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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht
Autoren: Catherine Coulter
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nicht Varrick, es war der Burra mit seinen uralten Zauberkräften. Eine große Ruhe durchströmte sie. Sie hatte hin und her überlegt, wie sie fliehen konnte und war zu dem Schluß gekommen, daß sich nur eine Chance bot, nämlich wenn sie nach der Zeremonie mit Ragnor allein war. Wenn er versuchte, sie anzufassen, würde sie ihm die Finger einzeln brechen. Bei diesem Gedanken lächelte sie kalt.
    Es galt, die Dunkelheit abzuwarten. Sie erhob sich und trat unter der Plane hervor. Beiläufig fragte sie Torric: »Scheint heute nacht der Mond?«
    »Wir haben Halbmond«, antwortete Torric. Ihm war nicht wohl bei der ganzen Sache. Das gesamte Unternehmen ging ihm gegen den Strich. Rorik, Cleve und Merrik hatten ihm und Kerek das Leben gerettet und sogar Ragnor, dem Schwächling. Er hob den Blick zu Chessa. Sie war schön mit ihren locker geflochtenen Zöpfen und den gelben Bändern, passend zu ihrem gelben Kittel. »Mir tut das alles sehr leid, Prinzessin. Ebenso Kerek, es ist nur, daß er ...«
    »Warum nennst du mich Prinzessin, wenn du weißt, daß ich keine bin, Torric?«
    »Aus Gewohnheit«, antwortete er und spuckte ins schmutzige Wasser des Hafenbeckens.
    »Würdest du mich verfolgen, wenn ich über Bord springe?«
    »Nein, Prinzessin. Mein Bein ist schlecht verheilt. Lieber würde ich Euch entkommen lassen als zu ertrinken.«
    »Gut«, entgegnete sie und machte sich daran, über den
    Bootsrand zu klettern, kam aber nicht weit. Kereks Hand schloß sich um ihren Arm. »Ihr würdet das schöne Gewand ruinieren, Chessa. Kommt, es ist Zeit für die Hochzeitszeremonie.«
    Plötzlich wußte sie, was sie zu tun hatte, denn Cleve war nahe. Sie lächelte Kerek ins Gesicht. »Ich hab wohl keine Chance. Wenn das so ist, Kerek, wollen wir es hinter uns bringen.«
    »Woher dieser plötzliche Sinneswandel?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn es denn mein Schicksal sein soll. Freust du dich nicht über meinen Gehorsam? Oder willst du mich nicht mehr mit Ragnor vermählen?«
    Kerek runzelte die Stirn. Energischen Schrittes und hocherhobenen Hauptes strebte sie dem Bugraum zu, als sehe sie der Vermählung mit Ragnor freudig entgegen. Sie hatte sich verändert. Angst packte ihn. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und nahm ihren Arm. Er mußte sie sorgfältig bewachen.
    Die Zeremonie dauerte nicht lang. Chessa stand neben Ragnor, der sich nur noch mühsam auf den Beinen halten konnte, aber mit lauter, vernehmlicher Stimme verkündete: »Ich mache dich, Prinzessin Chessa von Irland, zu meiner Königin. Du wirst meine Kinder, die künftigen Erben des Danelagh gebären. Du wirst mir untertan und gehorsam sein. Wenn ich mit dir zufrieden bin, ist dir ein langes und angenehmes Leben an meiner Seite beschieden. Das schwöre ich, so wahr ich König Ragnor von York bin.«
    Statt ihm eine schallende Ohrfeige zu geben, was ihr innigster Wunsch war, lächelte sie zu ihm auf und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Ich, Chessa von Irland, begleite dich, Ragnor, als Königin von Danelagh nach York. Das Leben wird nicht bleiben, wie es ist, das weiß ein jeder. Sollte jemand anderer Meinung sein, so wird er bald eines Besseren belehrt werden.«
    Sie nickte Turella und Kerek zu. »Mehr gibt es nicht zu sagen«, schloß sie ihre Rede.
    Ragnor rief: »Nun ist sie die Königin, Mutter. Du kannst dich zurückziehen mit dem Rest deiner blauen Glaskelche.
    Chessa bring mir Met, dann werde ich dich endlich nehmen. Leider bist du keine Jungfrau mehr. Dafür bestrafe ich diesen Cleve und auch Kerek.«
    »Gewiß, mein Gebieter«, erwiderte Chessa mit süßer Stimme und reichte ihm einen Becher Met. »Von dir genommen zu werden, wagte ich nicht zu träumen. Hier dein Met. Trink, Gemahl. Ich denke mir eine Strafe für Kerek aus. Er wird es bitter bereuen, sich deinen Befehlen widersetzt zu haben.«
    »Vielleicht solltet Ihr nichts mehr trinken«, warnte Kerek, der fürchtete, daß Ragnor bald völlig berauscht umfallen und einschlafen würde. Dann würde Chessa vermutlich einen Fluchtversuch unternehmen. Würde er die ganze Nacht Wache halten müssen? Er fluchte in sich hinein. Ragnor wandte sich an ihn. »Ich bin der König von Danelagh, und du bist ein nichtswürdiger Wicht, Kerek. Wenn wir wieder in York sind, werde ich die Habichtsinsel überfallen, den Steinhaufen vernichten und Utta entführen. Komm, Chessa, es ist Zeit. Ich bin dein Gemahl.«
    »Gewiß, mein Gebieter«, wiederholte sie, legte ihre Hand in seine Armbeuge und führte ihn zum
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