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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt
Autoren: Vampira VA
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sie wird mich immer öfter aufsuchen. Ich überlege, ob ich mir einen Vorwand ausdenken soll, um sie zu untersuchen, aber ich entscheide mich dafür, mir dieses besondere Vergnügen für einen späteren Zeitpunkt aufzusparen. Die obersten zwei Knöpfe ihrer seidenen Bluse sind geöffnet, und ich stelle mir vor, welches sinnliche Vergnügen es mir bereiten würde, ihr beim Ausziehen zuzusehen. Sie muß meinen Blick bemerkt haben, denn ein Hauch von Irritation schleicht sich in ihren Blick.
    Ich seufze. »Ich werde Ihnen ein biologisch-pflanzliches Mittel verschreiben. Harmlose, aber wirksame Tropfen, die Sie vor wichtigen Terminen einnehmen. Sie werden dann ein paar Stunden hellwach bleiben, doch danach um so tiefer schlafen. Aber wir können es zunächst einmal damit versuchen.«
    Sie nickt dankbar, während ich ihr das Rezept ausstelle. Ich reiche es ihr, und einen Augenblick lang berühren sich unsere Hände. Ich umfasse ihre Finger, drücke sie, und natürlich zuckt sie nicht zurück.
    »Wir werden Ihre Krankheit in den Griff bekommen«, sage ich und schaue ihr tief in die Augen. »Es wird nicht von heute auf morgen zu schaffen sein, aber wir werden es hinkriegen, verlassen Sie sich darauf!«
    Wäre der Schreibtisch nicht zwischen uns, ich glaube, sie wäre nun fast soweit, daß sie mir um den Hals fallen würde. Aber dafür ist es natürlich noch zu früh, viel zu früh. Ich stehe auf, und sie erhebt sich ebenfalls. Ich begleite sie zur Tür.
    »Wir sehen uns dann in einer Woche wieder«, sage ich. »Lassen Sie sich von meiner Assistentin einen Termin für nächsten Montag geben.«
    Sie wirft mir noch einen dankbaren Blick zu, dann ist sie draußen. Ich schließe hinter ihr die Tür. Ein schöner Auftakt für einen wunderbaren Morgen, den ich mir mit dieser Patientin selbst bereitet habe! Ich setze mich wieder hinter meinen Schreibtisch und schaue mir die nächste Akte an .
    *
    Kierszan! Warum hatte sie nicht auf ihn gehört? Zu spät bereute Nona. Er befand sich noch immer in der Festung. Wohl oder übel würde sie auf ihn warten müssen, bis er herauskam.
    Immer weiter wurde sie von dem steinernen Moloch fortgetrieben. Sie wehrte sich nicht mehr dagegen. Ohne Kierszan hatte sie kaum eine Chance. Es war schwierig genug, ihren Geist halbwegs in der Balance zu halten.
    Sie versuchte sich zu orientieren. Von hier oben sah alles noch gewaltiger aus. Dort, wo einstmals der Central Park, New Yorks grüne Lunge, gewesen war, erhob sich Anums Festung.
    Nona schaute nach Westen. Dort, in einem verlassenen Gebäude am Rand des Parks, befanden sich ihr und Kierszans Körper. Sie überlegte, ob es ihr in ihrem Zustand gelingen würde, das Versteck allein zu erreichen.
    Vielleicht würde sie es sogar schaffen, ohne Kierszans Hilfe wieder in ihren Körper einzutauchen.
    Sie stemmte ihren Geist gegen die widrigen Winde und kämpfte sich langsam gen Westen.
    Aus der Luft wirkte New York noch gespenstischer. Nirgendwo fuhren Autos oder waren Anzeichen hektischer Betriebsamkeit zu erkennen. Anums Magie hatte jeglicher Technik den Garaus gemacht. Die wenigen Menschen, die unterwegs waren, suchten nach Nahrung. Es war eine apokalyptische, zutiefst unmenschliche Welt, die Anums Herrschaft hinterließ.
    Endlich sah sie unter sich das dreistöckige Haus. Schnell fuhr ihr Geist herab und verschaffte sich durch ein offenes Fenster Einlaß.
    Ihre Körper lagen noch immer eng aneinandergeschmiegt auf der alten Matratze. Regungslos.
    Nona huschte heran. Als sie ihr materielles Ich erreichte, erkannte sie mit plötzlicher Mutlosigkeit die Vergeblichkeit ihres Vorhabens. Sie hatte geglaubt, einfach in ihren Körper eindringen und ihn wieder übernehmen zu können. Nun stand sie davor wie ein kleines Kind vor einer mit einem Stahlriegel gesicherten Tür.
    Ohne Kierszans Magie würde es ihr nicht gelingen, ihren Leib zu übernehmen. Obwohl sie sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte, war er für sie verschlossen. Sie fand keinen Zugang.
    Nona spürte eine große Müdigkeit. Wahrscheinlich zehrte der körperlose Zustand mehr an ihr, als sie sich eingestehen wollte. Ein Schleier von Lähmung kam über sie. Sie verharrte, während ihre Gedanken allmählich zur Ruhe kamen. Sie würde hier warten.
    Darauf, daß Kierszan zurückkam. Irgendwann würde es auch ihn zurück zu seinem Körper ziehen.
    * Als sie erwachte, war es dunkel.
    Im ersten Moment hatte Nona keine Ahnung, wo sie sich befand. Dann fiel ihr alles um so deutlicher wieder
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