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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht
Autoren: Catherine Coulter
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um, Ragnor!«
    Sie hätte ihre Drohung wahrgemacht, hätte Kerek sie nicht zurückgerissen und sie an beiden Armen festgehalten. »Ich heirate dich nicht, so sehr du mir auch drohst. Solltest du mich dazu zwingen, Ragnor, bringe ich dich um. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Hör auf!« befahl Turella mit ruhiger Stimme. »Still, Chessa. Beruhige dich. Davon wußte ich nichts. Du mußt an dein Kind denken.«
    »Kind?« fragte Ragnor einfältig und starrte wieder auf ihre Brüste. »Das ist doch nur ein Trick, Mutter. Chessa hat schon mehrmals gelogen, daß sie schwanger ist. Die Schlampe lügt, wenn sie den Mund aufmacht. Jetzt hat sie gerade versucht, mich umzubringen. Wäre ich nicht so höflich im Umgang mit schwachen Frauen, hätte ich nicht zugelassen, daß sie mich anfaßt. Ich wollte ihr nicht wehtun. Das verstehst du doch, Mutter?«
    »Ja«, entgegnete Turella milde. »Ich verstehe, mein Sohn. »Chessa, wir beide sollten wie zwei vernünftige, erwachsene Frauen miteinander reden, komm.«
    Doch Chessa schüttelte den Kopf. »Nein, Hoheit. Ich werde nicht mit Euch sprechen. Ich werde nichts dergleichen tun.«
    »Du hast dich verändert«, sagte Turella stirnrunzelnd. »Sieh, Ragnor. Da wird dein Met gebracht. Nimm dein Glas und sprich mit Kapitän Torric. Wir brechen bei Morgengrauen auf. Und heute abend findet die Hochzeit statt.«
    Ragnor schaffte es mit Kereks Hilfe aufzustehen und das Schiff entlang zum Heck zu torkeln. Er trank das kostbare Glas leer, warf einen Blick zu seiner Mutter zurück, und schleuderte das Glas über Bord. Dabei kicherte er einfältig.
    »Er ist jämmerlich«, murmelte Turella. »Ich begreife nicht, wie ich so etwas in die Welt setzen konnte. Aber Olric war ein Schwächling und dumm, er hatte nur Weiber und Saufen im Kopf.«
    »Tut mir leid, Hoheit, von mir könnt Ihr keine Hilfe erwarten. Ja, ich habe mich verändert. Ich bin verheiratet, und ich liebe meinen Ehemann. Wir haben uns einen Hof am Ufer des Loch Ness gebaut. Dort werde ich mit Cleve leben und unsere Kinder großziehen, nicht in York.«
    »Diesmal bist du wirklich schwanger. Und du wirst das Kind in deinem Bauch beschützen. Niemand wird je erfahren, daß Ragnor nicht dein echter Ehemann ist. Selbst wenn du es hinausschreien würdest, würde sich kein Mensch darum kümmern. Du bist nicht dumm, Chessa. Du weißt, wann du einlenken mußt.«

KAPITEL 28
    »Bei den Göttern, ich glaube es nicht!« rief Cleve erleichtert. »Bist du sicher?«
    »Ja«, antwortete Varrick. »Sie sind noch in Inverness, Chessa ist ihre Gefangene.«
    Die alte Frau an der Badehütte hatte ihnen von der hübschen, jungen Frau erzählt, in deren Haare sie gelbe Bänder geflochten hatte. »Sie sah aus wie eine Prinzessin.« Wenn sie nur wüßte, dachte Cleve, und drückte ihr eine Silbermünze in die Hand.
    Igmal kam vom Markt. »Ragnor und Chessa werden noch heute abend vermählt. Eine Scheinhochzeit, aber niemand wird danach fragen. Ich habe gehorcht, wie zwei Männer aus dem Gefolge der Königin miteinander redeten, während sie sich auf dem Markt umsahen. Im ersten Morgengrauen wollen sie dann die Segel nach York setzen. Die Besatzung besteht aus mindestens sechzig Mann. Königin Turella ist ebenfalls an Bord.«
    »Selbst wenn sie mit ihm vermählt wird, hat das nichts zu bedeuten«, sagte Varrick. Und zu Cleve gewandt: »Ich sehe es deinem Gesicht an, daß dein Plan nichts mehr taugt. Zeit für Pagan.« Damit zog er den Burra aus der Scheide, hielt ihn hoch und legte seine Finger in die Vertiefungen der geschnitzten Kreise und Vierecke. Varricks Finger schienen in die Vertiefungen zu sinken wie in weiches Wachs. »Ich sehe Chessa«, murmelte er. »Sie sitzt neben Turella unter einer Plane. Bei den Göttern, sie hat sogar den Thron für ihren idiotischen Sohn mitgebracht. Ist die Frau nicht bei Verstand? Chessa ist wohlbehalten. Sie denkt sich einen Fluchtplan aus. Ich spüre ihre Willenskraft, ihre Wut und ihre Entschlossenheit, zu dir zurückzukehren - und zu mir natürlich. Sie weiß, daß wir hier sind. Ich spüre ihren beschleunigten Puls. Sie weiß es, und sie will uns helfen, leichter zu ihr zu gelangen.« Varrick verstummte. Er hatte die Augen geschlossen, da er mit Hilfe der Magie des Burra an Bord des Kriegsschiffes zu sehen vermochte.
    Cleve konnte den Blick nicht von ihm wenden, er fühlte sich wie ein Kaninchen vor der Schlange, und die Schlange mit dem magischen Blick war sein Vater.
    Varrick rief sie, dachte Chessa, nein es war
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