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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House
Autoren: Anne Ashley
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Glasfenster hinauf, das den Mönch Sebastian zeigte. Offenbar wollte sie mit ihren Gedanken allein bleiben. Megan bedrängte sie nicht und ging nach oben, um das modische Reitkostüm anzuziehen, das ihr während des Aufenthalts in Moor House zur Verfügung stand.
    Um die Mitte des Nachmittags erreichte sie ihr einstiges Elternhaus. Frederick Fortescue war mit den Kindern ausgefahren, aber Lavinia hatte beschlossen, daheim zu bleiben, und freute sich über Megans Ankunft. Sobald sie erfuhr, was hinter diesem unerwarteten Besuch steckte, erlosch ihr Lächeln. “Ich dachte, Sie würden mehrere Wochen hier bleiben. Offenbar habe ich irgendetwas missverstanden.”
    “Ich hatte keine definitiven Pläne, und ich wollte Sophie nur helfen, sich in ihrer neuen Heimat einzuleben. Jetzt ist sie sehr glücklich in Moor House …” Megan schaute auf ihre Hände hinab. “Nur heute ist sie ein bisschen traurig.”
    “Kein Wunder! Sie hängt sehr an Ihnen, Megan, und der Abschied geht ihr nahe.”
    “Nicht nur das … Sie mochte Mr Kent, und seine plötzliche Abreise bekümmert sie.”
    “Ein gefährlicher Mann”, seufzte Lavinia, ohne Megans scharfen Blick zu bemerken. “Besonders für junge Damen, die leicht zu beeindrucken sind. Meine liebe Eve war ganz vernarrt in ihn. Deshalb bin ich froh, dass er nach London zurückgekehrt ist. Allerdings hätte er sich wenigstens von uns verabschieden können, nachdem er so oft in diesem Haus zu Besuch war. Ich erfuhr erst auf Ihrer Dinnerparty von seiner Abreise, Megan. Manchmal fand ich sein Verhalten etwas merkwürdig”, fügte sie ärgerlich hinzu. “Es missfiel mir, dass er Ihrer Nichte so viel Aufmerksamkeit schenkte. Dauernd fragte er, was sie unternommen oder für den restlichen Tag geplant habe. Natürlich fühlte sich die arme Kleine geschmeichelt, weil ihr ein attraktiver älterer Mann den Hof machte. Aber ich glaube nicht, dass er ernsthaft an ihr interessiert war.”
    Umso mehr an ihrem Vormund, dachte Megan. Mit scheinbar harmlosen Fragen nach Sophies Aktivitäten hatte Kent herausgefunden, wie Christian seinen Alltag zu gestalten pflegte. Wie niederträchtig, ein unschuldiges junges Mädchen für so verbrecherische Zwecke zu benutzen … Sollte sie Lavinia einweihen und ihr raten, sich vor diesem Mann zu hüten, falls er jemals nach Dorset zurückkehren sollte? Nein, es war Christians Pflicht, seine Nachbarn vor Lancelot Berringham zu warnen. Doch das würde er wohl kaum tun. Er war ein sehr verschlossener Mann, der niemals in der Öffentlichkeit über private Angelegenheiten sprach.
    Und so wechselte sie das Thema. Um auf die restlichen Fortescues zu warten, blieb sie noch eine Weile bei Lavinia. Aber Frederick und die Kinder kehrten nicht zurück, und die Schatten des Nachmittags wurden immer länger. Schließlich bat sie Lavinia, der Familie herzliche Abschiedsgrüße auszurichten.
    Während sie den kastanienbraunen Wallach auf die Straße lenkte, die nach Moor House führte, erinnerte sie sich bedrückt an die Ereignisse des frühen Morgens. Inzwischen hatte ihr bitterer Groll gegen Christian nachgelassen, und sie gab sich selber einen Teil der Schuld an der unseligen Umarmung. Sie konnte sein Verhalten sogar verstehen. Im Aufruhr seiner Gefühle hatte er die Selbstkontrolle verloren. Wie schrecklich musste es gewesen sein, dem Hass eines Mannes zu begegnen, der sechs Jahre lang auf seine mörderische Rache gewartet hatte? Was Lancelot Berringham dazu bewogen hatte, wusste sich noch immer nicht.
    Seufzend schüttelte sie den Kopf und verwünschte ihren eigenen Leichtsinn. Warum war sie so dumm gewesen, in der Bibliothek zu bleiben, obwohl sie Christians Trunkenheit bemerkt hatte? Nach den nächtlichen Ereignissen musste er verzweifelt gewesen sein. Hilfe suchend hatte er sich an sie gewandt. Und sie spendete ihm den Trost, den er brauchte. Bereitwillig und rückhaltlos hatte sie seinen Kuss erwidert, als wäre es das Natürlichste von der Welt …
    Wenn sie ihre Augen schloss, würde sie die Landschaft ringsum nicht sehen. Wäre es doch genauso einfach, die leidenschaftliche Szene in der Bibliothek aus ihrer Erinnerung zu löschen … Ebenso wenig konnte sie die verwirrende Tatsache bestreiten, dass sie Christian immer noch liebte. Niemals hatte sie aufgehört, ihn zu lieben. Und sie würde ihn weiterhin lieben. Bis zu einem gewissen Grad erwiderte er ihre Gefühle. Aber vor sieben Jahren hatte er sie auch gemocht – und wegen einer anderen grausam im Stich
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