Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
brach zusammen.
    Graf Brass stand bewegungslos und atmete schwer. Grimmige Zufriedenheit war in seinem Gesicht zu lesen. Er wischte das Blut des Wesens angewidert aus seinem Gesicht, strich sich mit dem Handrücken den Schnurrbart glatt und gratulierte sich selbst, nichts von seiner Listigkeit und seinem Geschick eingebüßt zu haben. Jeden Augenblick der Begegnung hatte er geplant, und von Anfang an war es seine Absicht gewesen, das Ungeheuer zu töten. Mit List hatte er den Baragoon getäuscht, bis die Gelegenheit zum Zuschlagen da war. Er sah kein Unrecht darin, dass er das Wesen getäuscht hatte. Hätte es einen fairen Kampf gegeben, so läge vermutlich er nun ohne Kopf im Sumpf.
    Graf Brass holte tief Luft. Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, den toten Baragoon mit dem Fuß vom Pfad zu stoßen, so dass er ins Wasser glitt.
    Dann schwang sich Graf Brass wieder auf sein Ross und kehrte ohne weitere Zwischenfälle nach Aigues-Mortes und zu seiner Burg zurück.

 
2 Yisselda und Bowgentle
     
    Graf Brass’ Söldnerarmeen waren an fast allen nennenswerten Schlachten seiner Zeit beteiligt gewesen. Er hatte als die eigentliche Macht hinter den Thronen eines halben Dutzends Herrscher in Europa gegolten. Er hatte Könige und Fürsten erhoben und andere ihrer Macht beraubt. Er war ein Meister der Intrige, ein Mann, dessen Rat bei jeglichen politischen Differenzen gesucht wurde. Er war niemandem Untertan, ein Einzelgänger, der sein Ziel darin sah, zu Europas Vereinigung und einem dauerhaften Frieden beizutragen. Wie oft hatte er es abgelehnt, ein eigenes Land zu regieren; denn nur zu gut wusste er, wie leicht ein Mann in diesen Zeiten schon in wenigen Jahren ein Reich aufbauen und in wenigen Monaten wieder verlieren konnte. Die gesamte Welt befand sich in Aufruhr und würde sich während seiner Lebzeiten auch nicht beruhigen. Eben darum hatte er sich bemüht, die Geschichte ein wenig in jene Bahn zu lenken, die er als die beste erachtete.
    Aber schließlich wurde der alte Held der Kriege und Intrigen müde, vielleicht sogar ein wenig seiner Ideale, und als die Menschen der Kamarg ihn baten, ihr Lordhüter zu werden, nahm er das Angebot an.
    Dieses alte Land der Marschen und Seen lag nahe der Mittelmeerküste. Einst war es Teil eines Staates gewesen, der sich Frankreich nannte. Doch Frankreich war nun zwei Dutzend Herzogtümer mit hochtrabenden Namen. Die Kamarg mit ihrem weiten Himmel, ihren Erinnerungen an eine sonst längst vergessene Vergangenheit, ihren schier unveränderlichen Sitten und Gebräuchen hatte es dem Grafen angetan, und er machte es sich zur Aufgabe, seine neue Heimat zu befestigen.
    Während seiner fielen Reisen und seiner Besuche an den Höfen Europas hatte der Graf viele Geheimnisse erfahren, und so vermochte er die trutzigen Wachtürme, die das gesamte Land an der Grenze entlang einschlossen, mit kaum bekannten Waffen auszurüsten, die wirkungsvoller waren als die üblichen Breitschwerter und Flammenlanzen.
    An ihrer südlichen Grenze vereinten die Marschen sich mit dem Meer. Manchmal legten Schiffe in den kleinen Häfen an, doch nur selten brachten sie Reisende; denn das wilde Land Wir trügerisch für jene, die es nicht kannten, und die Wege durch das Moor waren schwer zu finden. Auch war die Kamarg entlang aller drei Inlandsgrenzen von Bergketten umgeben. Wer sie wirklich besuchen wollte, ging weiter östlich an Land und nahm ein Schiff die Rhone hoch. So erreichten die Kamarg nur wenig Neuigkeiten von außerhalb, und jene, die bis zu ihr durchdrangen, waren gewöhnlich schon überholt.
    Das war zweifellos auch einer der Gründe, weshalb Graf Brass sich hier niedergelassen hatte. Er genoss das Gefühl der Abgeschiedenheit. Zu lange hatte er sich ausschließlich mit Allerweltsangelegenheiten beschäftigt, als dass ihn selbst die sensationellste Neuigkeit noch sehr interessierte. In seiner Jugendzeit hatte er Armeen in den Kriegen geführt, die überall in Europa wüteten. Jetzt jedoch war er der Auseinandersetzungen überdrüssig geworden, und er wies alle Gesuche um Hilfe oder Rat, die an ihn gesandt wurden, zurück, ganz gleichgültig, wie reizvoll die Angebote waren.
    Im Westen lag das Inselreich von Granbretanien, der einzigen Nation mit wahrhaft politischer Stabilität, mit einer halbverrückten Wissenschaft und ehrgeizigen Eroberungsplänen. Es hatte eine hohe Bogenbrücke aus Silber errichtet, dreißig Meilen lang, die es mit dem Festland verband. Mit Hilfe seiner Schwarzen Weisheit und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher