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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin
Autoren: Courtney Milan
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Dank. Wenn sie das täten, würden alle Männer auf ewig in der Hölle schmoren.
    „Verstecken Sie sich eigentlich immer hinter irgendwelchen Vorhängen in der Hoffnung, vertrauliche Unterhaltungen zu belauschen?“
    Robert spürte, wie die Spitzen seiner Ohren ganz heiß wurden. „Springen Sie immer hinter Sofas, wenn Sie Ihren Verlobten kommen hören?“
    „Ja“, erwiderte sie trotzig. „Haben Sie es nicht mitangehört? Ich bin wie ein Buch, das verlegt worden ist. Eines Tages mitten im Frühjahrsputz wird mich einer seiner Dienstboten staubbedeckt finden. ‚Ach‘, wird der Butler sagen, ‚Da also ist Miss Wilhelmina gelandet. Ich hatte sie völlig vergessen.‘“
    Wilhelmina Pursling? Was für ein schrecklicher Name.
    Sie holte tief Luft. „Bitte erzählen Sie niemandem davon. Von nichts, was hier geschehen ist.“ Sie schloss die Augen und drückte mit den Fingern dagegen. „Bitte, gehen Sie einfach, wer immer Sie auch sind.“
    Er schob die Vorhänge auf eine Seite und ging um das Sofa herum. Aus ein paar Fuß Entfernung konnte er sie nicht mehr sehen. Er konnte sie sich nur vorstellen, zusammengerollt und so wütend, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
    „Minnie“, sagte er. Es war nicht höflich, sie so vertraulich anzureden. Aber er wollte ihren Namen aussprechen, ihn in den Mund nehmen.
    Sie antwortete nicht.
    „Ich werde Ihnen zwanzig Minuten geben“, erklärte er. „Wenn ich Sie bis dahin nicht unten sehe, komme ich hoch und hole Sie.“
    Ein paar Minuten lang erhielt er keine Antwort, dann kam: „Das Schöne an der Ehe ist das Recht auf Monogamie. Ein Mann, der mir vorschreibt, wo ich zu sein habe, reicht doch vollkommen, oder?“
    Er starrte verwirrt auf das Sofa, ehe er erkannte, dass sie dachte, er habe ihr gedroht, sie hervorzuziehen.
    Robert war gut in vielen Dingen. Mit Frauen zu reden, gehörte leider nicht dazu.
    „Das habe ich nicht gemeint“, entgegnete er. „Es ist nur …“ Er ging zurück zum Sofa und spähte über die Lehne. „Wenn eine Frau, an der mir etwas liegt, sich hinter einem Sofa versteckt, dann würde ich mir wünschen, dass jemand sich die Zeit nehmen würde, sich zu vergewissern, dass es ihr gut geht.“
    Es entstand eine lange Pause. Der Stoff raschelte, und sie schaute zu ihm empor. Ihr Haar hatte begonnen, sich aus dem Knoten hinten zu lösen; es hing um ihr Gesicht, ließ ihre Züge weicher aussehen und betonte die helle Narbe. Nicht unbedingt hübsch, aber … interessant. Und er hätte ihr die ganze Nacht beim Reden zuhören mögen.
    Sie starrte ihn verwundert an. „Oh“, sagte sie ausdruckslos. „Sie versuchen, nett zu sein.“ Das klang, als sei ihr die Möglichkeit vorher nicht eingefallen. Sie stieß einen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. „Aber Ihre Freundlichkeit ist fehlgeleitet. Sehen Sie, das “ – sie deutete auf die Türöffnung, durch die ihr möglicher Verlobter verschwunden war – „das da ist die bestmögliche Zukunft, die ich mir erhoffen darf. So etwas habe ich mir seit Jahren gewünscht. Sobald ich den Gedanken verkraften kann, werde ich ihn heiraten.“
    In ihrer Stimme schwang kein Sarkasmus mit. Sie stand auf. Mit geübter Hand strich sie sich ihr Haar glatt und steckte es wieder fest, schüttelte ihre Röcke aus und glättete sie, bis sie wieder ein Bild des Anstands bot.
    Erst dann bückte sie sich, tastete unter dem Sofa nach dem Springer, den sie vorhin darunter geschubst hatte. Sie musterte das Schachbrett, legte den Kopf schief und stellte die Figur dann wieder an exakt die richtige Stelle.
    Während er noch da stand und sie beobachtete, versuchte, sich einen Reim auf ihre Worte zu machen, ging sie zur Tür hinaus.

    M INNIE STIEG DIE T REPPE HINAB, die von der Bibliothek in den dunklen Hof vor dem Versammlungssaal führte, und ihr Puls klopfte immer noch heftig. Einen Augenblick lang hatte sie befürchtet, er würde sie gleich ausfragen. Aber nein, sie war entkommen, ohne dass ihr irgendwelche Fragen gestellt worden waren. Alles war exakt so, wie es immer war: ruhig und endlos stumpfsinnig. So, wie sie es brauchte. Dann hatte sie nichts zu befürchten.
    Die leisen Klänge des Konzerts, uninspiriert und gleichgültig von einem Streicherquartett vorgetragen, waren auf dem Hof kaum noch zu hören. Dunkelheit tauchte den zur einen Seite offenen Hof in Grautöne. Nicht dass am Tag viele verschiedene Farben zu sehen gewesen wären: nur das Blaugrau des Schiefers, mit dem der Hof gepflastert war, und die alten
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