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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister
Autoren: James Blish
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Krähe; SEPAR, eine Meerjungfrau mit Herzogskrone; SABURAC, ein löwenköpfiger Soldat auf bleichem Roß; BIFRONS, ein Großgraf in Gestalt eines riesenhaften Flohs; ZAG AN, ein greifenflügeliger Stier; ANDRAS, ein rabenköpfiger Engel mit blankem Schwert, der auf einem Wolf ritt; ANDREALPHUS, ein Pfau, der inmitten des Geschreis vieler unsichtbarer Vögel erschien; AMDUSCIAS, ein von Musikern umgebenes Einhorn; DANTALIAN, ein mächtiger Herzog in Menschengestalt, dessen Gesicht aber ständig wechselte — Männer, Frauen, alt und jung huschten über seine unglaublich plastischen Züge —, und in seiner Rechten trug er ein Buch. Und schließlich kam dann noch zu guter Letzt jener mächtige König, der gleich nach LUCIFER geschaffen wurde und der in der Schlacht vor MICHAEL als erster fiel, BELIAL selbst - der früher dem Orden der Tugenden angehört hatte. Wunderschön und zugleich tödlich kam er in einem feurigen Streitwagen einher, so wie man ihn in Babylon angebetet hatte.
    »Nun, o große Geister«, sagte Ware, »weil ihr mir diensteifrig geantwortet und euch meinen Wünschen willig gezeigt habt, erlaube ich euch nun, ohne jemand der hier Versammelten zu verletzen, euren Abschied zu nehmen. Geht, sage ich, aber seid bereit, zur vorbestimmten Stunde wieder zu kommen. Ich werde euch dann nach euren Riten und Siegeln beschwören und reinigen. Bis dahin aber seid ihr frei. Amen.«
    Ware löschte das Feuer in der Räucherpfanne mit einem dichtschließenden Deckel, in den das Dritte oder Geheime Siegel Salomons geschnitten war. Der düstere Nebel im Refektorium begann sich zu heben.
    »Gut«, sagte Ware mit Alltagsstimme. Seltsamerweise erschien er diesmal viel weniger erschöpft als nach der Beschwörung von MARCHOSIAS. »Es ist vorbei — oder, besser gesagt, es hat eben erst begonnen. Mr. Ginsberg, Sie können ihren Kreis jetzt gefahrlos verlassen und das Licht andrehen.«
    Als Ginsberg dies getan hatte, löschte Ware auch die Kerzen. Im Lichte der indirekten Beleuchtung schien der Saal in einer Art trostlosen Dämmerung dazuliegen, obwohl es wohl erst kurz nach Mitternacht war. Auf dem Altar befand sich nun nichts mehr als ein Häufchen feiner grauer Asche.
    »Müssen wir die Sache wirklich hier abwarten?« sagte Baines, den nun die Müdigkeit überkam. »Ich sollte meinen, wir könnten es uns in Ihrem Büro viel bequemer machen — und dort auch leichter verfolgen können, was geschieht.«
    »Wir müssen hier bleiben«, sagte Ware streng. »Deshalb habe ich Sie ja, Mr. Baines, gebeten, ihr Transistorradio hierher mitzubringen — damit wir uns sowohl über die Ereignisse in der Welt als auch über die Zeit informieren können. Für die nächsten acht Stunden wird der von diesen vier Wänden unmittelbar umschlossene Raum der einzig sichere Ort auf Erden sein.«

 
16
     
    Mit all seinen magischen Attributen, den Überresten der Beschwörung und so weiter erinnerte das Refektorium Baines nun seltsamerweise an jenen Raum in seiner Studentenverbindung, in dem die Neulinge den Einführungsritus über sich ergehen lassen müssen. Hess lag lang hingestreckt auf dem langen Tisch, auf dem sich früher Wares Instrumente befunden hatten, und schlief. Jack Ginsberg lag in der Nähe der Eingangstür auf dem Boden und schlief einen unruhigen Schlaf, der von Murmeln und Stöhnen unterbrochen war. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Theron Ware hatte zuerst alle davor gewarnt, irgend etwas zu berühren, hatte den Altar abgestaubt und sich dann, immer noch in seinen magischen Roben und Gewändern, darauf zum Schlaf niedergelegt. Offenbar schlief er dort recht gut.
    Nur Baines und Pater Domenico blieben wach. Der Mönch war erst der Wand entlang um den ganzen Saal herumgeschlichen und hatte dabei unerwartet hinter den Vorhängen ein niedriges Fenster gefunden. Nun stand er dort, drehte ihnen allen den Rücken, hinter dem er seine Arme verschränkt hatte, und blickte hinaus in die schwarze Welt.
    Baines saß am Boden. Den Rücken hatte er gegen die Wand gelehnt. Er saß in der Nähe der elektrischen Esse und hatte den Transistorempfänger ans Ohr gepreßt. Es war eine höllisch unbequeme Lage, aber er hatte durch Experimentieren festgestellt, daß im ganzen Saale hier die beste Empfangslage war — zumindest, ohne selber in einen der Kreise zu treten.
    Aber selbst hier war der Empfang nicht besonders gut. Auch starke Sender wie Radio Luxemburg zeigten starkes Fading, und immer wieder hörte man das Krachen atmosphärischer
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