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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister
Autoren: James Blish
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Dämonen und so. Natürlich will ich nicht dem Zeugnis meiner Sinne widersprechen, Baines. Was ich Sie fragen will, ist lediglich: Wieviel ist dieses Zeugnis wert?«
    »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß«, sagte Baines gleichmütig, »obwohl ich Ihnen nicht erklären kann, wieso ich es weiß. Ich will auch gar nicht versuchen, es Ihnen zu erklären. Erstens: Etwas geschieht — und dieses ›Etwas‹ ist wirklich. Zweitens: Sie und ich und Ware und alle anderen, die wollten, daß es geschieht, haben dadurch erreicht, daß es geschieht. Drittens: Es stellt sich heraus, daß wir uns über das Resultat und den Ausgang getäuscht haben — aber was immer daraus auch werden mag: Es ist unser Resultat. Wir haben uns darauf eingelassen. Dämonen, fliegende Untertassen, radioaktiver Regen — wo liegt da der Unterschied!? Das sind doch alles nur Zeichen und Symbole in der großen Gleichung, Parameter, für die wir die Werte einsetzen können, die uns im Augenblick am sinnvollsten erscheinen. Machen Elektronen Sie glücklicher als Dämonen? Fein, können wir machen. Aber was mich freut, Adolph, was mich wirklich freut, ist das Resultat. Die Mittel sind mir gleichgültig. Ich habe das Ding erfunden, ich habe es hervorgerufen, ich zahle dafür — und, wie Sie es sonst auch immer beschreiben wollen, ich habe es gemacht und ES GEHÖRT MIR! Ist Ihnen das klar? Es gehört mir. Jede andere Tatsache, die man darüber aussagen kann, was immer es auch für ein Faktum sein möge, ist irgendein dummer, technischer Kniff. Ich bezahle Leute wie Sie und Ware, um mich mit diesen Dingen nicht abgeben zu müssen.«
    »Es will mir scheinen«, sagte Hess monoton und mit bleischwerer Stimme, »als seien wir alle verrückt.«
    In diesem Augenblick flammte das kleine Fenster grellweiß auf. Pater Domenico erschien davor als tintenschwarze Silhouette.
    »Da könnten Sie schon recht haben«, sagte Baines. »Das war Rom.«
    Pater Domenico wandte sich mit tränenüberströmtem Gesicht vom Fenster ab und tastete sich langsam zum Altar. Nach einer langen Pause des Widerwillens packte er Theron Ware an den Schultern und schüttelte ihn. Die Katze fauchte und sprang zur Seite.
    »Wach auf, Theron Ware«, sagte Pater Domenico feierlich, »ich gebiete dir, erwache. Man kann jetzt von deinem Experiment mit Sicherheit sagen, daß es mißglückt ist. Der Pakt ist also nicht verletzt, die Bestimmungen unseres Vertrages erfüllt. Ware! Ware! So wachen Sie doch auf, zum Teufel!«

 
17
     
    Baines sah auf die Uhr. Es war 3 Uhr morgens.
    Ware erwachte augenblicklich, sprang auf die Beine und ging wortlos zum Fenster. Im gleichen Augenblick brauste der ganze Jammer, der einmal Rom gewesen war, über das Gebäude hinweg. Die große Entfernung hatte die Schockwelle etwas gedämpft, und der Palazzo empfing daher nur einen leichten Stoß. Das Fenster aber, dessen Vorhang Pater Domenico zurückgezogen hatte, sprang in einem Schauer gläserner Nadeln in den Raum. Hinter den Vorhängen, die — von der Decke herabhängend — die anderen Fenster verdeckten, hörte man das Fallen von zerbrochenem Glas. Es klang wie ein Orchester von Celestas.
    Soweit Baines erkennen konnte, war niemand schwer verletzt. Nicht, daß es einen großen Unterschied gemacht hätte, nun, da der letzte Große Tod schon den Sturmwind ritt.
    Ware schien nicht besonders erschüttert. Er nickte bloß einmal, wandte sich rasch dem Großen Kreis zu und bückte sich, um seine ramponierte Papierkrone aufzuheben. Nein, es hatte ihn doch gepackt: Seine Lippen waren zusammengekniffen und bleich. Er winkte sie alle heran.
    Baines machte einen Schritt auf Jack Ginsberg zu, um ihn nötigenfalls so lange zu treten, bis er erwachte. Aber sein junger Sonderberater und Assistent war bereits auf den Beinen. Er zitterte und hatte irre Augen. Er schien allerdings nicht zu wissen, wo er sich befand, und Baines mußte ihn am Arm nehmen und in seinen Kleineren Kreis schieben.
    »Und da bleiben Sie!« fügte Baines mit einer Stimme hinzu, mit der man hätte Diamanten schneiden können. Wenn Jack ihn gehört hatte, so merkte man es ihm jedenfalls nicht an.
    Baines ging rasch auf den Platz, der ihm als Tanisten zukam. Dabei versicherte er sich auch noch der Branntweinflasche. Die anderen waren schon auf ihren Plätzen, sogar die Katze, die, sofort nachdem man sie von Wares Rücken vertrieben hatte, auf ihr Feld gegangen war.
    Der Zauberer entzündete das Räucherbecken und begann, sich an die stille Luft im Raum zu
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