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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht
Autoren: Catherine Coulter
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Habichtsinsel nichts mehr zu befürchten, Ragnor wird ein Trunkenbold bleiben, und Ihr und diese Cayman, Ihr werdet das Land regieren.«
    Turella blickte ihren Bruder an, dessen Umhang sich majestätisch blähte. »Ich nehme dein Angebot an.«
    Varrick nickte. »Bleibt noch zwei Tage. Wenn Sie sich entscheidet, mit euch zu kommen, bringe ich sie. Leb wohl, Schwester. Behandle meine Stieftochter gut. Wenn du es nicht tust, werde ich dich zur Rechenschaft ziehen.« Er neigte den Kopf hoheitsvoll, machte auf dem Absatz kehrt und schritt die Mole entlang zum Ufer. Kerek sah, wie er einen Stab aus seinem Gürtel zog und ihn hoch über seinen Kopf hielt. Wieder erhob sich ein Wind, der nur Varrick umwehte. Der Umhang schlug wie ein mächtiges Banner auf und nieder, die weiten Ärmel seines schwarzen Hemdes blähten sich. Plötzlich kam Nebel auf und verdichtete sich vor Varrick, der auf den Nebel zuschritt, in ihn eintauchte und im wabernden Grau verschwand. Anschließend löste sich der Nebel rasch wieder auf, und die Nacht war wieder klar.
    Von Varrick war nichts mehr zu sehen.
    Zu Kereks Erstaunen lachte Turella. »Das hat er schon als kleiner Junge gemacht«, sagte sie. »Die Hexenmeister in Bulgarien haben ihm das Kunststück beigebracht.« Und sie schüttete sich aus vor Lachen.
    »Aber er ist verschwunden, Hoheit«, sagte Kerek aus vor Angst zugeschnürter Kehle.
    »Ja«, entgegnete sie. »Er ist verschwunden. Als ich in den Westen reiste, um den König von Danelagh zu heiraten, begleitete er mich. Er wußte bereits alles, was die besten Zauberer in Bulgarien ihm beibringen konnten und hatte von Druiden und deren alten Zauberkünsten gehört. Er wollte anschließend nach Schottland reisen, um die Magie der Pikten zu studieren. Wie ich sehe, ist er dort geblieben. Ich fasse es immer noch nicht, Kerek. Cleve ist sein Sohn. Diese Augen - ich hätte es damals in York schon sehen müssen, er ist sein Sohn. Ich bin eine Närrin.«
    »Nein«, widersprach Kerek und zog sie liebevoll an sich. »Ihr seid völlig durchnäßt und müde. Eine solche Nacht möchte ich kein zweites Mal erleben. Während wir auf Cayman warten, müssen wir unsere Männer sammeln und sie beruhigen. Das Schiff muß instandgesetzt werden.«
    »Sie braut einen hervorragenden Met«, sagte Turella und kicherte an Kereks Schulter.
    Turella kicherte? Kerek hatte nie etwas Schöneres gehört.
    Torric, der Schiffsführer, kam hinkend auf die beiden zu, blinzelte verdutzt und räusperte sich. Dann erstattete er seinen Bericht. »Ragnor verschlief das Unwetter, die Blitze und den Donner. Er wachte nicht einmal auf, als das Schiff gegen die Mole krachte. Jetzt ist er wach und verlangt nach Met.«

KAPITEL 29
    Chessa saß auf Cleves Schoß. Die Männer kauerten dicht aneinandergedrängt im Boot und warteten auf Varrick. Sie sah ihn als erste, wie er hochgewachsen und schlank, mit vorgerecktem Kinn und wallendem Umhang, obgleich kein Lüftchen sich regte, herankam. Ihre Rettung hatte sie ihm zu verdanken, das wußte sie, und sie wußte auch, daß sie jetzt handeln mußte, sonst würde sie nie Frieden vor ihm finden. Varrick würde nicht aufhören, sie zu belauern. Dem mußte sie ein Ende setzen.
    Als er nahe genug war, barg sie ihr Gesicht an Cleves Brust und brach in Tränen aus. Haltlos schluchzend klammerte sie sich an ihn.
    Völlig überrascht von ihrem Gefühlsausbruch streichelte Cleve ihr den Rücken, küßte ihren Scheitel, wiegte sie auf den Knien und raunte ihr tröstende Worte ins Ohr. Das alles verstärkte nur ihr Leid, und sie schluchzte umso heftiger.
    Varrick blickte verständnislos auf sie hinunter. »Was ist los? Hat sie Schmerzen?«
    Chessa stammelte schluchzend: »Ich habe solche Angst. Ich dachte, sie verschleppen mich nach York. Ich glaubte, ich muß den Kerl heiraten. Ihr habt mich gerettet. Ihr alle.«
    »Chessa«, versuchte Cleve sie zu trösten. »Es ist alles gut, Liebling. Ich werde dich immer beschützen. Liebes, weine nicht mehr. Beruhige dich.«
    Er hob den Kopf und sah Varricks eiskaltes Gesicht. »Sie redet Unsinn. Was ist los mit ihr?«
    Igmal zuckte die Achseln. »Sie ist eine Frau, Lord Varrick. Sie hat Angst. Das Unwetter, das du herbeigezaubert hast, hat sie erschreckt.«
    In Varricks Blick mischte sich Kälte mit Verachtung.
    Der Nebel lichtete sich, und die Luft war klar und kühl. Der See lag glatt und dunkel. Chessa hob den Kopf und sah Varrick auf sich zukommen, und hinter ihm ein gutes Dutzend seiner Männer. Sein Umhang
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