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Der Herzog Von Köln

Der Herzog Von Köln

Titel: Der Herzog Von Köln
Autoren: Michael Moorcock
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Villach.
    Von dieser Loge aus konnten Graf Brass und seine Gefährten nahezu das gesamte Amphitheater überschauen, das sich nun langsam füllte. Auch drang das aufgeregte Stimmengewirr der Schaulustigen zu ihnen und das Schnauben und Scharren der Stiere hinter den Barrikaden.
    Bald stießen die sechs Wächter auf der anderen Seite des Amphitheaters, die in himmelblaue Gewänder gekleidet waren und Federhelme trugen, in ihre Fanfaren. Die bronzenen Instrumente hallten das Geräusch der Stiere und der Menschenmenge wider. Graf Brass trat an die Balustrade.
    Das Jubeln der Menge schwoll an, als er lächelnd die Hand zum Gruß hob. Als sich der Lärm ein wenig gelegt hatte, begann er mit der traditionellen Ansprache, mit der das Fest eröffnet wurde.
    »Kinder der Kamarg, vom Schicksal verschont vor dem Pesthauch des Tragischen Millenniums! Euch ist das Leben gegeben, feiert heute dieses Leben. Der Mistral bewahrte eure Vorfahren vor Tod oder Entstellung; er fegte das Gift vom Himmel. Dankt in diesem Fest dem Kommen des Lebenswindes!«
    Erneut jubelten die Zuhörer, und auch die Fanfaren erschollen wieder. Dann donnerten zwölf riesige Bullen in den Ring. Sie stampften durch die Arena, mit hoch erhobenen Schwänzen, glänzenden Hörnern, geblähten Nüstern und roten, leuchtenden Augen. Sie waren die Blüte der Kampfbullen der Kamarg; das ganze Jahr hindurch hatte man sie für diesen Auftritt trainiert. Ihre Gegner waren unbewaffnete Männer, die versuchten, die Girlanden, die um Hörner und Nacken gewunden waren, an sich zu reißen.
    Die Wächter winkten nun der Menge zu und trieben die Stiere wieder in die Umfriedung unter dem Amphitheater.
    Als das nach einigen Schwierigkeiten geschehen war, erschien der Zeremonienmeister, gewandet in einen regenbogenfarbenen Mantel, auf dem Kopf trug er einen breitkrempigen leuchtend blauen Hut. Mittels des goldenen Megaphons, das er trug, sagte er den ersten Kampf an.
    Verstärkt durch das Megaphon und die Wände des Amphitheaters, glich die Stimme des Mannes fast dem wilden Brüllen eines gereizten Bullen. Er nannte den Namen des ersten Bullen – Cornerouge von Aigues-Mortes, im Besitz von Pons Yachar, dem berühmten Stierzüchter – und dann den Namen des ersten Stierkämpfers, Mahtan Just von Arles. Der Zeremonienmeister lenkte sein Pferd herum und verschwand. Unmittelbar darauf erschien Cornerouge. Seine gewaltigen Hörner durchschnitten die Luft, und die roten Bänder daran flatterten in der frischen Brise.
    Cornerouge war ein riesiger Bulle mit einer Schulterhöhe von über fünf Fuß. Sein Schwanz peitschte hin und her wie der eines Löwen, seine roten Augen starrten in die Menge, die ihm zujubelte. Blumen wurden in den Ring geworfen und fielen auf seinen breiten weißen Rücken. Er fuhr herum, scharrte im Sand der Arena und zertrampelte die Blumen.
    Dann tauchte unauffällig eine stämmige Gestalt auf. Der Mann trug einen schwarzen, rot gefütterten Umhang, ein enganliegendes schwarzes Wams und goldverzierte Beinkleider und silberbeschlagene, kniehohe schwarze Lederstiefel. Sein Gesicht war dunkel, jung und wirkte lebhaft. Er zog seinen breitkrempigen Hut vor den Leuten, drehte sich rasch um die eigene Achse und stellte sich Cornerouge. Obwohl er gerade erst zwanzig war, hatte sich Mahtan Just bereits auf den vergangenen drei Festen hervorgetan. Jetzt warfen ihm die Damen Blumen zu; er verneigte sich galant und warf Handküsse in die Menge, als er sich dem schnaubenden Bullen näherte. Dann nahm er den Umhang von den Schultern, so dass Cornerouge das rote Futter erkennen konnte. Dieser tänzelte ein paar Schritte näher, schnaubte wieder und senkte die Hörner.
    Der Stier griff an.
    Mahtan Just trat zur Seite und zog mit einer Hand ein Band vom Horn Cornerouges. Die Menge jubelte und stampfte mit den Füßen. Der Stier wirbelte herum und donnerte erneut auf Just zu. Der machte wieder im letzten möglichen Augenblick einen Schritt weg vom Stier und packte mit der Hand das zweite Band. Mit beiden Trophäen zwischen den weißen Zähnen grinste er zunächst den Stier an und dann in die Menge.
    Die ersten beiden Bänder von den Stierhörnern waren, verglichen mit den anderen, leicht zu gewinnen. Just, der das wusste, machte sich fast einen Spaß daraus. Nun mussten die Bänder vom Hornansatz gezogen werden, und das war weitaus gefährlicher.
    Graf Brass lehnte sich nach vorne und blickte voller Bewunderung auf den Stierkämpfer. Yisselda lächelte. »Ist er nicht wundervoll,
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