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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
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seiner Kriegsmaschinen, wie die ehernen Ornithopter mit ihrer Reichweite von hundert Meilen, war es darauf erpicht, immer mehr Gebiet an sich zu reißen. Aber selbst der Übergriff des Dunklen Imperiums auf das europäische Festland beunruhigte Graf Brass nicht sonderlich. Er betrachtete es als Gesetz der Geschichte und sah die endgültigen Vorteile einer Vereinigung, durch welch unvorstellbare, unmenschliche Grausamkeiten sie auch herbeigeführt wurde.
    Graf Brass’ Philosophie war die Philosophie der Erfahrung, die Philosophie eines Mannes, der die Welt kannte, und weniger die eines Gelehrten, und er sah keinen Grund, an ihr zu zweifeln. Und die Kamarg, für die er verantwortlich war, war stark genug, um sogar der gesamten Gewalt Granbretaniens zu widerstehen.
    Und da er für sein Land nichts zu befürchten hatte, beobachtete er mit einer gewissen vagen Bewunderung die grausame und wirkungsvolle Art, mit der diese Nation ihre Schatten von Jahr zu Jahr weiter über Europa breitete.
    Über Skandia und alle Länder des Nordens fiel dieser Schatten entlang einer Linie von berühmten Städten wie Parye, Munchein, Vien, Krahkov, Kerningsburg (eine Festung für sich im geheimnisvollen Land Muskovia). Und dieser gewaltige Halbkreis der Macht innerhalb des Festlandes wuchs von Tag zu Tag und musste schon bald die nördlichen Fürstentümer von Italien, Magyarien und Slavien erreichen. Graf Brass nahm an, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Faust des Dunklen Imperiums von der Norwegischen See bis zum Mittelmeer reichte und nur die Kamarg noch selbständig sein würde. Vielleicht hatte auch dieses Wissen dazu beigetragen, dass er die Lordhüterschaft angenommen hatte, als der vorherige Lordhüter, ein korrupter und falscher Zauberer aus dem Land der Bulgaren, von den einheimischen Hütern in Stücke gerissen worden war.
    Graf Brass sicherte die Kamarg vor Angriffen von außen und gegen Bedrohungen aus dem Inneren. Nur noch wenige der Baragoons, die die Leute in den vielen kleinen Dörfern terrorisierten, waren noch übrig, und auch mit anderen Schrecken war er fertig geworden.
    Und nun lebte der Graf auf seiner Burg und erfreute sich des einfachen Landlebens, während die Kamarganer zum ersten Mal seit vielen Jahren frei von Angst ihr Dasein genießen konnten.
    Die Burg, die die Leute nun Burg Brass nannten“ war vor einigen hundert Jahren auf einer künstlichen Erhöhung inmitten der Stadt Aigues-Mortes errichtet worden. Jetzt aber bedeckte ein dicker Erdmantel das pyramidenförmige Gebilde, und in terrassenartig angelegten Gärten wuchsen Gras und Blumen, Reben und Gemüse. Hier fand man gut gepflegte Rasenflächen, auf denen die Kinder der Burg herumtollen und die Erwachsenen Spazierengehen konnten. Hier wuchsen die Rebsorten, aus denen die besten Weine der Kamarg gekeltert wurden. Weiter unten standen Reihen von Bohnen, und Beete mit Kartoffeln, Blumenkohl, Karotten, Salat und vielen anderen Gemüsen, darunter auch exotischen wie den riesigen Kürbistomaten. Obstbäume und -sträucher versorgten die Burg während fast aller Jahreszeiten.
    Die Burg war aus demselben weißen Stein erbaut wie die Häuser der Stadt. Ihre Fenster waren aus dickem, meist phantasievoll bemaltem Glas. Türme und Brustwehren waren kunstvoll gestaltet. Von den höchsten Türmen übersah man den größten Teil des Landes, das die Burg beschützte. In das Bauwerk war eine Anzahl kleiner Türen, Öffnungen und Klappen eingefügt, die, während der Mistral blies, betätigt werden konnten; dann sang die Burg, so dass ihre Musik gleich der einer Orgel meilenweit vom Wind getragen zu hören war.
    Die Burg blickte hinab auf die roten Dächer der Stadt und auf die Stierkampfarena, die, so sagte man, vor vielen tausend Jahren von den Römern erbaut worden war.
    Graf Brass lenkte sein müdes Pferd die sich windende Straße zur Burg hinauf und rief den Wachen zu, das Tor zu öffnen. Der Regen ließ jetzt nach, aber es war kalt, und Graf Brass freute sich auf das Feuer im Kamin. Er ritt durch das große Eisentor in den Hof, wo ein Stallknecht sich sogleich des Pferdes annahm. Dann stapfte er die Stufen hinauf, durch die Türen der Burg und durch einen kurzen Gang in die Haupthalle.
    Dort loderte ein großes Feuer im Kamin, und daneben, in wuchtigen gepolsterten Sesseln, saßen seine Tochter Yisselda und sein alter Freund Bowgentle. Sie erhoben sich, als er eintrat. Yisselda stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seine Wange. Bowgentle
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