganz wie Johann vermutet hatte. Ein Reiter hatte sich vor die anderen gestellt, sein Pferd kratzte unruhig mit dem Vorderhuf den nassen Mehlstaub vom Boden. Die Reiter blickten grimmig auf den Mann und die Frau herab, die vor dem Hauseingang standen.
    »Ich frage dich
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