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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
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lächelte.
    »Du siehst aus, als würde dir eine warme Mahlzeit und etwas bequemere Kleidung gut tun«, meinte Bowgentle und zog an einer Glockenschnur.
    Graf Brass nickte dankbar, stellte sich an das Feuer und nahm den Helm ab. Yisselda kniete bereits neben ihm und half ihm aus dem Beinschutz. Sie war neunzehn, von bezaubernder Schönheit mit ihrer samtigen, goldrosagetönten Haut und ihrem hellen Haar, das weder ganz golden noch völlig kupfern war, sondern von einer Farbe, die diese beiden an Schönheit übertraf. Sie trug ein fließendes Gewand von flammend oranger Farbe, so dass sie einem Flammengeist ähnelte, als sie mit anmutiger Gewandtheit den Beinschutz zu einem Diener trug, der nun mit einem Gewand für ihren Vater bereitstand.
    Ein anderer Diener half Graf Brass aus seinem Brust- und Rückenharnisch und dem Rest der Rüstung, und bald trug der Graf weiche, weite Beinkleider, ein Hemd aus weißer Wolle und ein Leinengewand darüber.
    Ein kleiner Tisch wurde ans Feuer gebracht. Auf ihm stand eine Platte mit großen gebratenen Rindfleischscheiben, Kartoffeln und eine Schüssel mit Salat und ein Krug mit gewürztem, warmem Wein. Graf Brass seufzte vor Behagen, setzte sich und langte zu.
    Bowgentle stand neben dem Kamin und sah ihm zu, während Yisselda es sich auf dem Stuhl ihm gegenüber bequem machte und wartete, bis sein erster Heißhunger gestillt war.
    »Nun, mein Lord«, sagte sie lächelnd, »wie war Euer Tag? Herrscht Sicherheit im Land?«
    Graf Brass nickte mit gespieltem Ernst. »So hat es den Anschein, meine Lady, allerdings war es mir versagt, die nördlichen Türme zu besuchen. Es begann zu regnen, und ich entschloss mich, nach Hause zurückzukehren.« Er erzählte von seiner Begegnung mit dem Baragoon. Yisselda lauschte mit großen Augen; Bowgentle jedoch wirkte ernst, sein gütiges, asketisches Gesicht neigte sich vor, und er schürzte die Lippen. Der berühmte Philosoph und Poet hieß die Ausflüge des Grafen nicht immer gut, und er war offensichtlich der Meinung, dass Graf Brass solche Abenteuer sich selbst zuzuschreiben habe.
    »Ich warnte dich, nicht allein auszureiten. Du hättest von Villach und einige der anderen mitnehmen sollen.« Von Villach war des Grafen höchster Offizier, ein treuer alter Soldat, der schon in einigen der ersten Schlachten an seiner Seite gekämpft hatte.
    Graf Brass lachte über die tadelnde Miene des Freundes. »Von Villach? Er wird alt und behäbig. Es wäre nicht recht, ihm bei diesem Wetter einen Ritt zuzumuten.«
    Bowgentle lächelte schief. »Er ist nur ein oder zwei Jahre jünger als du.«
    »Schon möglich. Aber könnte er einen Baragoon ohne Hilfe löten?«
    »Das tut nichts zur Sache«, wehrte Bowgentle streng ab. »Hättest du noch ein paar Bewaffnete mitgenommen, wäre dir gar kein Baragoon über den Weg gelaufen.«
    Graf Brass winkte ab. »Ich muss in Übung bleiben, sonst werde ich noch so schwerfällig wie von Villach.«
    »Er hat recht, Vater«, warf Yisselda ein. »Du musst auf dich aufpassen. Du bist für die Menschen hier verantwortlich. Wenn dir etwas zustieße …«
    »Mir stößt nichts zu!« Der Graf lächelte abwehrend, als wäre der Tod etwas; was nur andere anginge. Im Feuerschein glich sein Gesicht einer Kriegsmaske eines uralten Barbarenstammes, aus Erz geschmiedet, und es wirkte tatsächlich auf eine Weise unvergänglich.
    Yisselda zuckte die Schultern. Sie war ihrem Vater im Wesen sehr ähnlich und wusste, dass es keinen Sinn hatte, gegen seinen Dickkopf ankämpfen zu wollen. Bowgentle hatte einst in einem privaten Gedicht über sie geschrieben, ›Sie ist wie Seide, zugleich stark und weich‹, und wie er sie nun beide in stiller Zuneigung ansah, erkannte er, wie der Ausdruck des einen Gesichtes sich in dem anderen spiegelte.
    Bowgentle wechselte das Thema. »Ich habe heute erfahren, dass Granbretanien vor etwa fünf Monaten die Provinz Köln einnahm. Das Dunkle Imperium breitet sich aus wie die Pest.«
    »Aber eine nützliche Pest«, erwiderte der Graf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Sie schaffen zumindest Ordnung.«
    »Politische, Ordnung vielleicht«, meinte Bowgentle leicht erhitzt, »aber gewiss keine geistige oder moralische. Die Grausamkeit der Granbretanier ist ohne Beispiel. Der Wahnsinn steckt in ihnen. Ihre Seelen kranken an einer Liebe für alles Böse und Schlechte und an einem Hass auf alles, das gut und edel ist.«
    Graf Brass strich sich über den Schnurrbart. »Ihre Bösartigkeit ist nichts Einmaliges.
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