Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
blähte ihn zu einer schwarzen Wolke.
    Der Mann schien nicht von dieser Welt zu sein.
    Turellas Krieger bemerkten die näherkommende Gestalt. Angst breitete sich auf ihren Gesichtem aus, und sie drängten sich aneinander. Einer zog sein Schwert. Die nahende Gestalt verharrte einen Augenblick und sah dem Krieger direkt ins Gesicht, der daraufhin einen Schritt zurückwich und das Schwert fallenließ, dessen Spitze sich dabei in die Holzplanken bohrte.
    »Varrick?« hauchte Turella. »Bist du es wirklich? Nach all den Jahren?«
    »Ja, Turella, ich bin es. Du hast gewagt, dich an meinem Besitz zu vergreifen. Ich weiß nicht, ob ich dich dafür töten oder den Frevel mit deiner Unwissenheit entschuldigen und dich verschonen soll.«
    »Wer ist dieser Mann?« Kereks Stimme bebte, und er haßte sich dafür. Vor ihm stand ein normaler Mann, der noch nicht einmal bewaffnet war. Er könnte ihn mit bloßen Händen erwürgen, war jedoch zu keiner Bewegung fähig. »Kennt Ihr diesen Mann?« wiederholte Kerek und blickte in Turellas bleiches Gesicht. Sie sah mit einem Mal aus wie eine alte Frau mit hängenden Schultern und eingefallenen, erschöpften Zügen, nicht wie die stolze Königin, die er seit so vielen Jahren liebte.
    »Es ist Varrick. Er ist mein Bruder,« antwortete Turella tonlos. Und dann schien sie sich daran zu erinnern, daß sie eine Königin war und nicht eine verbrauchte, alte und verängstigte Frau. Sie straffte die Schultern. »Wie ich sehe, trägst du immer noch Schwarz, Varrick. Bemalst du dir auch noch das Gesicht mit blauer und roter Farbe, tanzt nachts um die Feuer und stammelst deine uralten, sinnlosen Verse? Suchst du noch nach den Geheimnissen, die den Sterblichen verborgen bleiben? Versetzt du die Menschen immer noch mit deinen Tricks in Angst und Schrecken?«
    »Hat dir der Sturm gefallen, Turella? Hat er dir Furcht eingejagt? Deine Leute haben sich jedenfalls vor Angst in die Hosen gemacht.«
    »Nein, Chessa hat den Sturm herbeigezaubert.«
    »Glaubst du das wirklich, Schwester?«
    Nein, sie glaubte es nicht. Sie schluckte angstvoll. Kerek fühlte ihre Angst, genau wie dieser Varrick, dieser schwarzgekleidete Magier, der bleich und hochaufgerichtet vor ihnen stand, sie spürte.
    Sie blickte ihm forschend ins Gesicht. Und plötzlich rief sie: »Bei den Göttern, ich hätte es längst wissen müssen. Diese Augen, er hat deine Augen - ein goldenes und ein blaues. Ich habe Cleve in York kennengelernt und sah diese seltsamen Augen. Und heute wieder. Ist er dein Sohn, Varrick?«
    »Ja, er ist mein Sohn.«
    »Und Chessa ist seine Gemahlin«, sagte sie sinnend. »Sie werden ein wunderbares Kind zusammen haben.«
    »Möglich«, sagte er. »Das geht dich nichts an, Turella. Hör mir zu! Dein Schiff ist nicht zerstört. Rufe deine Männer zusammen, wecke deinen betrunkenen Sohn oder überlaß ihn mir, und ich töte ihn. Verlasse mein Land und kehre nie wieder zurück, Turella, sonst sorge ich dafür, daß du es bis in alle Ewigkeit bereust.«
    »Ja«, sagte sie gedehnt. »Wir reisen ab. Für mich gibt es hier nichts mehr zu tun. Das Danelagh ist verloren. Chessa war nicht für mich bestimmt, Varrick. Ich wollte sie für das Danelagh, damit sie die Regentschaft übernimmt, wenn die Zeit gekommen ist, um Ragnor Zügel anzulegen.«
    Varrick stand stumm und blickte auf die dunkle See hinaus. Kein Lüftchen regte sich, und dennoch blähte sich sein schwarzer Umhang hinter ihm. »Ich habe eine Stieftochter«, sagte er schließlich. »Sie heißt Cayman. Sie ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Hier bei uns wird sie keinen passenden Mann finden, und sie wird vereinsamen und alt werden, ohne Kinder und ohne einen Lebenssinn zu haben. Wenn du wünschst, Turella, frage ich sie, ob sie einverstanden ist, mit euch nach York zu kommen. Sie ist klug und geistreich. Immerhin lebt sie seit ihrer frühen Jugend bei mir.
    Sie wird auf dich hören, Turella, und sie wird deinen gräßlichen Sohn gut zu nehmen wissen. Sie ist ein guter Ersatz für Chessa.«
    »Ist sie wirklich schön?«
    Er nickte. »Die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ich lüge nicht.«
    »Kann sie Met brauen?« fragte Kerek.
    Varricks linke Augenbraue zog sich in die Stirnmitte. »Met? Ihr Met ist ausgezeichnet. Wenn sie sich entschließt, mit euch zu gehen, wird sie ihrer Schwester das Rezept geben, sonst bleiben wir alle sehr traurig zurück.«
    Kerek rieb sich die Hände. »Wenn das stimmt«, wandte er sich an Turella, »dann hat Utta auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher