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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin
Autoren: Courtney Milan
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der Ihre Großtante Caroline stammt. Ich hatte vor, nur höfliche Konversation zu machen und vielleicht den Leuten, die sich an Sie als Kind erinnern, Neuigkeiten von Ihnen zu überbringen. Aber niemand konnte sich daran erinnern, dass Carolines Schwester geheiratet hatte. Und als ich nachschaute, gab es keinen Hinweis auf Ihre Geburt im Kirchenregister.“
    „Wie merkwürdig.“ Minnie starrte auf die Pflastersteine. „Ich weiß nicht, wo meine Geburt eingetragen wurde. Da werden Sie Großtante Caroline fragen müssen.“
    „Niemand hatte je von Ihnen gehört. Sie haben doch in der gleichen Nachbarschaft gelebt wie Ihre Großtante, oder?“
    Der Wind fegte mit einem traurigen zweitönigen Pfeifen über den Hof. Minnies Herz trommelte den Takt dazu. Nicht jetzt. Nicht jetzt. Bitte zerbrich nicht jetzt.
    „Ich habe noch nie große Menschenmengen gemocht“, hörte sie sich sagen. „Schon damals nicht. Ich war alles andere als weithin bekannt.“
    „Hm.“
    „Zudem war ich ja noch ganz jung, als ich fortzog, dass ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen. Ich kann mich kaum an Manchester erinnern. Großtante Caroline andererseits …“
    „Aber es ist nicht Ihre Großtante, die mir Sorgen macht“, erwiderte er langsam. „Sie wissen, dass den öffentlichen Frieden aufrechtzuerhalten ein Teil meiner Pflichten ist.“
    Stevens war immer schon ein nüchterner Kerl gewesen. Auch wenn die Stadtwache letztes Jahr nur einmal gerufen worden war – und dann, um bei der Bekämpfung eines Feuers zu helfen – nahm er seine Aufgabe sehr ernst.
    Sie musste nicht länger Verwirrung heucheln. „Das verstehe ich nicht. Was hat das alles mit dem öffentlichen Frieden zu tun?“
    „Die Zeiten sind gefährlich“, verkündete er. „Man bedenke, ich gehörte zu der Miliz, die 1842 die Chartist-Demonstration niedergeschlagen hat, und ich habe nie vergessen, wie damals alles angefangen hat.“
    „Das hat immer noch nichts mit mir …“
    „Ich erinnere mich an die Tage, bevor der Aufstand gewaltsam wurde“, fuhr er kühl fort. „Ich weiß, wie es anfängt. Es fängt an, wenn jemand den Arbeitern einredet, dass sie eine eigene Stimme haben sollten, statt zu tun, was man ihnen aufgetragen hat. Versammlungen, Reden, Flugblätter. Ich habe gehört, was Sie als Mitglied des Arbeitergesundheitsvereins gesagt haben, Miss Pursling. Und es gefällt mir nicht, es gefällt mir kein bisschen.“
    Seine Stimme war ganz kalt geworden, und ein kleiner Schauer überlief Minnie. „Aber, alles, was ich gesagt habe …“
    „Ich weiß, was Sie gesagt haben. Zu der Zeit habe ich es als bloße Naivität abgetan. Jetzt jedoch kenne ich die Wahrheit. Sie sind nicht, wer Sie zu sein behaupten. Sie lügen.“
    Ihr Herz begann schneller und härter zu klopfen. Sie schaute nach links zu dem kleinen Grüppchen an der Tür, keine zehn Fuß entfernt. Eines der Mädchen trank Punsch und kicherte. Ganz sicher würden sie, wenn sie schrie …
    Aber Schreien würde zu nichts führen. So unmöglich es auch schien, jemand hatte die Wahrheit entdeckt.
    „Ich kann mir nicht sicher sein“, sagte er, „aber ich weiß einfach, dass etwas nicht in Ordnung ist. Sie haben hiermit zu tun.“ Damit zog er ein Blatt Papier hervor und hielt es ihr unter die Nase.
    Sie nahm es fast automatisch und drehte sich so, dass das Licht aus den Fenstern darauf fiel. Eine Sekunde lang fragte sie sich, was sie da in der Hand hatte – einen Zeitungsartikel? Es hatte genug davon gegeben, aber das Papier fühlte sich anders an. Vielleicht war es ihre Geburtsurkunde? Das wäre schlimm genug. Sie holte ihre Brille aus der Rocktasche.
    Als sie es schließlich lesen konnte, hätte sie fast erleichtert aufgelacht. Angesichts all der Anschuldigungen, mit denen er sie überhäufen könnte – all der Lügen, die sie erzählt hatte, mit ihrem Namen angefangen – glaubte er, sie habe hiermit zu tun? Stevens hatte ihr ein Flugblatt gegeben, von der Sorte, die vor den Fabriktoren auftauchten, an die Wände geschlagen wurden oder an Kirchentüren.
    ARBEITER, stand da in der Überschrift in fetten Großbuchstaben. Und darunter: VEREINIGT EUCH, VEREINIGT EUCH!!!! VEREINIGT EUCH!!!!
    „Oh nein“, widersprach sie. „Das hier habe ich nie zuvor gesehen. Und so etwas liegt mir so auch gar nicht.“ Zudem war sie davon überzeugt, dass jeder Satz, der mehr Ausrufezeichen hatte als Worte, eine Abscheulichkeit war.
    „Sie sind überall in der ganzen Stadt“, brummte er. „Irgendjemand
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