Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)
Autoren: Daniel Polansky
Vom Netzwerk:
setzte Celia an. Ihre Gelassenheit war unerschütterlich. Offenbar empfand sie mein Auftauchen in keiner Weise als etwas, das ihrem Vorhaben hinderlich sein könnte.
    »… seine letzte Mittwinterparty gegeben hat«, bestätigte ich. »Der arme, dumme Kerl. Er wusste überhaupt nichts von alldem, nicht wahr? Ich vermute, du hast ihn ins Spiel gebracht, als ich anfing, Fragen zu stellen – damit du einen Sündenbock hast, dem du die Sache anhängen kannst.«
    »Johnathan hatte schon vorher mit ihm zu tun gehabt. Er war genau der Richtige.«
    »Das kann man wohl sagen. Ich habe ihn von Anfang an gehasst, ich wollte, dass er hinter der Sache steckt, und bin begierig auf das eingegangen, was mir dein Saphir zu beweisen schien. Und natürlich hast du es nie versäumt, mir Ratschläge zu erteilen und gelegentlich ein Beweisstück unterzuschieben.« Ich holte das Rasiermesser aus dem Ranzen und schleuderte es auf den Boden. »Ich nehme an, für Zeisig hast du noch ein anderes.«
    Celia warf einen Blick auf das Werkzeug, mit dem sie mehrere Kinder geopfert hatte. Dann sah sie mich gelassen an. »Wie bist du in den Magierhorst gekommen?«
    »Das Auge der Krone hat die Fähigkeit, geringere Zauber zunichtezumachen. Ich habe das von Crispin benutzt, um hier einzudringen. Erinnerst du dich noch an Crispin? Oder kannst du deine Opfer mittlerweile nicht mehr voneinander unterscheiden?«
    »Ich erinnere mich an ihn.«
    »Lass uns mal nachzählen: Da war Tara, dann der Kirener, den du angeheuert hast, um sie zu entführen. Ferner Caristiona und Avraham. Meinen ehemaligen Partner haben wir bereits erwähnt. Und der Meister hat sich das Leben genommen, weil er nicht ertragen konnte, was aus dir geworden ist – obwohl dieser Selbstmord vielleicht nicht direkt auf dein Konto geht.«
    Brightfellow erstarrte vor Überraschung. Celia hingegen blieb ungerührt. »Es betrübt mich sehr, das zu hören.«
    »Du machst in der Tat einen ganz gebrochenen Eindruck.«
    »Ich war darauf vorbereitet.«
    »Glaub ich gern, denn darum geht es doch bei alldem, nicht wahr? Dass du dich auf den Tag vorbereitest, an dem Blaureiher stirbt. Du hast nie die Abwehrzauber übernommen, das war eine Lüge. Dazu bist du überhaupt nicht in der Lage, und du wusstest, dass mit dem Tod des Meisters auch seine Zauber erlöschen würden.«
    »Der Meister war ein Genie«, sagte sie, wobei ein Ausdruck des Bedauerns über ihr Gesicht huschte. »Niemand besitzt seine Fähigkeiten. Deshalb war ich gezwungen, nach Alternativen zu suchen.«
    »Du meinst, Kinder zu ermorden.«
    »Wenn du es so ausdrücken willst.«
    »Und sie mit der Seuche zu infizieren?«
    »Das gehört leider zum Ritual dazu. Ein unerfreulicher, aber notwendiger Bestandteil.«
    »Für die Kinder sicher besonders unerfreulich.«
    Brightfellow mischte sich ungehalten in das Gespräch. »Warum erzählst du ihm dies alles? Bring ihn um, bevor er uns die Sache vermasselt!«
    »Wir werden nichts überstürzen«, entgegnete Celia.
    »Wie steht’s denn mit Ihnen, Brightfellow? Machen Sie bei dem hier zum Wohle der Stadt mit? Hätte Sie nicht unbedingt für einen Menschenfreund gehalten.«
    »Diese Scheißstadt ist mir schnurzegal. Von mir aus kann sie niederbrennen.«
    »Dann geht’s also um eine Frau, ja?«
    Er schwieg, doch ich kannte die Antwort.
    »Wie haben Sie sich das denn gedacht? Haben Sie erwartet, dass sie sich wahnsinnig in Sie verliebt, wenn Sie ein paar Kinder umbringen?«
    »So dumm bin ich nicht. Ich weiß, dass ich ihr nichts bedeute, ihr nie etwas bedeutet habe, schon damals auf der Akademie nicht. Sie hat gesagt, sie brauche meine Hilfe. Da konnte ich sie doch nicht im Stich lassen.« Obwohl er das nicht mir erzählte, war ich der Einzige, der zuhörte.
    »Niemand bedeutet ihr etwas, denn in ihr ist vor langer Zeit etwas zerbrochen, ohne ihr Zutun, aber das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls lässt es sich nicht rückgängig machen. Sie spricht über Rigus, über die Unterstadt, aber die sind für sie nichts Reales. Menschen haben für sie keine Wirklichkeit.«
    »Sie schon«, sagte er. »Als Einziger – und dafür werden Sie sterben.«
    Celia wandte uns wieder ihre Aufmerksamkeit zu. »Johnathan«, sagte sie, doch Brightfellow hatte bereits eine Entscheidung getroffen.
    Dann ereigneten sich vier Dinge, und zwar mehr oder weniger gleichzeitig. Brightfellow hob den Arm, um irgendeinen Zauber zu wirken, doch bevor ihm das gelang, war ein Brutzeln zu hören, und es stank nach verbranntem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher