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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House
Autoren: Anne Ashley
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Deshalb wollte er ihr Zeit geben, ihn von Neuem kennenzulernen. In den letzten sieben Jahren hatten sie sich beide verändert. Aber manchmal sah er das unbeschwerte junge Mädchen wieder, das er damals gekannt hatte. Es beglückte ihn, wie wohl sie sich in Moor House fühlte. Gewiss, meistens versuchte sie, Distanz zu wahren. Aber es war ihm immer wieder gelungen, diese Barriere kühler Höflichkeit zu durchbrechen.
    Zielstrebig spornte er seinen Rappen an. Sieben Jahre lang hatte er darauf gewartet, die geliebte Frau zurückzugewinnen. Nichts sollte ihn daran hindern. Vielleicht hatte er sie im Morgengrauen etwas zu stürmisch bedrängt, weil er betrunken gewesen war. Aber nüchtern genug, um Megans leidenschaftliche Gefühle zu erkennen, bevor sie ihn abgewiesen hatte … Es war ihr Schicksal, die Herrin von Moor House zu werden, und jene kleine Missstimmung würde nichts daran ändern.
    Auf der Straße hinter ihm erklangen Hufschläge, doch er nahm sie nur vage wahr. Jetzt kam die Abtei in Sicht. Er ritt noch schneller, von einem einzigen Gedanken getrieben – er musste der geliebten Frau endlich erklären, was in der Vergangenheit geschehen war.
    Nachdem er Rufus neben Megans kastanienbraunem Wallach festgebunden hatte, stieg er die Stufen zur massiven Holztür hinab, die nur angelehnt war. Im Keller schaute er sich kurz um. Zu seiner Verblüffung erblickte er eine Rosshaarmatratze, eine große Truhe und einen Haufen Brennholz, sorgsam in einer Ecke gestapelt.
    “Megan!”, schrie er, während er den Keller mit langen Schritten durchquerte. Dann atmete er erleichtert auf.
    Als Antwort erscholl sein eigener Name, wie es die Legende verheißen hatte, aus der Höhle herauf.

14. KAPITEL
    “Was, um alles in der Welt …” Christian eilte die Stufen zur Höhle hinunter und sah Megan mühsam über die Felsen klettern. “Bleib, wo du bist, du dummes Ding!”
    Wohl kaum der Gruß eines Liebenden, entschied sie. Aber sie gehorchte dem scharfen Klang seiner Stimme, der ihr die erste Begegnung mit Christian nach dem amourösen Zwischenfall am frühen Morgen irgendwie erleichterte. Außerdem war sie dankbar für die Hilfe seiner starken Hände.
    “Was treibst du da?”, fragte er ungeduldig, nachdem er sie am Fuß der Treppe in Sicherheit gebracht hatte. “Wenn du auf diesen glitschigen Klippen ausgerutscht wärst …”
    “Ich dachte, ich würde Sophie in der Höhle finden.” Unbehaglich starrte sie auf ihren feuchten, schmutzigen Rock hinab. “Aber sie ist nicht hier.”
    “Weil sie zu vernünftig ist, um auf scharfkantigen Felsen herumzuturnen, die unentwegt von Meereswellen überspült werden. Wieso hast du dir eingebildet, sie wäre hier? Draußen konnte ich keine Spur von ihrer Stute entdecken.”
    Wenn sie seine schlechte Laune auch hinnahm – sie würde sich nicht wie ein törichtes Kind behandeln lassen. “Das brauchst du mir nicht zu sagen!” fauchte sie ihn über die Schulter an, während sie vor Christian die Stufen hinaufstieg. “Ich bin nicht blind! Aber vielleicht hat sie das Pferd am anderen Ende der Wiese festgebunden. Und außerdem war jemand hier. Die Tür stand weit offen.”
    Was unübersehbar nicht mehr der Fall war …
    “Lass mich es mal versuchen”, befahl er, nachdem sie erfolglos auf die Klinke gedrückt hatte. Aber er stemmte sich vergeblich gegen das dicke Holz.
    Megan war der Ansicht, dass der Wind die Tür zugeworfen habe und dass sie nun klemmen würde.
    Das bezweifelte Christian. Seiner Meinung nach hatte jemand den Schlüssel mit Absicht herumgedreht, und er glaubte auch zu wissen, wer. “Wann hast du herausgefunden, dass Sophie vermisst wird?”
    “Giles ritt mir entgegen, als ich von den Fortescues zurückkam.” Im Gegensatz zu Christian hatte sie bei ihrer Ankunft die Ausrüstung in der Ecke des Kellers nicht entdeckt. Jetzt fiel ihr Blick darauf, und sie fragte verwundert: “Woher stammt das alles?”
    “Vermutlich aus Moor House. Deine liebe Nichte hat mich des Öfteren an mein Versprechen erinnert, mit ihr eine milde Sommernacht in der Höhle zu verbringen und Sebastians Geist aufzulauern. Offenbar wollte sie einige Vorbereitungen treffen.” In Wirklichkeit nahm er an, sein Mündel und sein nichtswürdiger Bruder hätten ihn zusammen mit Megan in der Abtei eingesperrt. Angesichts der zahlreichen Vorräte fürchtete Christian, dass eine längere Gefangenschaft geplant war, die womöglich bis zum nächsten Morgen dauern sollte. Dafür mussten die beiden natürlich
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